Konzeptentwürfe

Erste Schritte zum Ausstellungskonzept

12 Studenten haben 12 Ausstellungskonzepte im Wintersemester 2010/11 konzipiert und vorgestellt. Sie blicken aus wissenschaftlicher Perspektive auf die Geschichte der Johann Wolfgang Goethe Universität zurück und betrachten verschiedene Facetten der Universitätsgründung und -entwicklung.

Erst durch diese unterschiedlichen Blickwinkel, Ideen und Konzeptüberlegungen konnte schlussendlich das Ausstellungskonzept für „36 Stifter für eine Idee“ gefunden werden. An dieser Stelle möchten wir noch einmal allen Beteiligten für ihre Kreativität und ihren Einsatz danken und diese Konzepte, als erste Schritte unserer Ausstellung, hier zum stöbern anbieten.

100 Jahre Studentenwerk

von Katharina Busch

Die Goethe-Universität ist mehr als nur eine Bildungseinrichtung – sie ist auch ein Ort der sozialen Kommunikation für und zwischen Studenten. Diese wird vor allem durch Einrichtungen des Studentenwerks unterstützt. Doch was ist das Studentenwerk – das in Frankfurt den Namen MainSwerk trägt – eigentlich für eine Einrichtung? Wie funktioniert es und was umfasst es? Im Vordergrund steht vor allem die Frage, wie groß sein Einfluss auf das studentische Leben ist.

Hierzu sollen dem Besucher grundlegende, dem Studenten neue und interessante Informationen an die Hand gegeben werden. Um den Besucher nicht mit Texttafeln zu „erschlagen“ soll das zu vermittelnde Wissen multiperspektivisch unter Einbeziehung des Raumes dargestellt werden. Eine mögliche Umsetzung wäre ein Fließband, auf dem die historisch relevanten Bröckchen scheibchenweise serviert werden. Ziel der Ausstellung ist es, eine Brücke zwischen Universität, Studentenwerk und studentischem Leben zu schlagen.

100 Jahre - 100 Menschen

von Nicola Felka

An einer Universität sind neben den Lehrenden viele weitere Berufsgruppen zu finden, ohne deren Einsatz das Funktionieren der Hochschule undenkbar wäre. Zu nennen sind wissenschaftliche Mitarbeiter und Hilfskräfte, technische Assistenten, Reinigungskräfte, Köche, Sekretäre als auch das Sicherheitspersonal.

In der Ausstellung sollen 100 Personen, deren Erwerbstätigkeit direkt oder indirekt mit der Goethe-Uni verbunden ist, kurz biographisch vorgestellt werden. Darüber hinaus werden mediale Stationen dem Besucher die Möglichkeit geben, die Bindung an die Uni durch Anekdoten oder Erfahrungen der Angestellten zu erfassen und somit die Universität als Komposition von vielen Individuen zu erfahren. Auf die Persönlichkeiten wird durch übergroße Bilder aufmerksam gemacht, die an den Campi aufgestellt werden. Da der Aufbau nicht thematisch strukturiert ist, wird keine Hierarchie der Beschäftigten assoziiert –  denn jeder ist gleich wichtig für den reibungslosen Ablauf des Unibetriebs.

 

 

Wessen Uni? Unsre Uni!

von Theresa Gessler

Mit meinem Konzept versuche ich das zu greifen, was Lernende und Lehrende für die Uni begeistert. Die vielen Veränderungen, die die Goethe-Uni in ihrer kurzen Geschichte erlebt hat, wurden getragen von Menschen, die eine Idee für „ihre Uni“, im besten Fall gemeinsam „unsere Uni“ hatten. Ich möchte die Orte zeigen, an denen diese Menschen ihre Spuren hinterlassen haben und daran die Diskussionen wieder lebendig machen, die beispielsweise um die modernistische Architektur Kramers, aber auch um unliebsame Kapitel wie die NS-Zeit geführt wurden.

Mein Konzept konzentriert sich deswegen auf fünf Schlaglichter, in denen sich die Frage, wie die Universität aussehen soll, zu Selbstverständnisdebatten kristallisierte: Die Gründung einer liberalen (groß)städtischen Hochschule 1914, den Beginn des Nationalsozialismus, die Demo-kratisierung nach 1945, die Studierendenproteste 1968 und als Ausgangspunkt für Debatten die gegenwärtige Diskussion um die Zukunft unsrer Uni.

Am Herzschlag der Geschichte

von Alexander Arend

Zum 100-jährigen Jubiläum unserer Alma Mater dreht sich mein Konzept um eine Verbindung historisch-universitärer Ereignisse und deren Einflüsse auf die Stadtgeschichte Frankfurts und Historie Deutschlands. Dass sich die Uni mal mehr, mal weniger „am Herzschlag der Geschichte“ befand, soll visualisiert werden. Zur Verdeutlichung ist die Form der Ausstellung an die Architektur des IG-Farben-Hauses gebunden. Die dem Campus zugewandte Seite widmet sich der Universität, die zur Innenstadt liegende Frankfurt und Deutschland.

Der „Herzschlag“ wird optisch symbolisiert durch ein EKG, dessen Frequenz je nach Intensität des Geschehenen die jeweiligen Ereignisse auf dem Boden verbinden. Je wichtiger und stärker die Verknüpfung der historischen Begebenheiten, desto intensiver der Ausschlag. Die langgezogene Kurve des Flures stützt die Symbolik eines ungewissen Weges in die Zukunft, da immer nur ein kurzes Stück voraus geschaut werden kann. Denkbar ist eine virtuelle Ausarbeitung der Ausstellung.

Sechs Namen eine Uni

von Erika Wagner

Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften, Königliche Universität zu Frankfurt am Main, Universität zu Frankfurt am Main, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Karl Marx Universität, Goethe-Universität -  sechs verschiedene Namen, eine Universität. Mein Ausstellungskonzept widmet sich dem Thema, wie die Frankfurter Hochschule im Laufe ihrer Geschichte zu ihrem derzeitigen Namen kam.

Da die Hochschule nicht nur Trägerin eines Namens war, sondern verschiedener, können die hundert Jahre zeitlich gesehen abgedeckt und die entscheidenden Entwicklungsstufen erleuchtet werden. Während deshundertjährigen Bestehens resultierten aus entscheidenden historischen Einschnitten neue Namen. Namen, die den traditionellen Gründungscharakter, die Stiftungen der Bürger und die dem Leitgedanken einer liberalen und experimentierfreudigen Universität nicht veränderten.

36 Stifter für eine Idee - Flyer

Sechs Namen - eine Uni [Ausstellungskonzept]
von Erika Wagner

Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften, Königliche Universität zu Frankfurt am Main, Universität zu Frankfurt am Main, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Karl Marx Universität, Goethe-Universität - sechs verschiedene Namen, eine Universität. Wie kam die Frankfurter Hochschule im Laufe ihrer Geschichte zu ihrem derzeitigen Namen? [Beitrag lesen]

Die 68er Bewegung an der Goethe-Universität

von Nilüfer Aktag

Die Errungenschaften der 68er-Generation prägte als größte studentische Bewegung die Gesellschaft weltweit. Die betreffenden Jahre gelten als „die Emanzipation der Studenten“. Im Kampf um mehr Mitsprache kam es besonders an der Goethe-Uni zu zahlreichen Protesten und Besetzungen. Die chronologische Abfolge der Ereignisse soll anhand von Dokumenten wie z.B. Zeitungsausschnitten zusammengestellt werden.

Für das Erleben einer Zeitreise werden die Wände im Stile der 70er Jahre dekoriert und passende Musik eingespielt. In diesem Bereich der Ausstellung liegt der Fokus auf  den agierenden Studenten, die porträtiert werden. Mit Gründung der „Frankfurter Schule“ errang zudem unsere Uni den Ruf eines Mediums der gesellschaftskritischen Theorien. Deren zentralen Begriffe wie der „Dialektik der Aufklärung“ und der „Versachlichung des Menschen durch Technik“  bilden den zweiten Teil des Konzepts. Diese sollen projiziert, ihre Urheber vorgestellt und durch nachgesprochene Texte erläutert werden. 

100 Jahre GU = 100 Jahre Stiftungsuni

von Carla Reitter

In diesem Konzept soll die Geschichte der Goethe-Universität im Rahmen ihrer einzigartigen Gründungsform als Stiftungsuniversität dargestellt werden. Dabei soll mit Originalen aus dem Uniarchiv sowie zusätzlichen Infotafeln der Stiftungscharakter herausgearbeitet werden, indem das Stiftungsgut und  die Stifter selbst näher beleuchtet werden. Die Ausstellung soll dem Besucher die Möglichkeit geben, sich eine vielseitige Wissensgrundlage über die Vor- und Nachteile einer Stiftungsuniversität anzueignen.

Die Geschichte unserer Hochschule und somit auch die Ausstellung lassen sich in drei Zeitabschnitte einteilen,  schliesslich wurde sie nach 1945 in eine staatliche Universität und erst 2008 wieder zur Stiftungsuniversität transformiert. Die zeitlichen Etappen 1914-1945 und 2008-2014 stehen somit Vergleich zu der mittleren Periode 1945-2008 und geben die Möglichkeit, die Goethe-Universität im Umfeld des Nationalsozialismus sowie während der Studentenbewegung in den 60er Jahren zu behandeln.

Die Uni und ihre Kunst

von Katja Maasch

Ein kunstbezogenes Thema wählte ich für meine Ausstellungsidee, weil Zeitgeist dank sinnlich wahrnehmbarer Exponate für die gesamte Gesellschaft gezeigt werden kann, ohne theorielastig zu sein. Die Ausbildung zum humanistischen Individuum mit der Fähigkeit zu Vernunft und Moral, ästhetischem Erleben und selbständiger Reflexion über die Welt ist keine überholte Vorstellung.

Die klassische Antike war, ist und bleibt ein wichtiger Leitfaden zur Selbstdefinition und Normsetzung an der Goethe-Universität, eine wachsende Offenheit der Rezeption und Sinngebung ist dabei zu beobachten. Bestimmte ereignishistorische Begebenheiten der Universität sollen sinnvoll textlich verdichtet und der Objektbezug dargestellt werden. An den öffentlich zugänglichen Exponaten lässt sich zeigen, inwiefern die Referenz der Kunstwerke an das klassische Bildungsideal die Uni charakteristisch geprägt hat. Die Ausstellungsstücke bieten dem Besucher Andockpunkte, den  vorgefundenen Kontext neu zu definieren.

Krisen der Uni Frankfurt

von Jens Döll

Mein Konzept befasst sich mit den Problemen, die die Uni-Frankfurt - gerade in ihrer Anfangszeit - hatte. Zu diesen Krisen zählen drohende Schließungen kurz nach dem 1. Weltkrieg, in der Weltwirtschaftskrise, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und letztendlich während der Besetzung Frankfurts durch die US-Army. Als weitere heikle Stationen in der Geschichte der Uni kann man die Studentenproteste 1968 sehen, die den Wissenschaftsbetrieb teilweise zum erliegen brachten.

Zu diesen einzelnen Punkten existieren im Uniarchiv zahlreiche Ausstellungsstücke wie Bilder und andere zeitgeschichtliche Dokumente, die dem Besucher ein Gefühl für die Schwierigkeiten vermitteln können. Wie der Lehrbetrieb in den 100 Jahren trotz aller Widrigkeiten aufrecht erhalten werden konnte und damit unsere Uni charakteristisch geprägt hat, ist ihr herauszustellendes Merkmal.

Über Diskurs zum Fortschritt

von Katrin Dickel

Mein Ausstellungskonzept setzt mit der Frage auseinander, welche Rolle kritischer Austausch und wissenschaftlicher Diskurs in der Formung der Universität spielte und spielt. Hierbei war für mich das Zitat Goethes Ansatz meiner Fragestellung: „Das Gleiche lässt uns in Ruhe, aber der Widerspruch ist es, der uns produktiv macht.“ Aus den Widersprüchen in der Universitätsgeschichte entspannt sich eine ganz eigene Dialektik, die es wert zu betrachten ist, denn die deutsche Geistes- und Wissenschaftsgeschichte erlebte verschiedene Höhen und Tiefen.

Der primäre Teil der Ausstellung besteht aus die Wege säumenden Plexiglasstelen. Auf der einen Seite beinhalten sie historische Daten zur Universität, auf der anderen Seite Informationen zu wichtigen Personen. Die Besucher können selbst entscheiden, ob sie der Chronologie folgen oder einen anderen Weg einschlagen wollen. Ferner sollen im Hörsaalzentrum Filmausschnitte wissenschaftlicher Diskussionen projiziert werden. 

Die jüdische Zedaka

von Nicole Bialous

Ich möchte mit meinem Ausstellungs-konzept hervorheben, dass der besondere Anfang der Johann Wolfgang Goethe Universität als Stiftungsuniversität ihrem Standort geschuldet ist und der Tatsache, dass die Stadt Frankfurt am Main eine lange Tradition von aktivem Bürgertum und eine hohe Anzahl von Stiftungen hat. Bei weiteren Forschungen in diese Richtung fiel mir auf, dass viele davon Stiftungen jüdischer Bürger Frankfurts waren. Insgesamt 64 jüdische Stifter trugen zur Gründung der Universität bei.

Deshalb möchte ich auch hervorheben, dass dies seinen Ursprung in der Religion des Judentums und seiner Verpflichtung zur Wohltätigkeit, der Zedaka hat. Dass diese Pflicht zur Wohltätigkeit an anderen von so vielen jüdischen Bürgern der Stadt Frankfurt aktiv gelebt wurde und dies zum einmaligen Status der Johann Wolfgang Goethe Universität als Stiftungsuniversität führte, finde ich einmalig und deshalb ausstellungswürdig.

Das Studium ausstellen

von Anton Stortchilov

Was ist eine Universität? Als erstes kommen einem Studenten in den Sinn, die eine Vorlesung konspektieren. Dieses zeitlose Bild soll für dieses Konzept als ein Rahmen zur Vorstellung der Geschichte der Uni Frankfurt dienen. Der Ausstellungsraum ist ein alter Vorlesungssaal, in dem verschiedene Objekte aus der Unigeschichte ausgestellt werden.

Erklärt werden sie durch eine aus Lautsprechern in Endlosschleife laufende „Vorlesung“. Kommt die Lektorenstimme zu einem bestimmten Abschnitt der Geschichte, werden von der Decke aus passende Objekte beleuchtet, während die weniger relevanten im Dunkel versinken. Der Besucher kann entweder durch den Saal schlendern, oder das Geschehen von den Sitzbänken der Studenten aus verfolgen. An manchen Stellen sitzen Mannequins, die verschiedene Kleider aus den unterschiedlichen Epochen tragen. Sie sollen für Kontinuität trotz Veränderungen stehen.