Das IGF als militärisches Hauptquartier. Wie bauten die Amerikaner das Gebäude für ihre Zwecke um?

von Daniel Dudde

Nachdem das IG Farben-Haus nur 14 Jahre seinem ursprünglichen Zweck als Verwaltungssitz des Chemiekonzerns diente, wurde es 1945 durch die amerikanischen Streitkräfte übernommen. Hierbei zog der Oberbefehlshaber der US-Army in Europa, Dwight D. Eisenhower, in das IG-Farben-Haus und nutzte einen ehemaligen Sitzungssaal des IG-Konzerns im ersten Obergeschoss von Q3 als sein Büro (Eisenhower-Saal, heute IG 1.314). Nachdem diese Einheiten aufgelöst wurden, verlegte der nun für Deutschland zuständige US-Militärgouverneur 1949 seinen Sitz in das Gebäude. Mit der Gründung der Bundesrepublik wurde diese Stelle umgewandelt und der letzte Militärgouverneur Lucius D. Clay wurde durch den neu ernannten Hohen Kommissar der USA, John McCloy, ersetzt. Dieser US High Commissioner hatte ab sofort seinen Hauptsitz mit seiner Zentrale im IG-Farben-Haus. [Anm. 1]

Im Jahre 1952 kam es dann zur vorerst letzten Umnutzung des Gebäudes, denn nun bezog das Hauptquartier des V. Korps der US-Army das Gebäude, welches dieses erst 1995 wieder verlassen sollte. Damit bildet dieser Zeitabschnitt die bisher längste kontinuierliche Nutzung des IG-Farben-Hauses. Das V. Armeekorps bestand aus über 70.000 Soldaten, welche in ganz Deutschland stationiert waren und allesamt aus Frankfurt befehligt wurden. [Anm. 2]

Bis zum Dezember 1994 war das IG-Farben-Haus damit der Arbeitsplatz für 3.000 Personen. [Anm. 3] Hierbei kam es schließlich auch zu einer veränderten Nutzung des Gebäudes. In erster Linie diente es weiter als Büro- und Verwaltungsgebäude, jedoch nicht mehr als ein ziviles, sondern als ein Militärgebäude. Neben dem V. Armeekorps zogen aber auch weitere Stellen in das Gebäude, wie der US Military Court, aber auch die CIA richtete ihr Hauptquartier in Deutschland im IG-Farben-Haus ein. Hierbei wurde das ehemalige Laboratorium der IG-Farben im Nebengebäude vollständig zu einer Hochsicherheits-EDV- und Telekommunikationszentrale umgebaut. Mit der US-Army zog aber auch eine verhältnismäßig große „military community“ mit bis zu 11.000 Soldaten und deren Angehörigen nach Frankfurt. Der größte Teil von ihnen war in Kasernen und housing areas untergebracht. Den Mittelpunkt dieser Community bildete das IG-Farben-Areal. Auf dem Gebiet zwischen Grüneburgweg und Miquelallee wurden daher viele neue Gebäude errichtet, wie das Kino „Idle House Theater“, das „Ambassador Arms Hotel, aber auch eine Kirche und ein Kindergarten. Ebenfalls wurde auf dem Gelände 1954 die Frankfurt American Highschool gebaut (heutige Philipp-Holzmann-Schule), welche bis 1995 ca. 66.000 Schüler besuchten. [Anm. 4]

Informationen zur Veranstaltung

Blick auf das IG-Hochhaus

Dozent: Dr. des. Markus Häfner
Veranstaltungsart: Übung
Semester: SoSe 2014
Fachbereich / Institut: Philosophie und Geschichtswissenschaften (FB 08), Historisches Seminar

Im IG-Farben-Haus selbst kam es zu verschiedenen Umbauten, die mit der veränderten Nutzung verbunden waren. Im Erdgeschoss wurden eine Post und eine Bank eingerichtet. Die weitreichendsten Umbaumaßnahmen bildeten aber die Veränderungen in Q1. Hier wurde der ehemalige repräsentative große Sitzungssaal des IG-Farben Konzerns, welcher sich über zwei Stockwerke erstreckte, zu Racketball Courts umgebaut und der vorherige Raum dadurch vollständig zerstört (heute BzG 1.121). Daran schlossen sich in den umliegenden Räumen mehrere Fitnessstudios an. [Anm. 5] In der Rotunde befand sich zeitweise eine Snackbar, welche auch als Raum zu Ausbildungszwecken genutzt wurde. Ebenso bekam das Casino, nun „Terrace Club“ genannt, eine veränderte Nutzung. Hier fand zur Zeit der US-Army das offizielle gesellschaftliche Leben statt und es wurden Bälle und Empfänge gegeben. Das Gebäude beherbergte nun die Offiziersmesse und den „Officers and Civilians Open Club“. Im Foyer des Casinos wurde eine offene Galerie eingebaut und die Glaswände wurden entfernt. [Anm. 6] Außerdem befanden sich hier kleinere Läden, ein Spielsalon und ein Barber Shop. Im Keller gab es zusätzlich noch den Club „Down Under“. [Anm. 7]

Im Zuge der Nutzung durch die US-Army kam es aber auch zu einer Reihe von Instandsetzungsarbeiten. Als erste größere Maßnahme erfolgte 1967 eine vollständige Sanierung der Travertin-Fassade mittels Hochdruckreinigern und eine Silikonbehandlung. [Anm. 8] 1982 wurden im gesamten Gebäude die Holzrollläden ersetzt und ebenso die Chicago-Schiebefenster gegen Flügelfenster ersetzt. Dies wurde durch veränderte Bauvorschriften nötig, wobei die Denkmalschutzbehörde zustimmte, da die Außenwirkung sich nicht veränderte. Vier Jahre später wurde das Dach komplett renoviert, eine neue Heizungsanlage eingebaut und die Dielen komplett erneuert. [Anm. 9]

Als im Jahr 1989 Colin Powell das Oberkommando über das V. Korps der US-Army übernahm und seinen Dienst im IG-Farben-Haus antrat, kam es zu ersten Plänen einer Generalsanierung des Gebäudes. Das IG-Farben-Haus sollte von Grund auf instandgesetzt werden und teilweise sein ursprüngliches Aussehen zurückerhalten. Es wurde ein vollständiger Plan ausgearbeitet um das, seit 1975 Creighton W. Abrams-Building genannte, Gebäude und den Terrace Club für 750.000 Dollar komplett zu sanieren. [Anm. 10] Als erster Ort war hiervon die Rotunde betroffen. Diese wurde vollständig in ihren Ursprungszustand zurückversetzt und Powell ließ sie mit Bauhausmöbeln aus den 1930er Jahren ausstatten. [Anm. 11] Zu dieser Zeit bekam der Raum den Namen Eisenhower Rotunde und es wurde in diesem eine Büste des ersten Oberkommandierenden der US-Army im IG-Farben-Haus aufgestellt. Als eine letzte bauliche Veränderung der Amerikaner wurden die Paternoster umgebaut und erneuert. Diese durften nur durch ein Sonderabkommen weiterhin betrieben werden, denn aus Sicherheitsgründen sollte die Benutzung in Deutschland ab 1994 verboten werden. Auf Grund hoher Kosten und dem geplanten Abzug der amerikanischen Streitkräfte aus dem IG-Farben-Haus wurde die vorgesehene Generalsanierung des Gebäudes nicht mehr durchgeführt. Der Abzug begann Dezember 1994 und im Mai 1995 wurde das Gebäude an die deutsche Regierung übergeben. [Anm. 12]

1 Vgl. Mühlhausen, Walter: Der Poelzig-Bau in Frankfurt am Main. Von der Schaltzentrale industrieller Macht zum Sitz der amerikanischen Militärregierung, in: Hessen: Geschichte und Politik, hg. v. Bernd Heidenreich / Klaus Böhme (= Schriften zur politischen Landeskunde Hessens 5), Stuttgart 2000, S. 376–388, hier S.386.

2 Vgl. Drummer, Heike/Zwilling, Jutta: Von der Grüneburg zum Campus Westend: Die Geschichte des IG Farben Hauses. Begleitbuch zur Dauerausstellung, Frankfurt am Main 2007, S. 112.

3 Vgl. ebd., S. 114.

4 Vgl. ebd., S. 108.

5 Vgl. ebd.

6 Vgl. Tölke, Reinhard: Sanierung und Umbau, Bewahrung und Erneuerung, in: Der Poelzig-Bau. Vom IG Farbenhaus bis zur Goethe-Universität, hg. v. Werner Meißner u.a., Frankfurt (Main) 1999, S. 130-139, hier S. 136.

7 Vgl. Drummer/Zwilling 2007, S. 108.

8 Vgl. Kirkpatrick, Charles: Das I.G.-Farben-Gebäude als Sitz der Amerikaner 1945-1995, in: Der Poelzig-Bau. Vom IG Farbenhaus bis zur Goethe-Universität, hg. v. Werner Meißner u.a., Frankfurt (Main) 1999, S. 104-120, S. 116.

9 Vgl. ebd., S. 116f.

10 Vgl. ebd.

11 Vgl. Drummer/Zwilling 2007, S. 108.

12 Vgl. Kirkpatrick 1999, S. 119.

Daniel Dudde, Das IGF als militärisches Hauptquartier. Wie bauten die Amerikaner das Gebäude für ihre Zwecke um?, in: USE: Universität Studieren / Studieren Erforschen, 14.10.2014, URL: https://use.uni-frankfurt.de/igf/dudde/.

Nach oben