Session 1: Vielfalt der Goethe-Universität

10.00-12.15 Uhr | Casino 1.801

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10.00
Utopie Universität

Dr. Andreas Becker, Michelle Kamolz, Joanna Baue (Theater-, Film- und Medienwissenschaften)
Utopie Universität
In: Dr. Andreas Becker, Utopie Universität, Theater-, Film- und Medienwissenschaft, SoSe 2014.

Utopien (wörtlich: Nicht-Orte) geht es seit Thomas Morus darum, Ideen von möglichen Welten, Gesellschaften, Institutionen zu entwickeln. Antworten darauf, was Universität denn sei, haben ein utopisches Potential: offener Grenzort, wo die Infragestellung möglich ist (Bernhard Waldenfels), wo es unbedingte Freiheit gibt, „das Recht, öffentlich auszusprechen, was immer es im Interesse eines auf Wahrheit gerichteten Forschens, Wissens und Fragens zu sagen gilt“ (Jacques Derrida), wo die Wissenschaft sich als ‚nie ganz Aufzufindende‘ versteht – also ein Ort des Suchens (Wilhelm von Humboldt).

Im gleichnamigen Seminar beschäftigten wir uns zunächst mit der Geschichte der (Goethe-)Universität und suchten das Gespräch mit Kollegen und Experten, unternahmen Exkursionen. Wir fragten dann nach den utopischen Welten und architektonischen/gesellschaftlichen Entwürfen dessen, was uns heute als mögliche und wünschenswerte Universität gilt. Die Diskussionsergebnisse und auch Praxisprojekte, die innerhalb des Seminars entstanden, möchten wir exemplarisch vorstellen.

10.30
(Be-)Reinigungen. Vom Umgang mit dem Unerwünschten

Jun. Prof. Dr. Meike Wolf, Alexandra Reimer, Armin Ritter, Simon Hämmerle, Viola Balser-Schuhmann, Sophia Tepper (Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie)
(Be-)Reinigungen. Vom Umgang mit dem Unerwünschten
In: Jun. Prof. Dr. Meike Wolf, (Be-)Reinigungen. Vom Umgang mit dem Unerwünschten, Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, SoSe 2014.

Rund 450 kg Müll werden in Deutschland pro Kopf jährlich produziert, so Eurostat. Diese Beobachtung ist nicht nur im Kontext ökologischer Überlegungen relevant – sie eignet sich auch dafür, aus kulturanthropologischer Perspektive über die globale Verbreitung von Konsumgütern und ihre Kehrseite (den Abfall) nachzudenken. Besonders in urbanen Regionen scheint sich die Problemlage zu verdichten. Hier zeichnet sich gegenwärtig eine Vielzahl heterogener Praktiken ab (vom Re- und Upcycling über Weiterverkauf bis zur Deponie oder Energiegewinnung), mit denen sich das Forschungsseminar beschäftigt. Dabei steht weniger der Transformationsprozess im Vordergrund, der ein Konsumgut in Abfall verwandelt, als vielmehr die Frage, welche Praxisformen, Normen und Regulative mit der Handhabung von Müll einhergehen, wie diese sich zu globalisierten Wertschöpfungsketten verhalten und wie hieraus wichtige Handlungsfelder etwa im Bereich der Public Health, der Stadtplanung oder des Handels und Konsums entstehen.

Exemplarisch identifizieren die Studierenden – in thematisch gegliederten Arbeitsgruppen – verschiedene Formen des Umgangs mit Müll in der Stadt Frankfurt, erschließen und reflektieren in Form einer Mini-Recherche empirisch, um ein Verständnis für die soziale wie materielle Verfasstheit von Abfall zu gewinnen. Sie wählen hierfür einen angemessenen methodischen Zugang aus (von teilnehmender Beobachtung über Interviews und Müllprotokolle hin zu filmischen Dokumentationen) und präsentieren ihre Recherchen.

11.10
Ton als Zugang zur Geschichte der Goethe-Universität im Dritten Reich

Dr. Muriel Favre, Jan de Fijter, Monika Denz, Bedriye Gürel, Daniel Patzer, Eva Schmidt, Saraj Vainstain (Geschichte)
Der Ton als Zugang zur Geschichte der Goethe-Universität im Dritten Reich
In: Dr. Muriel Favre, Der Ton als Zugang zur Geschichte der Goethe-Universität im Dritten Reich, Historisches Seminar, WiSe 2013.

Anhand zweier Reden, die der erste nationalsozialistische Rektor der Goethe-Universität, Ernst Krieck, im Frühjahr 1933 hielt und die heute im Deutschen Rundfunkarchiv Frankfurt am Main überliefert sind, wurde in der Übung der quellenkritische Umgang mit historischen Tondokumenten geübt. In einer zweiten Etappe wurde dann erprobt, wie aus einer Tonquelle ein wissenschaftlicher Ertrag gezogen werden kann.

Auf dem Studienkongress werden die erzielten Ergebnisse in einer Reihe von Kurzbeiträgen zu folgenden Themen vorgestellt:

  1. Vorstellung der Reden: Rede im Rahmen einer Veranstaltung des „Kampfbundes für deutsche Kultur“ auf dem Frankfurter Römerberg am 22. März 1933; Rede anlässlich der Rektoratsübergabe der Goethe-Universität im Frankfurter Opernhaus am 23. Mai 1933 (beide Reden wurden im Rundfunk übertragen),
  2. Vorspielen eines kurzen Tonbeispiels,
  3. Historischer Kontext: Ernst Krieck, Kampfbund für deutsche Kultur, Goethe-Universität 1914-1933,
  4. Rundfunkhistorischer Kontext,
  5. Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte der Tonaufnahmen,
  6. Relevanz von Tonquellen für die historische Forschung in theoretischer Hinsicht,
  7. Relevanz von Tonquellen für die historische Forschung am Beispiel einer Redeanalyse.

11.40
Frankfurter Literaturwissen- schaftler, 1914-1945 - eine virtuelle Ausstellung

PD Dr. Bernd Zegowitz, Tobias Chriske, Hannah Maria Alfter (Germanistik, Romanistik)
Frankfurter Literaturwissenschaftler, 1914-1945 - eine virtuelle Ausstellung
In: PD Dr. Bernd Zegowitz, Dr. Frank Estelmann, Literaturwissenschaften in Frankfurt 1914-1945, Germanistik & Romanistik, SoSe 2013 & WiSe 2013/14.

Mit dem 100-jährigen Jubiläum der Universität Frankfurt jährt sich im Jahr 2014 auch die universitäre Institutionalisierung der Frankfurter Literaturwissenschaften. Um deren Gründungs- und Konsolidierungsphase ging es in einem interdisziplinären Lehrforschungsseminar in den Literaturwissenschaften, dessen Ergebnisse auf http://use.uni-frankfurt.de/literaturwissenschaftler zu sehen sind.

Als Mitglieder der Philosophischen Fakultät trugen die 1914 nach Frankfurt berufenen Literaturwissenschaftler und die aus der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften übernommenen Kollegen zum wissenschaftlichen Profil der Goethe-Universität bei, das Frankfurt in der Weimarer Republik zu einer attraktiven Alternative zu den bereits etablierten Universitäten machte. Darüber hinaus verhalfen sie einer auch auf Praxisbezug und Neuerung ausgerichteten Fachentwicklung zum Durchbruch, die in Frankfurt aus historischen und konzeptuellen Gründen gefordert und gefördert wurde. Die Machtergreifung der Nazis und die Vertreibung vor allem der jüdischen Wissenschaftler setzte dieser Entwicklung 1933 entweder ein Ende oder lenkte sie in andere Bahnen. Dabei ist in mancher Hinsicht auch die Geschichte der im Sinne der Nazi-Ideologie gleichschalteten Philosophischen Fakultät der Universität Frankfurt zwischen 1933 und 1945 anders verlaufen als an anderen deutschen Universitäten.

Während zweier Semester – zwischen April 2013 und Februar 2014 – hat sich eine Gruppe von Studentinnen und Studenten der Frankfurter Romanistik, Germanistik und Anglistik, moderiert von zwei Lehrenden, intensiv mit dieser Geschichte der Universität Frankfurt beschäftigt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Lehrforschungsseminars haben einzelne Forscherbiographien von an der Universität Frankfurt zwischen 1914 und 1945 tätigen Literaturwissenschaftler rekonstruiert (z.B. mit Hilfe des Universitätsarchivs, der Bestände der Universitätsbibliothek oder digital zur Verfügung stehender Medien). Daneben haben viele von ihnen in Essays einzelne Aspekte der intellektuellen Biographien von Frankfurter Literaturwissenschaftlern näher beleuchtet und sich mit Fragen der Präsentation von Forschungsergebnissen intensiv beschäftigt. Die Ergebnisse werden im Rahmen einer virtuellen Ausstellung präsentiert. Der Vortrag gibt einen Einblick in die Konzeption und den Aufbau der virtuellen Ausstellung und stellt einen der Literaturwissenschaftler exemplarisch vor.

Zur virtuellen Ausstellung: Frankfurter Literaturwissenschaftler, 1914-1945