Session 6: Stifter, Denker, Neuanfänge

14.15-16.00 Uhr | PA & Casino 1.802

Videoaufzeichnung der kompletten Session 6: »ansehen

14.15
36 Stifter für eine Idee - Führung durch die Ausstellung

Lucia Gerharz (Geschichte)
36 Stifter für eine Idee - Führung durch die Ausstellung
In: Dr. Torben Giese, Jüdische Stifter und die Stiftungsuniversität Frankfurt, Historisches Seminar, WiSe 2010 bis SoSe 2014.

Die Ausstellung stellt die Rolle der jüdischen Stifter für die Gründung der ersten liberalen, toleranten und vom Staat unabhängigen Universität in den Mittelpunkt, die nur dank eines starken Wirtschaftsbürgertums realisierbar war.

Wie wissenschaftlicher Forschungsansatz und kreativer Zugang zu einem abstrakten Thema umsetzbar sind, beweist dieses Projekt, das schon im WS 2010 seinen Anfang nahm und im Laufe der Jahre und mit Anzahl der beteiligten Studierenden zu einem der Highlights studentischer Initiativen währen des Jubiläumsjahres der Goethe-Universität wuchs. Stand zu Beginn zunächst die theoretische Konzeption einer wissenschaftlichen Aufbereitung der Geschichte der Universität, entwickelte sich zunehmend ein methodischer Ansatz, ihre Entstehung aufzuarbeiten.

Projektmanagerin Lucia Gerharz führt durch die Ausstellung und erläutert die Entwicklungsschritte von der ersten Idee bis zu ihrer Umsetzung.

Die Führung findet im PA-Gebäude statt!

Online: http://use.uni-frankfurt.de/36stifter
Online: http://www.facebook.com/36Stifterfuertoleranz

Die Ausstellung ist noch bis zum 26. Oktober 2014, montags bis freitags zwischen 11 und 17 Uhr im PA-Gebäude der Goethe-Universität (Campus Westend) zu sehen.

15.00
Restitutions- bemühungen zur Erstattung jüdischer Kulturgüter

Lisa Ludwig (Jüdische Religionsphilosophie)
Restitutionsbemühungen zur Erstattung jüdischer Kulturgüter nach der Shoah und ihr Bezug zur Geschichte der Judaica-Bestände der Frankfurter Bibliothek
In: Prof. Dr. Christian Wiese, Jüdische Geistesgeschichte in Frankfurt im 19. und 20. Jahrhundert und im Kontext der Frankfurter Universitätsgeschichte, Katholische Theologie, SoSe 2014.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es – initiiert durch die New Yorker Organisation „Jewish Cultural Reconstruction“ – unter Beteiligung namhafter jüdischer Intellektueller wie Hannah Arendt, Gershom Scholem oder Salo W. Baron zum Versuch, während der Nazi-Zeit geraubte Bücher und andere jüdische Kulturgüter zu retten und nach Israel oder Amerika zu bringen.

Im Zentrum der Aufmerksamkeit stand dabei u.a. das von der Militärregierung eingerichtete Offenbacher Archiv- Depot, in dem geraubte jüdische Bibliotheken (mit 3 Millionen Titeln) und Ritualgegenstände gesammelt wurden, um sie ihren Eigentümern oder jüdischen Institutionen zurückzugeben. Das Projekt rekonstruiert die Geschichte dieser Initiative und bezieht dabei auch das Schicksal der von Aron Freimann gesammelten Judaica- und Hebraicabestände der Frankfurter Universitätsbibliothek mit ein, die heute den Kern des Frankfurter Sondersammelgebiets Judaica ausmachen.

15.20
Verlorene Denker

Juliette Heinikel, Volker Kehl, Diana Maudj (Geschichte)
Verlorene Denker - Wer ist verloren, was ist verloren? Ab wann gilt man als verloren?
In: Dr. Torben Giese, Verlorene Denker, Historisches Seminar, WiSe 2013/14.

Die Goethe Universität feiert dieses Jahr ihr Hundertjähriges Jubiläum. In diesem Kontext haben sich die Teilnehmer*innen des Seminars „Verlorene Denker“ unter der Leitung von Dr. Torben Giese und der Kooperation des Hessischen Rundfunks mit einem dunklen Kapitel der Universitätsgeschichte auseinandergesetzt.

Ab 1933 wurden an der Goethe Universität rund 140 jüdische Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter von den Nationalsozialisten vertrieben. Unter diesen befanden sich unter anderem der Soziologe Herbert Marcuse und der Historiker Ernst Kantorowicz. Doch wer waren die weniger bekannten Wissenschaftler? Manche kehrten später nach Deutschland zurück, andere konnten im Ausland ihre wissenschaftliche Tätigkeit weiterführen, einige scheiterten gänzlich an den grausamen Erlebnissen, Zwängen und Repressalien durch die Nationalsozialisten.

In von Student*innen des Seminar mithilfe des HR produzierten Radio-Features werden die Ergebnisse der Seminararbeit präsentiert. Um einen Einblick in diese Arbeit zu ermöglichen, werden Ausschnitte der Sendung vorgestellt und so Lebensgeschichten verlorener Denker in Erinnerung gerufen. Das Feature wird im Jubiläumsjahr auf hr2-kultur zu hören sein.

Sendetermin: 19. Oktober 2014, 18.05h, hr2-kultur

15.40
Fritz Bauers Engagement in Bezug auf die Auschwitzprozesse ...

Julia Liesegang (Jüdische Religionsphilosophie)
„Gerichtstag über uns selbst halten“- Fritz Bauers Engagement in Bezug auf die Auschwitzprozesse und die Weiterführung durch das Fritz Bauer Institut
In: Prof. Dr. Christian Wiese, Jüdische Geistesgeschichte in Frankfurt im 19. und 20. Jahrhundert und im Kontext der Frankfurter Universitätsgeschichte, Katholische Theologie, SoSe 2014.

Fritz Bauers Engagement in der NS-Aufklärungsarbeit bleibt ein beispielloser Verdienst der deutschen Rechtsgeschichte. Welche Wirkung wollte Bauer durch die Auschwitzprozesse erzielen und ist diese tatsächlich erreicht worden? Wie führt das Fritz Bauer Institut diese Arbeit weiter? Und welche Bedeutung hat Fritz Bauers Aufklärungsarbeit bis heute?

Das Fritz Bauer Institut ist von elementarer Bedeutung für die lückenlose Aufklärung der deutschen Vergangenheit im Nationalsozialismus. Neben der sorgfältigen Dokumentation von Material der Auschwitzprozesse und der Bereitstellung dieser auf einer eigenen Homepage setzt sich das Institut auch mit der Frankfurter Universitätsgeschichte auseinander. Das heutige Hauptgebäude der Universität auf dem Campus Westend, war während des Dritten Reiches in Besitz der IG-Farben, welche eng mit den Nationalsozialisten zusammenarbeitete. Das Institut bietet zu diesem Thema historische Campusführungen an und arbeitet außerdem eng mit Zeitzeugen zusammen.