Olaf Cunitz

Olaf Cunitz
Studium 1990-1996 (Mittlere und Neuere Geschichte und Politologie)

Interview, Schnitt und Text: Bertan Tufan

„Wir hatten uns viel, zu viel, gefallen lassen.“ So sieht Olaf Cunitz im Interview die Auseinandersetzungen mit den Professor*innen am Historischen Seminar, die im Zusammenhang mit den Unistreiks Mitte der 1990er entstanden. Er berichtet von kontroversen Diskussionen über Themen wie die Wehrmachtsausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung oder die Namensgebung für das Gebäude des IG-Farben-Konzerns, in das die Geisteswissenschaften 2001 schließlich einzogen. Die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit bezeichnet er als prägend für seine Studienzeit.

Auf dem Campus Bockenheim, in unmittelbarerer Nähe seines Elternhauses, besuchte er Vorlesungen und Seminare im Philosophicum und in der Villa des Seminars für Osteuropäische Geschichte. Hier traf Cunitz Gleichgesinnte, mit denen er in der Fachschaft Veranstaltungen zu gesellschaftlichen und politischen Fragen organisierte. Der zweite Golfkrieg und der Jugoslawienkrieg waren für ihn wichtige Themen. Aber auch Fußball und die Frankfurter Eintracht, zu deren Heimspielen im Waldstadion die Freunde gingen.

An das Café im Fachschaftsraum des Historischen Seminars erinnert er sich in der Rückschau als Ort von Diskussionen, als wichtigen Treffpunkt und als Kommunikationszentrum für die Studierenden. Amüsiert berichtet er von der inzwischen altmodischen Herstellung der Fachschaftszeitschrift: „Alles auf einem Atari gesetzt“.

Inzwischen bloggt und twittert Cunitz zu den Themen, die ihn als Politiker beschäftigten. Seit 1998 ist er bei den Frankfurter GRÜNEN aktiv, war als Stadtverordneter auch deren Faktionsvorsitzender im Römer 2006-2012 und von 2012 bis 2016 Bürgermeister und Planungsdezernent Frankfurts. Die nationalsozialistische Vergangenheit ‚seiner‘ Behörde kannte er bereits, denn für seine Magisterarbeit hatte er die Pläne der Nationalsozialisten zur Umgestaltung der Frankfurter Altstadt untersucht.

Cunitz denkt gerne an seine Studienzeit zurück, trotz der Auseinandersetzungen mit den Professor*innen. Viele Freundschaften aus der Studienzeit bestünden bis heute. Die Zeit sei prägend gewesen, denn er habe das wissenschaftliche Arbeiten gelernt und den Entschluss gefasst, selbst politisch aktiv zu werden und die Politik sogar zum Beruf zu machen.