Fred Heppenheimer

Fred Heppenheimer
Studium 1969-1974 (Anglistik, Politikwissenschaften)

Interview, Schnitt und Text: Hannah Leusch

Fred Heppenheimer studierte von 1969 bis 1974 Anglistik und zunächst Literaturwissenschaften, später Politikwissenschaften. Nach seinem Studium wurde er Lehrer für Englisch und Politikwissenschaften, inzwischen ist er pensioniert. Er berichtet von einem Studium, das  geprägt war durch die 68er-Bewegung: Die Arbeit in Basisgruppen, Vorlesungssprengungen und die Auseinandersetzung mit dem eigenen politischen Bewusstsein. Bereits in seiner erste Veranstaltung in Anglistik erlebte er die Politisierung des Studiums: Zu seiner Überraschung wurde die Vorlesung unterbrochen und von einer Basisgruppe des englischen Seminars übernommen. Nicht um Literatur sollte es gehen, sondern um Gesellschaftskritik.

Schnell schloss sich auch Fred Heppenheimer einer Basisgruppe an. Bald wechselte er auch das Studienfach: Politikwissenschaften statt Germanistik. Er diskutierte in Basisgruppen gesellschaftliche und politische Themen, las gemeinsam mit Kommiliton*innen „Das Kapital“ von Karl Marx und versuchte auch, andere Student*innen für politische Fragen zu begeistern. Die ganz andere Denkweise und auch Lebensweise, die er hier kennenlernte, hat ihn fasziniert. Dabei wollte er, wie er sagt, „nicht die Bundesrepublik oder die Welt verändern, eher mich“. Natürlich sei man dabei „irgendwie links“ gewesen, doch inzwischen würde er sich nicht mehr als „Linken“ bezeichnen. Gegen Ende seines Studiums habe er die „Null-Bock-Generation“ kommen sehen, die unpolitischer gewesen sei und das Studium auch deshalb entspannter genommen habe.

Den Terror der RAF oder die Häuserkämpfe im Frankfurter Westend nennt Heppenheimer als wichtige Themen, die während seines Studiums diskutiert worden seien. Der Terrorismus sei für ihn auch damals unbegreiflich gewesen. Gewalt hätten er und seine damaligen Freunde stets abgelehnt. Sein Ziel sei Emanzipation gewesen, gesellschaftlich und auch persönlich. Sich selbst bezeichnet er weniger als Aktivist, sondern eher als Theoretiker.

Politik und politische Diskussionen hätten das Leben auch außerhalb der Universität bestimmt. Ständig habe man diskutiert, auch in den studentischen Wohngemeinschaften. Damals wohnten in vielen Häusern im Frankfurter Nordend fast nur Studenten. Dort sei man selten allein gewesen. Die Türen hätten stets offengestanden und wenn ein paar Leute zusammenkamen, habe sofort eine Diskussion begonnen. Alles sei politisiert worden, auch Beziehungsfragen: Eine feste Zweierbeziehung war als „bürgerlich-spießig“ verpönt, auch Eifersucht wurde mit politischen Diskussionen therapiert.