Ernst Neubronner

Ernst Neubronner
Studium 1959-1964 (Volkswirtschaftslehre)

Interview: Carla Reitter; Schnitt und Text: Malinka Jamin

Nach dem Abschluss seiner Lehre zu arbeiten, kam für Ernst Neubronner nicht in Frage. Die Ausbildung langweilte ihn, deshalb wollte er anschließend studieren. Dabei hatte er zunächst noch keinen Beruf im Sinn. An der Uni hatte er Spaß und fühlte sich einfach wohl.

Aus Geldgründen und der Einfachheit halber wohnte er weiterhin bei seinen Eltern in Kronberg. Noch während des Studiums heiratete er und wurde Vater. Ein aktives Studentenleben stand für ihn weniger im Vordergrund. Vormittags war er Student in Frankfurt, nachmittags junger Familienvater in Kronberg. Das Geld zum Leben musste Neubronner selbst verdienen. Im Interview berichtet er von Jobversteigerungen im Studentenhaus und davon, wie er diese Arbeitsvermittlung für Studierende erlebte.

Auch Anfang der 1960er Jahre war die deutsche Vergangenheit ein Thema für die Studierenden. Gemeinsam hätten sie damals über die NS-Vergangenheit politischer Mandatsträger geklagt, berichtet Neubronner. Den Mut zum Protest hätten sie aber nicht gehabt. Die in der Schule antrainierte Disziplin sei stärker gewesen. Umso mehr habe er später die Unerschrockenheit der 68er bewundert.

Neubronner erlebte die Universität noch nicht als Massenveranstaltung. Anders als heute seien überfüllte Hörsäle eine Seltenheit gewesen. Auf dem Gang habe damals keiner sitzen müssen. Auch sonst sei manches anders gewesen: Studenten seien anders miteinander umgegangen, sich zu duzen sei nicht üblich gewesen. Doch auch mit dem „Sie“ habe man sich verabredet.

Als noch größer bezeichnet er die Distanz zu den Hochschullehrern. Man habe Professoren mit Titeln angesprochen, den Dekan zudem mit „Eure Spektabilität“ – das findet Neubronner heute noch unaussprechlich.

Neubronner freut sich, dass sich das Verhältnis zwischen Universität und Stadt inzwischen verändert hat. Zu seiner Studienzeit empfand er es mehr als ein Neben- statt als Miteinander. Heute habe sich die Universität geöffnet und sei im der Stadtleben viel stärker präsent. Als privater Förderer für das Deutschlandstipendium verkörpert Neubronner selbst diesen Wandel.