Hermann Roth

Hermann Roth
Studium 1973-1980 (Medizin)

Interview, Schnitt und Text: Silas Noé Demel

Ein Sprung in sehr kaltes Wasser war der erste Studientag für Hermann Roth. Eine Einführung ins Studium gab es nicht und er kannte niemanden auf dem großen Campus. Mit achtzehn Jahren war er aus Steinau bei Schlüchtern nach Frankfurt gekommen, um als erster seiner Familie ein Studium zu beginnen. Ein Bekannter hatte ihn darauf gebracht, Medizin zu studieren. Noch vor der Einschreibung hat er diese Wahl überprüft, indem er ein Pflegepraktikum in einem kleinen Krankenhaus absolvierte.

Sein erstes Zimmer hatte er in einem Studentenwohnheim. später zog er in Sachsenhausen in eine Wohngemeinschaft. Auch damals war die Wohnungssuche für Studierende ein Hindernislauf. Roth erzählt, wie sie vor dem Gebäude der Frankfurter Rundschau auf die druckfrische Zeitung mit den Annoncen warteten, die Telefonhäuschen stürmten und ersten Kontakt mit Vermietern aufnahmen.

Das Studium und seine Wohnung konnte Roth mit Hilfe eines Studienkredites und mit BAföG finanzieren. Ein Zubrot verdiente er sich als Nachtwache in Krankenhäusern. Das sei ein lukrativer Nebenjob für Medizinstudenten gewesen. So sei es möglich gewesen, teure Bücher für das Studium zu kaufen, in den Urlaub zu fahren und auszugehen.

Seine Freizeit verbrachte Roth in Kneipen, er besuchte mit Freunden Konzerte oder traf sich mit ihnen zum Fußballspielen im Ostpark. Die Organisation lief über Telefon, Aushänge und Treffpunkte – es funktionierte damals noch ohne Internet und Facebook. Im Vergleich zu heute habe er ruhiger studiert. Die Reizüberflutung, die das Internet heute bringe, habe es damals nicht gegeben.

Politische Themen der Studierenden waren der Terrorismus der RAF und der Häuserkampf besonders im Frankfurter Westend. Er berichtet von Demonstrationen, bei denen auch schon mal „ziemlich geknüppelt“ worden sei.