Prager Maḥzor zu Sukkot (nach 1613)
bearbeitet von Horst Kuhli
Fundort der Geniza | Altenschönbach (Bezirk Unterfranken des Freistaats Bayern). Jetziger Aufbewahrungsort: Jüdisches Kulturmuseum Veitshöchheim. |
Inventarnummer | F I |
Umfang | 1 doppelseitig bedrucktes Blatt im Groß-Quart-Format. Die Vorderseite trägt in der linken oberen Ecke die hebräische Blattzahl "qlt" (= "139"). Man sollte deshalb die beiden Seiten als "139r " und "139v" (alternativ: "139a" und "139b") zitieren. |
Erhaltungszustand | Überdurchschnittlich gut. Das Papier ist fest, elastisch und reißresistent. Die Bräunung ist altersgemäß und eher dezent als gravierend. Die Druckschrift ist wischfest und gibt keine ferrischen Partikel ab (keine optisch oder haptisch wahrnehmbaren Spuren; eine überdies durchgeführte Untersuchung mit einem Taschen-Magneten war gleichfalls negativ). |
Sprache(n) | Hebräisch |
Autor / Herausgeber, Schreiber | Unbekannt |
Jahr | Geschätztes Alter des Papiers deutet auf das 17. oder 18. Jhdt. Diesem Befund entspricht auch die drucktechnische Ausführung. |
Ort | Der Vergleich mit anderen Mahzorim ergibt die größte Ähnlichkeit mit Prager Drucken des frühen 17. Jhdts. |
Beschreibung und Einordnung
Den Inhalt vorliegenden Fragments bilden Gebete zum zweiten Tag von Sukkot (Laubhüttenfest). Die Gebete befinden sich in der Seitenmitte, umrahmt von Kommentaren. Der Zentraltext ist in klarer, gut geschnittener Quadratschrift ashkenazischen Typs gedruckt. Kein "Zeilenflattern", sondern feste Einspannung qualitätvoll geschnittener und gut gegossener Bleilettern. Dasselbe gilt für den in kleinerer Rashi-Schrift gedruckten Text der Marginalannotationen.
Zur Identifizierung des Drucks wurden alle online in der Bayerischen Staatsbibliothek, der israelischen Nationalbibliothek, der Senckenberg-Bibliothek Frankfurt und in HebrewBooks.com verfügbaren Maḥzor im Prager (und Krakauer) Provenienz zum Vergleich herangezogen. Dabei wurde ein Exemplar gefunden, das bei gleicher Blattnummer (139) dasselbe Druckbild und die gleiche Textanordnung - einschließlich des auffälligen initialen Alef in der rechten oberen Ecke der Seite 139r - aufweist. Dieser Prager Druck stammt aus dem Jahre 1613. Dennoch ist das Veitshöchheimer Maḥzor-Blatt mit diesem Druck nicht identisch, da es im Gegensatz zu diesem in der Kopfleiste links und rechts von der Blattüberschrift jeweils eine blütenförmige Schmuckvignette aufweist.
Es ist zu vermuten, dass das Fragment des vorliegenden Drucks aus derselben Werkstatt stammt. Da es wahrscheinlicher ist, dass ein Druckwerk bei späteren Nachdrucken weiter verschönert wurde, ist es anzunehmen, dass das Altenschönbacher Blatt mit den Kopfleisten-Vignetten etwas jüngeren Datums ist als der Prager Druck von 1613.
Offene Frage: Gibt es noch andere Blätter desselben Maḥzors oder Fragmente von diesen in der Altenschönbacher Geniza oder wurde der Text nur als Einzelblatt in der Geniza deponiert bzw. "entsorgt"?
Horst Kuhli, Prager Maḥzor zu Sukkot, in: USE: Universität Studieren / Studieren Erforschen, 30.04.2014, URL: use.uni-frankfurt.de/geniza/fragmente/kuhli-maḥzor.
Nachweis der Bildrechte auf dieser Seite
Genisaprojekt Veitshöchheim, Foto: Elisabeth Singer-Brehm