Deutsche Zeitung

bearbeitet von Tatjana Meisler

Fragment fol 1r
Abb. 1: fol 1r
Fragment fol 1v
Abb. 2: fol 1v
Fragment: fol. 2r
Abb. 3: fol. 2r
Fragment: fol. 2v
Abb. 4: fol. 2v
Fundort der Geniza Wohra Synagoge
Inventarnummer 14
Umfang 2 Blätter, Zeitungsfragmente, doppelseitig bedruckt
Erhaltungszustand vergilbt, porös, starke Verfärbungen an ausgefransten Stellen, lila Flecken, Druckschrift klar erkennbar, kleinere Löcher an einzelnen Buchstaben
Sprache(n) deutsch (Frakturschrift)
Autor / Herausgeber, Schreiber unbekannt
Jahr wahrscheinlich 1929
Ort Deutschland, vermutlich Hessen

Abschrift der Quelle

fol. 1r → 12 Zeilen, davon 1 Überschrift

| beschloßen, zur Stärkung unseres (…)
| von 50 Pfennig pro Monat zu (...)
| klar, daß wir damit bei w e i t... (...)
| in der Zwischenzeit die Preise st... (...)
| verdreifacht haben. (…)
| Der Bezirksvorstand, der (...)
| sämtliche in der Agitation und (...)
| und Kreisvorsitzende, also derjeni... (...)
| haben in einer außergewöhnlichen (...)
| …tischen Lage beschäftigte, (...)
| der Kosten einen Extrabet... (...)
|
von 2 Mk. pro (...)

 

fol. 1v → 11 Zeilen, davon 1 Überschrift

| (…) doch schon ihre alte Frech-
| (…) kaum ist der eine Putsch durch
| (…) da bereiten diese Gewaltpolitiker
| (…) neuen Staatsstreich vor. Sie
| (…) ...nen, um die verlorene Position
|
|
| (…) Geldmittel!
|
| (…) Falschmünzen zu
| (…) Wort und Schrift
| (…) Wahlkampf doch wieder
| (…) ...ngen an den Mann zu bringen.
| (…) Kampf nur in den... (…)|

 

fol. 2r → 12 Zeilen, davon 1 Überschrift

| ...zu, das dort, wo früher et...(...)
| haben, heute fünf oder noch m...(…)
| sammlung stattfand, dort (…)
| müssen, um alle Lügen u...(…)
| zu können, dann erst werden (…)
| ungeheuere Summe Geldes no...(…)
| schlagen. (…)
| Unsere Gegner haben diese (…)
| Tausendmarkschein, den sie hier ih...(…)
| Zinsen und Zinseszinsen tragen (…)
|
Lernen wir von u...(…)
|
| Der Bezirksvorstand hatte b...(…)

 

fol. 2v → 11 Zeilen, davon eine 1 Überschrift

(…) Volkes entschieden wird.(…) |
...ns bewiesen, wohin gerade |
(…) ...n das arbeitende Volk nur als |
(…) ...Leute, die uns während des |
(…) ...ogen, die sich aus der Haut |
(…) ...en. Die vergangenen Monate |
(…) in welch demagogischer Art |
(…) Parteien versuchten, dem deutschen |
(…) ...euen, um alle Schuld von sich auf |
(…) ...e Elemete sich nach dem ver-

Formale Indizien und Zuordnung des Inhalts

Formale Indizien

Die hier vorliegenden Fragmente sind zu klein und lückenhaft, um die Zeitung zu benennen, in der die Artikel seinerzeit erschienen sind. Jedoch gibt es etliche Hinweise, die eine zeitliche Einordnung erlauben. Formal betrachtet deuten das Erscheinungsbild der Artikel, die Frakturschrift und die Form der Überschriften auf das späte 19., frühe 20. Jahrhundert hin. Zahlreiche ähnliche Layouts lassen sich in den Ausgaben der Zeitungen und Zeitschriften des Digitalisierungsprojekts Compact Memory finden: http://www.compactmemory.de/

Inhaltlich weisen die vier Artikel, welche sich allesamt mit politischen Themen beschäftigen, auf eine Lokalzeitung hin.

 

Inhalt

Der Inhalt, den man der Quelle entnehmen kann, ist politischer Natur, worauf Schlagworte wie "Bezirksvorstand" und "Kreisvorsitzende" (Abb. 3) sowie Berichte über einen "Putsch", "Gewaltpolitiker", "Geldmittel", "Falschmünzen" und "Wahlkampf" (Abb. 4) hindeuten. Auch fol.2 (Abb. 1 und 2) spricht mit Stichpunkten wie "ungeheuere Summe Geldes", "Tausendmarkschein", "Zinsen" (Abb. 1) sowie "Politik", "das arbeitende Volk", "demagogischer Art" und "Parteien" für eine politische Thematik.

Während die meisten Schlagworte Allgemeingültigkeit haben und keinem eindeutigen, historischen Ereignis zugeordnet werden können, deuten Stichpunkte wie "Putsch" und "Gewaltpolitiker" auf ein Ereignis, das sich in den 1920er Jahren in Deutschland ereignet hat und kontrovers genug war, um auch in der Berichterstattung einer Lokalzeitung Platz zu finden: der Kapp-Putsch vom 13.03.1920.

 

Anmerkungen und Begründung der Zuordnung

Der im Zeitungsfragment erwähnte Putsch bezieht sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den Kapp-Putsch vom 13. März 1920. Dies ist vor allem aus der aufgelisteten Höhe der Währungseinheit Mark und Pfennig ersichtlich: die geringen Betragshöhen von 50 Pfennig bzw. 2 Mk. deuten auf die Zeit vor der Hyperinflation 1923 hin. Darüber hinaus hatte der Kapp-Putsch eine deutschlandweite Wirkung und wurde aufgrund seiner Brisanz in allen Zeitungen rezipiert. Die Wahrscheinlichkeit seiner Erwähnung in einer Lokalzeitung ist dementsprechend als hoch einzustufen.

Tatjana Meisler, Deutsche Zeitung, in: USE: Universität Studieren / Studieren Erforschen, 30.04.2014, URL: use.uni-frankfurt.de/geniza/fragmente/meisler-zeitung.

Nachweis der Bildrechte auf dieser Seite

Foto(s): Horst Kuhli