Hennig Brinkmann
...Nationalsozialismus und Wissenschaft
Hennig Brinkmann war bereits 1933 in die SA und 1937 in die NSDAP eingetreten. Auch sonst machte er aus seiner Sympathie mit dem Nationalsozialismus keinen Hehl und nahm sogar während seiner Zeit in Frankfurt gelegentlich in einer SA-Uniform an Fakultätssitzungen teil.
Brinkmanns Lehr- und Forschungsschwerpunkte verbargen kaum seine tiefe Sympathie mit dem Nationalsozialismus. Mehrere Abschnitte aus der Studie „Die deutsche Berufung zum Nationalsozialismus“ lassen seine tiefen Verstrickungen in die nationalsozialistische Ideologie erkennen. Das Dritte Reich war für ihn der Hoffnungsträger, um Deutschland aus seiner misslichen Lage zu befreien, und bot „eine neue Form des deutschen Daseins“.(1) Deutlich wird aber nicht nur die politische Überzeugung, sondern auch der damit verbundene Antisemitismus. Die Juden stellten seiner Ansicht nach aufgrund ihrer Geschicklichkeit und ihres Unternehmergeistes eine Bedrohung dar: „Eine neue jüdische Invasion kam. Die Gesinnung einer fremden, kulturlosen Rasse machte sich breit, deren Vernichtungswelle nun anlief gegen die alte Kultur des Abendlandes.“(2)
Brinkmanns wissenschaftliche Leistungen jedoch waren immer unbestritten. In der Festschrift zu seinem 90. Geburtstag wird er als „Pionier der Textlingustik“ gefeiert,(3) und in einem Nachruf fasst Maximilian Scherner zusammen: „Die Weite seines Forschungshorizontes, der die ganze deutsche ‚Sprachwelt’ von einer umfassenden Darstellung der Gegenwartssprache über Arbeiten zur Sprachgeschichte und zur neueren Literaturgeschichte bis hin zu einer gesamteuropäisch verstandenen Mediävistik in sich aufnimmt, lässt Hennig Brinkmann als einen der letzten Vertreter der deutschen Philologie im Sinne eines einheitlichen Gesamtfaches hervortreten.“(4)
Endnoten
(1) Brinkmann, Hennig: Die deutsche Berufung zum Nationalsozialismus, Jena 1934, S. 70f.
(3) Maas, Utz: Verfolgung und Auswanderung deutschsprachiger Sprachforscher 1933-1945, Bd. 1, Tübingen 2010, S. 131.
(4) Scherner, Maximilian: Hennig Brinkmann in memoriam. In: Mittellateinisches Jahrbuch 36 (2001), Heft 1, S. 1-2, hier S. 2.