Projektarbeit in den Bildungsstandards
Im Jahr 2011 wurde mit den Bildungsstandards das Kerncurriculum eingeführt. Seither gilt es, verschiedene Kompetenzen in den Unterrichtsfächern auszubilden. Generell wird dabei in fachübergreifende und fachspezifische Kompetenzen unterschieden, die bestenfalls gemeinsam ausgebildet werden. Für den Fremdsprachenunterricht gilt es insbesondere, die Sprachkompetenzen zu fördern. Dies wurde mittels des Projektes vorgenommen und in diesem Abschnitt berichten wir näher über die in unserem Projekt zu Romeo und Julia geschulten Kompetenzen.
Im Rahmen der Orientierung an den Bildungsstandards wurden bei unserem Romeo & Julia-Projekt hauptsächlich die Sprach- und Sozialkompetenz angesprochen. Durch die gemeinsame Gruppenarbeit mussten sich die Schülerinnen und Schüler gegenseitig zuhören, ausreden lassen und auch die Meinungen ihrer Gruppenmitglieder respektieren. Nur so konnten sie das gewünschte Produkt herstellen.
Insbesondere die Lese-, Schreib- und Kommunikationskompetenz der Lernenden wurde gefördert, indem sie den vorliegenden Comic zu Romeo & Julia bearbeiteten. Die Schüler hatten die Chance, einen authentischen Sprachtext zu lesen und dadurch wurde ihr Wortschatz aktiv erweitert. Ferner galt es, einige Passagen schriftlich festzuhalten oder beispielsweise bei der Fotostory die Sprechblasen zu verfassen. Auf diese Weise wurde die Schreibkompetenz in der englischen Sprache umfassend gefördert.
Des Weiteren eignete sich das Projekt sehr gut zur Förderung der interkulturellen Kompetenz, die im Rahmen der schulisch organisierten Projektwoche "England" im Vordergrund stand. „Die Bildungsstandards […] gehen ausführlich auf interkulturelle Kompetenz ein und umschreiben diese als Umgang mit Differenz und Andersartigkeit […]“ (Göbel, 2007, 32).
Zunächst wurden der Comic und die Kurzzusammenfassung gelesen und mit verschiedenen Lesemethoden bearbeitet, um ein gutes Textverständnis zu erreichen. Daraufhin wurde innerhalb der Gruppen der Inhalt der jeweiligen Textteile kommuniziert und später neu entsprechend der gewählten Gruppenmethode modelliert. Diese Transferaufgabe wurde von den Gruppenleitern begleitet und forderte von den SuS Kreativität. Die Sozialkompetenz der Schüler und Schülerinnen wurde trainiert, da sie miteinander kooperieren mussten, um zu einem Ergebnis zu kommen: „Fremdsprachliches Handeln bedeutet immer auch das Umgehen mit anderen Menschen. Sozialkompetenz drückt sich im Englischunterricht besonders in der Fähigkeit und Bereitschaft aus, kooperative Formen des Lernens und Arbeitens zu nutzen“ (Haß, 2006, 71). Es waren überwiegend Gruppenarbeiten durchzuführen, in denen sich die Jugendlichen gegenseitig respektieren und aushelfen mussten. Die interkulturelle Verständigung wurde ebenfalls gefördert, weil sich die Lernenden mit der fiktionalen Lebenswelt im historischen Kontext von Romeo & Julia auseinandersetzen mussten. Sie versuchten, sich in die Figuren und die damalige Zeit hineinzuversetzen, damit diese in der gegenwärtigen Zeit neu interpretiert werden konnten. Hinzu kommt, dass mit der Bearbeitung der Comics die Medienkompetenz der Schüler und Schülerinnen trainiert wurde, da diese Form des Textes viele Besonderheiten aufweist.
Ein grundlegendes Prinzip von Englischunterricht auch in der Sekundarstufe I ist der bewusste Einsatz von Methodenwechsel, um einerseits die vier skills listening, speaking, reading und writing im Verlauf der Unterrichtsstunde angemessen zu berücksichtigen, andererseits aber auch durch die Abwechslung neue Anreize für Schüler zu schaffen und somit das Interesse und die Motivation für den Inhalt der Stunde zu erhöhen (Haß, 2006, 42).
Im hessischen Kerncurriculum der Haupt- und Realschule steht ausdrücklich geschrieben, dass vor dem Hintergrund der geschichtlich-kulturellen Entwicklung der angelsächsischen Welt die Beschäftigung mit zentralen Aspekten der britischen Tradition zum Englischunterricht gehört. Die Auseinandersetzung mit William Shakespeares Romeo und Julia ist somit sehr gut für das Projekt geeignet, da Shakespeare einer der traditionsreichsten britischen Autoren ist. Darüber hinaus besagt das hessische Kerncurriculum, dass sprachliche Fertigkeiten durch die Arbeit mit unterschiedlichen schriftsprachlichen Texten vertieft und insbesondere leistungsschwächere Lernende einen höheren Bildanteil zur Sinnverdeutlichung erhalten sollen. Dies wurde ebenfalls in dem Projekt und der Nutzung des Mediums "Comic" umgesetzt.
Die Kompetenzen im Umgang mit Texten wurden auch gestärkt, das heißt Verstehen des Textes, Wiedergabe des Sachverhaltes, subjektive Deutung und kreatives Umsetzen. Der Anspruch, dass kurze Dialoge auswendig gelernt und vorgetragen werden sollten, wurde ebenso in das Projekt involviert. Ebenso wurde die schauspielerische und darstellende Kompetenz der SuS gestärkt, da die kreative Umsetzung der Inhalte im Vordergrund stand.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass durch unser Projekt eine Vielzahl der in den Bildungsstandards verankerten Kompetenzen geschult wurde. Häufig ist eine umfassende Eingliederung der Kompetenzen in den Englischunterricht nicht stets in diesem Maße möglich. Daher bietet sich ein Projekttag umso mehr an und garantiert so neben Spaß und Abwechslung auch eine tiefgründige Förderung der Lernenden.
Quellen:
- https://la.hessen.de/irj/LSA_Internet?uid=44540e7a-7f32-7821-f012-f31e2389e481
- https://verwaltung1.hessen.de/irj/HKM_Internet?cid=e9791809d4e92c28a030b4f9340b0d5e
- Göbel, K. (2007). Qualität im interkulturellen Englischunterricht. Münster: Waxmann Verlag GmbH.
- Haß, F. (2006). Fachdidaktik Englisch: Tradition, Innovation, Praxis. Stuttgart: Ernst Klett Sprachen GmbH.
Wissenschaftliche Grundlagen der Projektarbeit
Besonders in den vergangenen Jahren hört man des Öfteren davon, dass Schulen Projekte im Rahmen von Projekttagen durchführen. In jedem Unterrichtsfach bieten sich Projekte an, um einen emanzipatorischen Unterricht zu gestalten, in dem sich die Schülerinnen und Schüler eigenständig mit dem Lerngegenstand befassen können. Im Rahmen des Seminars „Project Based Learning“ haben wir uns speziell mit Projekten auseinandergesetzt, die in den Englischunterricht eingegliedert werden können. In vielerlei Hinsicht bekannt ist beispielsweise das „Airport Project“, bei welchem die Schülerinnen und Schüler ihre sprachliche Kompetenz im Flughafengeschehen erproben können. Nach ausreichender Vorbereitung führen die Lernenden Interviews mit den am Flughafen eingetroffenen Reisenden, dokumentieren diese und werten diese anschließend aus. Den Abschluss bildet eine Projektpräsentation [Anm. 1]. Obwohl es stets aussichtsreich erscheint, Projekte in den Unterricht und damit auch in den Englischunterricht zu integrieren, ist nicht jedes Projekt von unbedingt sinnvoll und gewinnbringend. Damit ein Projekt im Unterricht neben Spaß und Abwechslung auch noch zu einem Wissenszuwachs der Lernenden führt, sind einige Faktoren und Aspekte zu berücksichtigen. Diese didaktischen und methodologischen Anregungen für ein erfolgreiches Projekt werden nachfolgend vorgestellt. Zuerst wird darauf eingegangen, was ein Projekt ist und weshalb Projekte sinnvoll und notwendig für den Unterricht sind, speziell auch für den Fremdsprachenunterricht. Anschließend werden die Faktoren vorgestellt, welche für ein erfolgreiches Projekt unabdingbar sind. Es wird vorgestellt, welche Aspekte von der Lehrkraft vor, während und nach dem Projekt berücksichtigt werden müssen. Abschließend werden noch interessante und hilfreiche Links zur Arbeit mit Projekten präsentiert.
Was ist ein Projekt?
Zuallererst mag die Fragestellung auftauchen, was überhaupt unter einem Projekt verstanden wird und welche Merkmale und Strukturen die Projektarbeit kennzeichnen. Laut dem Fachdidaktiker Frank Haß wird der Projektbegriff in der Fachliteratur unterschiedlich definiert (vgl. Haß, 2010, p. 222).
Projektarbeit ist die sinnvolle Ergänzung des Fachunterrichts, in der fächerübergreifendes Denken, Handlungsorientierung und innere Differenzierung sinnvoll miteinander verbunden werden können. Die Schüler sollten spätestens von Beginn der Sekundarstufe an schrittweise an die projektförmige Arbeit gewöhnt werden [Anm. 2].
In Deutschland ist die Idee des Arbeitens mit Projekten auf Dewey und Kilpatrick zurückzuführen. „[Kilpatrick] kritisierte in ähnlicher Weise wie die deutschsprachige Reformpädagogik die Entfremdung zwischen dem Lehrangebot der Schule und den Lerninteressen des Kindes […]“ (Heimlich, 2007, p.127). Beide Pädagogen sind konsequenterweise der Auffassung, den Alltag der Schüler und deren Umwelt in die Schule einzuholen:
In der Fremdsprachendidaktik beginnt die Diskussion um Projektunterricht mit der kommunikativen Wende als Teil der gesellschaftlichen Reformprozesse der 1970 und 1980er Jahre, die sich unter anderem für die Demokratisierung von Bildung und Gesellschaft stark machen. Seine [des Projektunterrichts] philosophisch-pädagogischen Wurzel reichen jedoch in den amerikanischen Pragmatismus zurück [Anm. 3].
Daher zeichnet sich die Projektarbeit auch durch ihren starken Bezug auf die Lebenswelt und Interessenwelt der Schülerinnen und Schüler aus. Neben dem Bezug zur Lebenswelt der Lernenden gibt es jedoch weitere Merkmale und Strukturen, die kennzeichnend für ein Projekt sind: Projekte betonen länger andauernde Lernaktivitäten, das heißt ein Projekt sollte im idealen Falle nicht innerhalb einer Schulstunde abgeschlossen sein. „Wichtig für den Erfolg ist eine wirkliche, für den Erwerb von Erfahrungen geeignete Sachlage, aus der den Schülern ein echtes Anliegen erwächst“ (Haß, 2010, p. 222). Denn bestenfalls regt ein Projekt zur weiteren Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand an. Weiterhin ist ein gutes Projekt an den Interessen der Schüler orientiert und dahingehend auch schülerorientiert. Dies bedeutet, dass die Lehrkraft eher die Rolle eines Beraters während eines Projektes einnehmen sollte. Charakteristisch für die Projektarbeit ist es ferner, dass die Schüler für ihren Wissenszuwachs selbst verantwortlich sind, sie organisieren und planen ihre Arbeit weitestgehend eigenständig. Dies führt auch dazu, dass die Schülerinnen und Schüler untereinander kooperieren müssen, um zu dem gewünschten Produkt des Projektes zu gelangen. Folglich ist es für ein Projekt zentral, auf ein Produkt oder Ergebnis zu fokussieren, welches in einem gewissen, vorgegebenen Zeitfenster erzielt werden soll.
Weshalb sind Projekte für meinen Unterricht sinnvoll?
Projektorientiertes Arbeiten bietet eine abwechslungsreiche Alternative zu dem herkömmlichen, oftmals frontalorientiertem Unterricht und trainiert umfassend wichtige Schlüsselqualifikationen der Lernenden:
Projektunterricht ist eine Unterrichtsform, die den Lernenden bei der Festlegung der Themen und Arbeitsweisen ein hohes Maß an Mitbestimmung zuweist und auf arbeitsteilig kooperative Formen der Problemstellung, Problemlösung und Ergebnispräsentation setzt [Anm. 4].
Neben einem tieferen Verständnis der Lernenden über den Lerngegenstand sorgt ein Projekt ebenfalls für die Förderung der sozialen und interpersönlichen Kompetenzen, beeinflusst die Kreativität der Schüler, entwickelt die Teamfähigkeit und fördert die Kommunikation und Auseinandersetzung in und mit der Fremdsprache: „Das wichtigste Merkmal für Projektarbeit ist demnach, dass es die Schülergruppe ist, die plant, entscheidet und handelt“ (Haß, 2010, p. 222). Obwohl Projekten teilweise auch Kritiker gegenüberstehen, erscheinen die Vorteile einer Projektarbeit als ausschlaggebend für deren Einsatz im schulischen Umfeld.
Was muss ich beachten, um ein erfolgreiches Projekt für meine Schülerinnen und Schüler zu garantieren? Vor, während und nach dem Projekt?
Für die Gestaltung eines erfolgreichen Projektes gibt es einige Elemente und Aspekte, die von der Lehrkraft beachtet werden sollten. Die Hauptidee, die einem jedem Projekt zugrundeliegt ist es, einen Bezug zur realen Welt der Jugendlichen herzustellen. Es ist von größter Bedeutung, dass das Interesse der Schülerinnen und Schüler durch das Projekt geweckt und beibehalten wird.
Rolle der Lehrkraft: Während eines Projektes sollte die Lehrkraft eher eine beratende Funktion einnehmen und nur dann in das Geschehen eingreifen, wenn es dringend gefordert ist oder der Verlauf des Projektes als gefährdet erscheint. Ziel ist es nämlich, dass die Schüler eine Problemstellung selbstständig lösen, um auf diese Weise einen Wissenszuwachs zu erzielen und ihre individuellen Kompetenzen zu fördern. Greift die Lehrkraft vorschnell in diesen Prozess ein, ist das Ziel des Projektes verfehlt. Wichtig ist es also für die Lehrkraft, lediglich dringende Fragen zu beantworten, die Aufgaben der Jugendlichen gut zu strukturieren und schließlich die Arbeit und den Arbeitsprozess ihrer Schülerschaft zu bewerten. Auf diese Art und Weise berücksichtigt das Projektlernen „[…]die Interessen der Lernenden und stärkt ihren Ausdruckswillen, schließt aber die Möglichkeit pädagogischer Interventionen der Lehrkraft nicht aus. [Anm. 5]“
Rolle der Schülerschaft: In einem Projekt nimmt die Schülerschaft die zentrale Rolle ein. „Die Schüler einigen sich auf ein (möglicherweise vom Lehrer zur Auswahl vorgegebenes) Thema bzw. ein Arbeitsvorhaben, das sie persönlich interessiert und das es ihrem Interesse nach zu ‚erforschen‘ gilt“ (Haß, 2010, p. 222). Folglich liegt der Lerngegenstand im Interesse der Schülerschaft und sollte somit gerne von ihnen bearbeitet werden.
Desweiteren entscheiden die Schüler über Arbeitsschritte, welche es für sie im Laufe des Projektes zu bewerkstelligen gilt (vgl. Haß, 2010, 222). Mittels dieses Vorgehens wird insbesondere die Teamfähigkeit, aber auch die Eigenverantwortung der Lernenden für ihren Lernprozess geschult. Sie müssen den zeitlichen Rahmen beachten und ihr Projekt zeitgemäß voranbringen. Ausschlaggebend für die Rolle der Schülerschaft in einem Projekt ist es des Weiteren, dass die Schüler über notwendige Sozialformen entscheiden (vgl. ebd.). Auf diese Weise entscheiden sie, welche Schritte und Gruppierungen notwendig sind, um die Projektarbeit zum gewissen erzielten Produkt zu führen. Auch bezüglich des Produktes kommt den Schülern eine Aufgabe zu, denn „die Schüler entscheiden mit und beschreiben, welcher Art das zu erarbeitende Produkt sein soll“ (Haß, 2010, p. 222).
Anforderungen an ein Projekt
Auch für das Projekt selbst sind einige Faktoren zu berücksichtigen. Es sollte weder zu einer Überforderung, noch zu einer Unterforderung der Lernenden führen. Nachfolgend werden hilfreiche Anforderungen eines Projektes geschildert, welche online auf der Seite http://www.tstc.edu/docs/5967.pdf auffindbar sind:
Zum Ersten ist es eine grundliegende Anforderung, dass einem Projekt eine offen gestellte Fragestellung oder zu bewerkstelligende Herausforderung zugrunde liegt. Dadurch wird der Lernprozess der Schüler verstärkt, da es sich nun mit einer Schwierigkeit auseinanderzusetzen gilt. Zweitens ist es bedeutsam, dass eine Notwendigkeit kreiert wird. Typische Projekte beginnen damit, Schülern Wissen und Konzepte vorzustellen, welche sie schließlich selbst im Projekt anwenden können. Zum Dritten schreibt ein Projekt vor, etwas Neues zu erschaffen. Schülern sollte die Chance gegeben werden, ihre Kreativität auszuleben. Eine vierte Anforderung an ein Projekt ist es, dass kritisches Denken und Problemlöseansätze gefordert sind, sowie verschiedene Artend der Kommunikation. Sie müssen lernen, als Team gemeinsam zusammenzuarbeiten. Ferner müssen sie hierbei beachten, dass sie gemeinsam als Team ihren Erfolg erzielen und eine erfolgreiche Zusammenarbeit daher elementar ist. Somit lernen die Schüler, sich gegenseitig zuzuhören und ausreden zu lassen, denn nur so kann das gewünschte Produkt entstehen. Eine fünfte Anforderung an ein Projekt ist es, dass den Schülern zu einem gewissen Maße „Voice und Choice“ erlaubt wird. Dies bedeutet wiederum, dass sie Eigenverantwortung erlernen und ihre eigenen Entscheidungen in dem Projekt verwirklichen dürfen. Sechstens muss es in einem Projekt auch gewährleistet sein, dass Schüler Feedback geben und erhalten dürfen. Kritik ist im Rahmen wichtig und erwünscht und treibt ebenso den Lernerfolg, sowie das Endprodukt, voran. Schließlich, als siebte Anforderung an ein Projekt, ist es elementar, dass dieses in einer Präsentation oder in einem generellen Vorstellen des Produktes endet. Das Produkt eines Projektes ist von größter Wichtigkeit.
Werden von einer Lehrkraft diese hier genannten sieben Anforderungen an ein Projekt berücksichtigt, sollte einem Erfolg des Projektes nichts mehr im Wege stehen und eine klare Strukturierung ist gegeben.
Welche Phasen gibt es bei der Projektarbeit?
Nachdem in diesem Abschnitt nun die Anforderungen für ein erfolgreiches Projekt erläutert wurden, werden in einem nächsten Schritt die Phasen der Projektarbeit erläutert. Die Phasen sollten der Reihenfolge getreu durchgeführt werden:
- Themenfindungsphase: Ein Thema, eine Aufgabe, ein Anliegen finden, spontane Ideen aufgreifen. Auf Übereinstimmung mit angestrebtem Projektbegriff überprüfen. Ergebnis: Projektskizze.
- Planungsphase: Beginn der Projektarbeit: Die Projektarbeit wird von Schülern und Lehrpersonen gemeinsam strukturiert. Die Kleingruppen entwickeln Leitfragen, erstellen Arbeitsplan, identifizieren Gebrauchswert.
- Arbeitsphase: Gemeinsam und kooperativ, Informationen gewinnen, Produkt herstellen, Präsentation vorbereiten.
- Präsentations- und Auswertungsphase: Ausstellung gestalten, Vortrag durchführen, Projektprozess kritisch reflektieren [Anm. 6].
Nachdem die Phasen nun kurz und übersichtlich präsentiert wurden, werden diese nachfolgend nochmals ausführlicher beleuchtet. Denn sicherlich erscheint es in einem ersten Moment für die Lehrkraft undenkbar, dass sich dreißig Schülerinnen und Schüler auf eine Thematik einigen können. Daher sollte sich die Lehrkraft im Rahmen der Themenfindungsphase zunächst mit geringeren Ansprüchen begnügen, jedoch das Ziel nicht verlieren (vgl. Haß, 2010, p. 223). Es ist daher möglich, dass sich Gruppen, die bezüglich Projekte noch gänzlich unerfahren sind, einen fertigen Themenvorschlag von der Lehrkraft erhalten. Weiterhin können die Lernenden gemeinsam mit der Lehrkraft auch Schwerpunkte des Projektes vereinbaren (vgl. ebd.).
In dem weiteren Verlauf des Projektes kommt es schließlich, nach der Themenfindung, zur Planungsphase. Hier ist es nach Haß wichtig, dass einige Schritte berücksichtigt werden. Zu Beginn ist es relevant, Termine für Planungssitzungen zu vereinbaren (Vgl. Haß, 2010, p. 223). Auf diese Weise kann eine klare Organisation und ein strukturierter Ablauf garantiert werden. In der Planungsphase ist es weiterhin bedeutsam, das „Thema in inhaltliche Einzelkomplexe aufzuteilen, Gruppen zu bilden, Aufgabenbereiche […] zuzuordnen“ (vgl. ebd.). Abschließend sollten in der Planungsphase auch die Materialien festgelegt werden.
Daraufhin kommt es zu der eigentlichen Arbeitsphase. In dieser Phase ist das selbstständige Auseinandersetzen der Lernenden mit dem Forschungsgegenstand gefragt. Hier kommt es zu einem Informationsaustausch unter den Beteiligten, Texte werden formuliert, Anschauungsmaterial hergestellt und die abschließenden Präsentationen werden vorbereitet (vgl. ebd.). Hierbei nimmt die Lehrkraft eher eine außenstehende Rolle ein.
Zum Ende des Projektes kommt es schließlich zur Präsentationsphase. Es ist bedeutsam, dass die Präsentationen gut vorbereitet sind, denn das Produkt des Projektes ist zentral. Besonders wenn ein Projekt im Fremdsprachenunterricht statt findet, kann eine abschließende Präsentation jedoch in einem besonderen Maße herausfordernd für die Lernenden sein.
Wie beurteile ich meine Schüler für ihr Projekt?
Während eines Projektes hat die Lehrkraft bereits die Möglichkeit, die Arbeitsschritte und Vorangehensweise ihrer Schüler zu observieren und zu dokumentieren. Sie kann sich so über den Arbeitsprozess ein gutes Bild machen. „Evaluierung findet nicht erst zum Ende der Projektarbeit statt, sondern sollte den gesamten Projektprozess begleiten“ (Haß, 2010, p. 225). Auch bezüglich der Leistungsbeurteilung führt der Didaktiker Haß mögliche Gütekriterien an:
- Die Bewältigung der kommunikativen Aufgabe (Tiefgründigkeit, Menge, Inhalt, angemessene Darstellung)
- Qualität und Aufbau der Präsentation
- Sprachliche Gestaltung
- Anschaulichkeit (Einbeziehung von Bildern, Folien, Karten, Handouts)
- Mitarbeit im Vorfeld
- Einbeziehung der Zuhörer und die Reaktion auf Fragen
- Kreativität und Originalität
Ersichtlich wird, dass ein Projekt nicht nur Alternativen zu dem gewöhnlichen Schulunterricht bringen kann, sondern auch eine Alternative in der Notengebung gegenüber klassischen Tests und Klausuren darbieten kann. Für die Lernenden kann dies wiederum eine einzigartige Erfahrung werden und bei einer positiven Beurteilung kann sogar die Motivation für das Schulfach neu entfacht werden.
Wo finde ich interessante Hilfeleistungen und Anregungen zu Projekten?
Diese Internetlinks verhelfen zu interessanten und hilfreichen Seiten, die sich mit Projekten und Projektarbeiten befassen:
- Project Planner: https://olat.server.uni-frankfurt.de/olat/auth/1%3A2%3A2006075882%3A2%3A0%3Aserv%3Ax/Project%20Planner.pdf
- What is PBL: http://bie.org/about/what_pbl
- Lehrerhandeln im Projektunterricht: http://www.lis.bremen.de/sixcms/media.php/13/5%20Lehrerhandeln%20im%20Projektunterricht.pdf
- Projektunterricht: Grundlagen und Beispiele: http://ddi.cs.uni-potsdam.de/Forschung/VortragsfolienProjektunterricht.pdf
Anmerkungen
[1] Vgl. Legutke, Michael (2006). „Projekt Airport – Revisited: Von der Aufgabe zum Szenario.“ In: Küppers, Almut & Quetz, Jürgen (Hrsg.). Motivation Revisited. Festschrift für Gert Solmecke. Berlin: LIT Verlag, 71-80.
[2] http://www.lis.bremen.de/sixcms/media.php/13/5%20Lehrerhandeln%20im%20Projektunterricht.pdf [15.05.2105].
[3] Surkamp, Carola (2010). Metzlers Lexikon der Fremdsprachendidaktik. Stuttgart: Verlag J. B. Metzler: Projektunterricht.
[4] Ebd.
[5] Ebd.
[6] http://www.lis.bremen.de/sixcms/media.php/13/5%20Lehrerhandeln%20im%20Projektunterricht.pdf [17.06.2015].
Anica Amedick, Josefa Gronholz, Luisa Kempe, Sarah Kluge, Sophia Plottek, Leyla Sasunova und Ivo Schwiete, Romeo and Juliet Project, in: USE: Universität Studieren / Studieren Erforschen, 28.06.2015, URL: https://use.uni-frankfurt.de/pbl/romeojulietproject/.
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