Das Theaterstück
Die Gruppenarbeit
Vorbereitung
Im Rahmen der Vorbereitung beschäftigten wir uns intensiv mit verschiedenen schauspielerischen Übungen, um den SuS die Möglichkeit zu geben, sich mit dem darstellenden Spiel auseinanderzusetzen und sich auf ihre bevorstehende Aufgabe vorzubereiten. Außerdem können solche Übungen helfen, anfängliche Spannungen und Unsicherheiten abzubauen und die Scheu vor dem Schauspiel abzulegen.
Des Weiteren war es für uns wichtig, den Inhalt der Box sinnvoll zu gestalten. Da wir den SuS möglichst viele Freiheiten lassen wollten und wir deshalb auch noch nicht genau wussten, welche Requisiten gebraucht werden, stellten wir anfangs nur wenige Schlüsselgegenstände zur Verfügung. Nach Tag 1 sollte dann eine neue Absprache getroffen werden um die fehlenden Requisiten für Tag 2 mitzubringen.
Im Vorfeld gestalteten wir auch eine Vokabelliste für die SuS. Da wir nicht genau wussten, auf welchem Kenntnisstand das Vokabular der Klasse war und da auch der Comic mit vielen teilweise altertümlichen und anspruchsvollen Vokabeln arbeitete, gestalteten wir die Liste dementsprechend vielfältig und vollständig. Wir entschieden uns für eine alphabetische Ordnung, da Wörter mehrmals im Text auftauchten und eine chronologische Reinfolge somit unvollständig erschienen hätte.
Da unsere Gruppe die letzten beiden Akte des Dramas bearbeiten und inszenieren sollte, wollten wir den SuS trotzdem eine kurze Zusammenfassung über das bisher Geschehene zur Verfügung stellen, da sonst das Textverständnis nicht gewährleistet werden konnte.
Als Lernziele haben wir uns für die beiden Projekttage Folgendes vorgestellt: zu allererst stand für uns die Förderung der Sozialkompetenz im Vordergrund. Die SuS sollten gemeinsam etwas produzieren, Rollen verteilen und sich auf Wichtiges und Unwichtiges innerhalb des Textes einigen. Diese Vorgänge funktionieren nur, wenn man als Team arbeitete, kompromissbereit ist und die Meinungen der anderen wertschätzt. Wir als Betreuer der Gruppen sollten hierbei eher als Berater funktionieren.
Weiterhin sollte natürlich die interkulturelle Kompetenz im Rahmen der gesamten Projektwoche gefördert werden. Dabei sollte diese vor allem in der Transferaufgabe und im Textverständnis eine Rolle spielen, da sich mit dem historischen Kontext des Stückes auseinandergesetzt werden sollte und dieser in einem neuen Stil interpretiert werden sollte.
Da die gesamte Projektarbeit textbasiert stattfand, sollten auch Lesekompetenz, Textverständnis und Lesestrategien gefördert werden. Im Rahmen der Erstellung des Filmes sollte auch an der Sprachkompetenz gearbeitet werden.
Arbeitsphase
Tag 1
Ziele
Inhalt der Graphic Novel lesen und vestehen, Einführung in die szenische Umsetzung eines Textes, Vorwissen aktivieren, Gruppenbildung, Einteilung der Rollen, die Geschichte an die Gegenwart anpassen, Szenen vorbereiten und erste Teile des Skripts verfassen, Planung der Durchführung von Tag 2 und Vorbesprechung der benötigten Requisiten
Zunächst wurden die Gruppen eingeteilt. Die SuS konnten sich dabei nach einer kurzen Vorstellung der jeweiligen Gruppenprojekte für ihre präferierte Gruppe entscheiden. Für unsere Gruppe fanden sich sofort vier SuS, wodurch auch alle wichtigen Rollen der letzten Akte abgedeckt werden konnten. Allerdings mussten die SuS noch jeweils eine kleine Rolle übernehmen.
Im Vordergrund des ersten Tages standen die Erschließung des Textes und die Vorstellung des Konzeptes. Zunächst arbeiteten wir an der Kurzzusammenfassung der Geschichte, um den vorangegangen Handlungsstrang zu verstehen. Die SuS lasen den Text gemeinsam verteilt und beteiligten sich alle an der Mediation des Inhaltes ins Deutsche. Nachdem die Geschichte bis zum Anfang unseres Aktes klar wurde, hatten die SuS bereits aus ihrem Vorwissen heraus erste Ideen, wie das Drama sich weiter entwickeln könnte.
Im Anschluss befassten wir uns mit den zwei letzten Akten der Graphic Novel. Da das Sprachniveau unserer Gruppe sehr gut war, verlief das Lesen und Verstehen des Textes sehr zügig. Dennoch machten wir insgesamt 2 kleine Pausen, da die intensive Textarbeit sehr anstrengend für die SuS war und ihnen volle Konzentration abforderte. In den Pausen führten wir auch eine kleine Improvisationsübung durch. Dabei wurde eine Figur vorgegeben und alle anderen sollten sich in die Situation einfühlen und mit entsprechenden Figuren daran teilnehmen. Unsere Improvisation spielte in einem Schuhgeschäft, wobei eine Schülerin auf der Suche nach sehr großen Schuhen war. Hierbei fiel es den SuS überhaupt nicht schwer Englisch zu sprechen, da laut ihrem Feedback die Rede frei gestaltet werden konnte und sie daher mit ihrem Vokabular arbeiten konnten. Es bereitete ihnen sehr viel Spaß und sorgte für die gewünschte Ablenkung und Auflockerung.
Nachdem der Textabschnitt fertig gelesen wurde, machten die SuS ein gemeinsames Brainstorming zur modernen Umsetzung. Sie kamen dabei auf sehr tolle Ideen und brauchten nur wenig Unterstützung. So war der nichtüberbrachte Brief dann eine Whatsapp Nachricht, die wegen abgelaufener Internetflat nicht gesendet werden konnte. Der mittelalterliche Giftmischer wurde zum örtlichen Drogendealer und die dramatische Schlussszene in der Gruft fand auf der Intensivstation des Krankenhauses statt, wo Julia im Koma lag. Da wir während des Lesens immer wieder mit den für die SuS unbekannten Namen zu kämpfen hatten, wurden die Figuren auch teilweise mit ähnlichen modernen Namen ausgestattet. Auch wurde London zum neuen Spielort erkoren, da sich die SuS bereits im Vorfeld damit beschäftigt hatten und ihr Stück passend zur Englandwoche gestalten wollten.
Zum Ende des ersten Tages konnten die SuS bereits anfangen, ihr Skript zu verfassen. Leider sind wir aufgrund der knapp bemessenen Zeit jedoch damit nicht ganz fertig geworden. Allerdings stand der Plan der Szenen soweit, dass für den nächsten Tag alle Requisiten besprochen wurden und die Aufgaben, wer welche mitbringt, untereinander verteilt wurden.
Wir waren somit in der Lage, unsere Zielsetzungen zu erfüllen und hatten einen sehr produktiven ersten Tag, der den SuS dennoch einiges abverlangt hat.
Tag 2
Ziele
Orte für Szenen aufsuchen, Probe der Szenen und Einführung in schauspielerische Elemente und Techniken, Aufnahme aller Szenen, Evaluation der Projektarbeit
Nach unserer kurzen gruppeninternen Auswertung von Tag 1 galt es an Tag 2 wieder gut und produktiv zu arbeiten. Die SuS sollten das Skript vervollständigen und danach an der Durchführung arbeiten, damit das finale Produkt dann aufgenommen werden konnte.
Da die SuS bereits an Tag 1 am Skript gearbeitet hatten, fiel es ihnen nicht schwer, die finalen und dramatischen Szenen umzusetzen. Auch bei der szenischen Umsetzung hatten die SuS in der Vorbesprechung gute Ideen. Wir einigten uns schließlich darauf, szenenweise aufzunehmen, damit die SuS nicht zu viel Text lernen mussten.
Nach einer kurzen Stimm- und Blickübung starteten wir aufgrund der fortgeschrittenen Zeit mit dem Aufnehmen. Die SuS nahmen die Arbeit sehr ernst. Anfänglich viel es ihnen noch schwer, aus sich hinauszugehen und die Rollen lebendig zu spielen. Sie wurden allerdings von Szene zu Szene besser und konnten ihre anfängliche Zurückhaltung ablegen. Mit dem Endprodukt und der Arbeitsweise an Tag 2 waren wir wieder sehr zufrieden.
Als am nächsten Tag der Film gezeigt wurde, ernteten die SuS großen Beifall. Die LuL zeigten sich erstaunt über die gute Mitarbeit und die schauspielerische Leistung einzelner SuS, da diese sich sonst im Unterricht immer sehr zurückhalten. Diese Bestätigung machte die SuS sichtlich stolz und bescherte ihnen ein tolles Erfolgserlebnis.
Themenbox
Inhalt der Box
Kunstblume, Wörterbuch, Glasflakon, Tic Tacs als Tabletten, Zusammenfassung der Handlung, Vokabelliste, Graphic Novel
Ziel
Erwecken des Interesses, Gestalten einer zentralen Anlaufstelle, Bereitstellung von Requisiten und Hilfe bei der Ideenfindung, Sammlung des Materials
Projektreflexion
Im Großen und Ganzen verlief unser Projekt sehr erfolgreich. Die SuS, die sich unserer Gruppe anschlossen, behielten bis zum Ende ihren Enthusiasmus für das Projekt. In unserer Gruppe waren 2 Muttersprachler von indischem beziehungsweise pakistanischem Englisch, was uns vor allem bei der Texterschließung und Textumschreibung einen großen Vorteil einbrachte. Wären die SuS nicht dabei gewesen, so hätten wir die SuS sehr unterstützen müssen. Der Text war für die anderen zwei Gruppenmitglieder teilweise sehr schwer zu verstehen und nicht unbedingt einfach geschrieben. Gerne hätten wir auch mehr Gruppen gehabt und dafür kleinere Abschnitte bearbeitet. Obwohl unsere Gruppe durchgängig gut gearbeitet hatte, so war es ihnen doch deutlich anzumerken, dass das Bearbeiten von so viel Text sie sehr viel Konzentration kostete. Unsere kleinen Pausen waren deshalb sehr gut gewählt und halfen im Verlauf. Eventuell würde es sich daher anbieten, den Text vielleicht auch im Vorfeld schon als Klasse zu lesen, damit man dann auf dieser Grundlage kreativ arbeiten kann.
Auch die Produktion des Skriptes könnte mit anderen Lerngruppen schwierig sein, da sie doch sehr viel Sprachkenntnis von den SuS einfordert. Hier muss die Lehrkraft immer beraten und betreuen, um Fehler zu verbessern, Formulierungen vorzuschlagen und Hilfestellung zu geben. Auch wir mussten den SuS helfen, wichtige Aspekte herauszufiltern und andere wegzulassen. Dennoch sollte der Handlungsstrang vollständig und sinnhaft sein, deshalb bedürfte es doch teilweise stark unserer Hilfe. Natürlich stellt diese Kürzung eines einmal gelesenen komplexen Dramas auch eine sehr anspruchsvolle Aufgabe dar, eventuell könnte man auch schon im Vorhinein diese Aufgabe übernehmen und nur wichtige Schlüsselszenen zusammen lesen.
Die eigentliche Umsetzung des Filmes verlief zunächst etwas gehemmt und hätte noch mehr anfänglichen schauspielerischen Übungen bedurft, um eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen. Leider war uns dies zeitlich nicht möglich. Auch der technische Aspekt des Filmens muss gut berücksichtigt werden. Mit einem normalen Smartphone funktioniert es in der Regel sehr gut, da es auch kostenlose Programme zum Schneiden und Bearbeiten gibt. Gerne hätten wir dies auch am PC mit den SuS zusammen gemacht, da wir der Auffassung sind, dass diese auf diesem Gebiet teilweise selbst sehr viel Erfahrung haben. Das würde sich bei Gelegenheit bestimmt gut umsetzen lassen.
Besonders zufrieden waren wir mit der Präsentation des Filmes und des Feedbacks der Zuschauer. Man hat deutlich gemerkt, dass die Projektarbeit zum einen sehr angenehm und spannend für die SuS war, aber auch zum anderen das sie doch sehr ergebnisorientiert gearbeitet haben und letztendlich ein Endprodukt geschaffen haben, auch das sie stolz waren und das ihre Mühen belohnt hat. Vor allem dieser Fakt begeisterte uns für die Methode „Projektarbeit“.
Anica Amedick, Josefa Gronholz, Luisa Kempe, Sarah Kluge, Sophia Plottek, Leyla Sasunova und Ivo Schwiete, Romeo and Juliet Project, in: USE: Universität Studieren / Studieren Erforschen, 28.06.2015, URL: https://use.uni-frankfurt.de/pbl/romeojulietproject/.
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