Prof. Dr. Notker Hammerstein
Notker Hammerstein
Studium 1949-1956 (Geschichte, Philosophie und Anglistik)
Interview, Schnitt und Text: Svenja Schäfer
Notker Hammerstein ist der Goethe-Universität besonders eng verbunden. Er hat hier studiert und seine Forschungen für Promotion und Habilitation erarbeitet, hat als Professor am Historischen Seminar gelehrt und auch nach seiner Emeritierung zur Geschichte der Universität geforscht und publiziert.
Geboren wurde er 1930 in Offenbach. Dass er sich nach dem Abitur am Frankfurter Heinrich-von-Gagern-Gymnasium 1949 an der Goethe-Universität einschrieb, hatte zunächst finanzielle Gründe: So konnte er weiter in seinem Elternhaus wohnen. Er studierte zunächst Volkswirtschaft, doch schon nach einem Semester wechselte er an die Philosophische Fakultät. In Geschichte, Philosophie und Anglistik war er dann sehr erfolgreich.
Anders als diejenigen Studierenden, die direkt nach dem Krieg ihr Studium aufgenommen hatten, mussten Notker Hammerstein und seine Kommilitonen nicht mehr selbst beim Wiederaufbau der Universitätsgebäude mithelfen. Dabei war der Wiederaufbau nicht abgeschlossen. Noch immer fanden Vorlesungen in teilweise zerstörten Gebäuden statt. Doch auch dies änderte sich im Laufe seines Studiums und in den frühen fünfziger Jahren war dann ein relativ geregelter Universitätsbetrieb möglich.
Als das Schönste an seinem Studium bezeichnet er heute die Freiheit, seinen Interessen zu folgen. Anders als an der Schule habe es an der Universität kaum Vorgaben gegeben. Langweilige Vorlesungen habe er gemieden, stattdessen viele Vorlesungen auch anderer Fächer freiwillig und zusätzlich besucht, etwa in Kunstgeschichte oder Strafrecht. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm die Vorlesungen des Altphilologen Karl Reinhard.
Als einprägsam empfand Hammerstein den Einfluss der USA. Durch die Kulturpolitik der Besatzungsmacht habe sich ihm eine völlig neue Welt eröffnet. Im Kino sah er die neuen Hollywood-Filme oder er besuchte Jazz-Konzerte im Zirkus Althoff. Die USA waren das große Vorbild.
Notker Hammerstein schloss sein Studium 1956 mit der Promotion ab. 1968 folgte die Habilitation. Er lehrte dann bis 1999 als Professor am Historischen Seminar der Goethe-Universität. Auswärtige Rufe hat er abgelehnt. Die Emeritierung bedeutet für Hammerstein keinen Ruhestand. Er forscht und publiziert weiterhin zur Bildungs- und Universitätsgeschichte, besonders zur Geschichte der Frankfurter Goethe-Universität.