Sozialforschung & Fotografie: Leben und Studieren am FB 04

im Sommersemester 2012

Leben und Studieren am Fachbereich 04

„Der Akt Photos aufzunehmen, sie aufzubewahren oder sie anzuschauen, kann in fünffacher Weise als befriedigend erlebt werden: «als Schutz gegen die Zeit, als Kommunikation mit anderen und Ausdruck von Empfindungen, im Sinne von Selbstverwirklichung, unter dem Aspekt des gesellschaftlichen Prestiges sowie als Zerstreuung oder Flucht aus dem Alltag».“ (Bourdieu, Pierre, Kult der Einheit und kultivierte Unterschiede, in: Pierre Bourdieu u.a., Eine illegitime Kunst. Die sozialen Gebrauchsweisen der Photographie (= eva Taschenbuch 250), Hamburg 2006, S. 25-84, hier S. 26f.)

Was Bourdieu hier nicht ausdrücklich anspricht: Fotografie wird und Fotografien werden in jüngerer Zeit auch als Quelle für die Sozialwissenschaft verwendet, allerdings hat dies bisher nur in relativ geringem Umfang Eingang in entsprechende Forschung gefunden. Dies mag einerseits mit einer gewissen Sperrigkeit“ des Fotos als Quelle für die qualitative Forschung zusammenhängen, vielleicht aber auch mit der „Alltäglichkeit“ des fotografischen Bildes.

Im Seminar „Sozialforschung und Fotografie“ sollte hinterfragt werden, inwieweit Fotografie als Instrument der Datenerhebung eine brauchbare Quelle für erziehungswissenschaftliche Untersuchungen darstellt. Das Seminar bestand aus der Vermittlung theoretischer Ansätze zur Diskussion um den Einsatz der Fotografie in der qualitativen empirischen Forschung und aus der Durchführung praktischer Übungen zur Bildgestaltung und Interpretation. Da in der qualitativen Forschung die Beobachtung eines der zentralen Mittel darstellt, lernten die Teilnehmer_innen Fotografie als eine besondere Form der Beobachtung  kennen.

Das Thema dieser Beobachtungen war die Studiensituation am Fachbereich 04. Die Teilnehmer fotografierten selbst in Seminaren, Vorlesungen und auf dem gesamten Campus Bockenheim und  ersuchten kritisch aus ihrer Sicht relevante Aspekte des Studierens am Fachbereich 04 festzuhalten oder darzustellen (also auch zu inszenieren). Die daraus entstandenen Fotos stehen somit in einem fotografietypischen Spannungsfeld zwischen Zufall und Inszenierung.

Für die Ausstellung haben übrigens nur einige der Teilnehmer_innen des Seminars Fotos produziert und ausgewählt, die das Leben und Studieren am Fachbereich 04 und dessen soziale Realität aus ihrer Sicht abbilden sollten. Diese „Fotografen“ waren vielmehr Teil einer Dreiergruppe: Sie waren die Fotografen, sie waren auch die Interviewten. Die beiden übrigen Beteiligten dieser Gruppen führten mit dem jeweiligen Fotografen qualitative Interviews zu den Fotos und transkribierten die hierbei entstandenen Aufzeichnungen. Die den hier ausgestellten Fotos beigestellten Textsequenzen sind diesen Interviews entnommen. Bei den Fotos wurde bewusst auf weitere Bildlegenden oder Überschriften verzichtet.

Zu den ausgestellten Fotos haben die Bildproduzenten ganz bewusst Bildüberschriften gewählt, um ihre Intention zu verdeutlichen und die Aussage des Bildes zu unterstreichen. Jedoch sagt „ein Bild mehr als tausend Worte“. Deshalb sollen sich die Besucher auch ein eigenes „Bild“ machen und die Fotografien „zum Sprechen“ bringen.

Informationen zur Veranstaltung

Dozent: Dr. Günter Burkart
Veranstaltungsart: Seminar
Semester: SoSe 2012
Fachbereich / Institut: Erziehungswissenschaften (FB 04), Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung


Flyer zur Ausstellung 2012

eLecture zum Thema Sozialforschung und Fotografie

Sprecher: Dr. Günter Burkart
Aufzeichnung vom 31. Mai 2012 (HRZ-Login erforderlich) [Ansehen] 

Die Fotoausstellung

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