Hermann August Korff
...und seine Zeit in Frankfurt
Kaiserreich, Erster Weltkrieg und die Weimarer Republik – dies waren die Wirklichkeiten, in welchen sich Hermann August Korffs fast zehnjährige Tätigkeit an der Universität Frankfurt abspielte: „eine Zeit der schwersten Prüfung“ [1], wie Korff selbst sein Verhältnis zu dieser Epoche in einem Schreiben vom 11. November 1923 an den Dekan der philosophischen Fakultät der Universität Frankfurt am Main ausdrückt. Dank der Archivmaterialien des Universitätsarchivs der Goethe-Universität ist es möglich, einen kleinen Einblick in die Umstände der Jahre 1914 bis 1923 zu erlangen, mit denen Hermann August Korff sich auseinandersetzen musste.
Endnote
[1] Universitätsarchiv Frankfurt am Main, KAF <UAF> Abt. 134, Nr. 286K, Bl. 2.
20. August 1914
Hermann August Korff hielt am 25. April 1914 seine Antrittsvorlesung über "Die Bedeutung der fremden Vorbilder für die Deutsche Literatur des 18. Jahrhunderts" an der Frankfurter Akademie für Sozial- und Handelswissenschaft. Wie viele seiner Kollegen wurde er jedoch direkt zu Kriegsbeginn eingezogen, wodurch ihm verwehrt war, die bereits geplanten Seminare im anstehenden Wintersemester zu halten. Der hier vorliegende Brief (datiert auf den 20. August 1914) stammt von Korffs damaliger Frau Maria, geb. Stein; in ihm teilt diese dem Rektor die Einberufung ihres Mannes mit, welcher sich in diesem Moment bereits im Kriegsdienst befindet. Dies lässt Rückschlüsse sowohl auf die Radikalität der Kriegsmobilisierung als auch auf die Lage der kurz vor der offiziellen Gründung stehenden Universität zu diesem Zeitpunkt zu.
Universitätsarchiv Frankfurt am Main <UAF>, Abt. 4, Nr. 1409, Bl. 3
18. Dezember 1918
In diesem Brief vom Dezember 1918 teilt Korff der Universität seine Entlassung aus dem Heeresdienst mit. Sein Verweis auf seinen derzeitigen Aufenthaltsort sowie die Anmerkung, dass er noch nicht wisse, wann es ihm möglich sein werde nach Frankfurt zurückzukehren, geben ein Bild von der Situation in Deutschland nach der Niederlage 1918.
Universitätsarchiv Frankfurt am Main <UAF>, Abt. 4, Nr. 1409, Bl. 5
11. November 1923
1923 erhält Korff eine Berufung als erster ordentlicher Professor für Neuere deutsche Literaturgeschichte an die Universität Gießen, welcher er im Wintersemester 1923/24 nachkommt. In seinem Brief an den Dekan der philosophischen Fakultät der Universität Frankfurt vom November 1923, in welchem er darüber Mitteilung macht, bittet er jedoch, ihn aufgrund der derzeitigen politischen Verhältnisse zunächst als beurlaubt zu vermerken und ihm seine venia legendi vorerst nicht zu entziehen. Die dem Inkrafttreten des Versailler Vertrags folgende Inflation in Deutschland brachte nicht nur die Universität Frankfurt in eine finanzielle Notlage. Die Unsicherheit Korffs bezüglich seiner beruflichen Zukunft ist diesem Schreiben deutlich zu entnehmen. Ebenfalls aber sollte Korffs Blick auf seine ehemalige Lehrstätte hervorgehoben werden, so schreibt er unter anderem, dass
"[…] jeder, der einmal Privatdozent in der philosophischen Fakultät der Universität Frankfurt gewesen ist, […] bei seinem Scheiden zu bekennen das Bedürfnis haben [wird], dass er sich hier in einem Masse wohl gefühlt hat, wie es nur derjenige nachzufühlen imstande ist, der den schönen Geist der Liberalität kennen gelernt hat, der insbesondere die hiesige philosophische Fakultät charakterisiert."
Universitätsarchiv Frankfurt am Main, KAF <UAF> Abt. 134, Nr. 286K, Bl. 2
15. Januar 1924
Da die Zahlungen der Universität Frankfurt an Korff trotz seines Wechsels an die Universität Gießen zum 1. Oktober 1923 bis November fortliefen, erhält er eine Aufstellung der Beträge, die er an Frankfurt rückzuerstatten hat. Das Ausmaß der in Deutschland herrschenden Inflation ist aus der Bezifferung klar ersichtlich
Universitätsarchiv Frankfurt am Main <UAF>, Abt. 14, Nr. 2381, Bl. 17
Dieser Unannehmlichkeit wird jedoch von der hessischen Regierung, welcher Gießen untersteht, Abhilfe geschafft, indem Korffs Arbeitsvertrag um einen Monat nach hinten datiert wird. Mit dieser letzten bürokratischen Abwicklung endete Korffs berufliche Beziehung zur Universität Frankfurt, persönlich aber blieb er auch in den folgenden Jahrzehnten mit ihr und den dort geknüpften Bekanntschaften verbunden
