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Friedrich Panzer

...Warum eigentlich (Alt-) Germanistik?

Das bildungspolitische Programm der Deutschkunde hatte Panzer bereits in der Begrüßungsrede zur Gründung des Deutschen Germanistenverbandes im Jahr 1912 vorgestellt. In der 1922 publizierten Rede „Deutschkunde als Mittelpunkt deutscher Erziehung“ führte er die Ziele des Programms weiter aus und ergänzte seine Erläuterungen mit einem ausführlichen Lehrplan. Der Fokus auf die Deutschkunde, so suggeriert bereits der Titel der Publikation, meinte keine reine Bildungsreform. Durch eine Ausweitung des Deutschunterrichts, so erhofften sich die Gründer des DGV, sollten die Deutschen sich selbst nähergebracht werden, die Deutschkunde sollte die „Bedingtheit“ des eigenen – deutschen – Wesens verstehen helfen.

Den Schlüssel hierfür sieht Panzer in der genannten Rede insbesondere in seinem Kernfach, der Altgermanistik. Zwar stellt die Deutschkunde ein ganzheitliches Unterrichtsprogramm vor, das sich neben der deutschen Geschichte auch mit den großen Dichtern der Neuzeit befasst. Das (vergessene) deutsche Wesen, so glaubt Panzer, lässt sich jedoch insbesondere in Auseinandersetzung mit den alten Stoffen wieder erwecken. Konkret habe die Deutschkunde – auch im Kontrast zur bisherigen Bevorzugung der klassisch-humanistischen Sprachen Latein und Griechisch – die alt- und mittelhochdeutsche Sprache und das Gotische ins Zentrum des Deutschunterrichtes zu stellen. Von diesen Bestrebungen zeugen auch Panzers Seminare und Vorlesungen an der Universität Frankfurt am Main. Mittelalterliche Erzählstoffe wie das Nibelungenlied könnten darüber hinaus der Jugend ein Ideal bieten, ohne dass sie dafür in die Ferne schweifen müsste.

 


Literatur

Panzer, Friedrich: Verhandlungen bei der Gründung des Deutschen Germanisten-Verbandes. Grundsätze und Ziele des Deutschen Germanisten-Verbandes. In: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 7 (1912), S. 10-23

Panzer, Friedrich: Deutschkunde als Mittelpunkt deutscher Erziehung. Rede zur Einweihung des Deutschkundlichen Instituts in Düsseldorf. Frankfurt am Main 1922