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Friedrich Panzer

Im Blick der Nachwelt

"Durch die Berufung des Herrn Geh. Regierungsrates Prof. Dr. Friedr. Panzer nach Heidelberg droht der Universität Frankfurt a. M. der Verlust eines in fruchtbarster Wirksamkeit bewährten, durch seine Mitarbeit bei der Gründung der Universität hochverdienten und durch langjährige Erfahrung mit den hiesigen Verhältnissen besonders vertrauten Lehrers, dessen persönliche Beliebtheit und wissenschaftliches Ansehen der Universität zur besonderen Zierde gereicht. Bei der Beschaffenheit des akademischen Nachwuchses besteht in der gegenwärtigen Lage keine Aussicht, für die Lücke, die durch Panzers Weggang entstehen würde, einen annähernd gleichwertigen Ersatz zu gewinnen."

 

Matthias Friedwagner, Prodekan der Philosophischen Fakultät der Universität Frankfurt (28.05.1919) an das Kuratorium der Universität (Personalakte Friedrich Panzer; Universitätsarchiv Frankfurt)


„Bei aller Vielfalt prägten die Forschungen zu Sage und Märchen das wissenschaftliche Profil Panzers in besonderer Weise […]. Weniger bekannt ist heute dagegen sein bildungs- und hochschulpolitisches Engagement, von dem zahlreiche Reden und Aktivitäten zeugen, die für die Fachwissenschaft inzwischen uninteressant geworden sind. Sie betreffen nicht zuletzt sein Mitwirken bei der Gründung des Deutschen Germanistenverbandes und sein beharrliches Eintreten für eine Reform des Unterrichts an den Schulen, für das Programm der Deutschkunde.“

 

Kasten, Ingrid: Friedrich Panzer (1870-1956). In: Christoph König, Hans-Harald Müller u. Werner Röcke (Hg.): Wissenschaftsgeschichte der Germanistik in Porträts. Berlin / New York 2000, S. 152-161, hier S. 154
 

„Im Spektrum der damaligen politischen Kräfte erschien Panzer als konservativer Vertreter der Deutschnationalen. So, wie er schrieb, dachten und redeten viele, nicht zuletzt auch in der deutschen Professorenschaft. […] Die Machtergreifung durch Hitler scheint er, anders als sein langjähriger Freund und Wegbegleiter Sprengel, begrüßt zu haben.“

 

Ebd., S. 159-160
 

„Ohne Zweifel galt er, schon weil er nie Mitglied der NSDAP geworden war, im Vergleich zu anderen Germanisten als weniger belastet; und so überrascht es auch nicht, daß die Verfasser des Nachrufs keinen Anlaß dazu sahen, das Wirken des Verstorbenen kritisch zu betrachten.“

 

Ebd., S. 161


„Im April 1933 trafen sich die Vorsitzenden der GfDB mit Vertretern der NSDAP in Frankfurt zu einer 'Kulturpolitischen Aussprache' […]. Die Beteiligten stellten eine gleiche Gesinnung und ein politisches Einverständnis in Bezug auf aktuelle Entwicklungen fest; das deutschkundliche Programm wurde nun auch in der GfDB explizit rassistisch begründet; […]. Zum Abschluss der Tagung sicherte der erste Vorsitzende, Panzer, der nationalsozialistischen Regierung die Dienstbarkeit der GfDB zu […]. Mit der Eingliederung in den NS-Staat gingen personelle Veränderungen an der Verbandsspitze einher. Im Frühjahr 1933 wurde der Vorsitz der GfDB von Friedrich Panzer an Friedrich Neumann abgegeben, der aufgrund seiner radikaleren Gesinnung für die 'neue Zeit' […] besser geeignet schien, die GfDB zu führen.“

Grigoleit, Gloria und Reble, Raja: Zur Geschichte des deutschen Germanistenverbandes. Ein historisch-kritischer Rückblick anlässlich des 100. Jahrestages der Gründung (29.5.1912) und des 60. Jahrestages der Neugründung (15.9.1952). In: Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes 3 (2012), S. 222