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Friedrich Panzer

...Panzers nationale Phraseologie

Panzers wissenschaftliche Publikationen einerseits und seine Reden und Schriften als Amtsträger – etwa in seiner Funktion als Mitbegründer des Deutschen Germanistenverbandes (DGV) – andererseits könnten gegensätzlicher nicht sein. Während die wissenschaftlichen Arbeiten des Germanisten nicht auf seine mögliche politische Gesinnung schließen lassen, sind seine Reden, insbesondere jene als Verbandsmitglied des DGV, von nationalen Phraseologismen durchzogen.

Seinen Vorstellungen gemäß sei dem Deutschen eine gewisse „deutsche Art“ eingeschrieben, welche ihn von den Vertretern anderer Nationen in besonderer Weise abgrenze. Diese deutsche Art mache sich aber nicht an äußerlichen Merkmalen, sondern vielmehr an „gemeinsamen Sprachgebärden, geistigen Haltungen und Willensrichtungen“ fest. Insbesondere Wortschatz und Sprache seien es hierbei, welche „das Wesen des Volkes erkennen ließen“, da es sich bei ihnen um einen „Spiegel der Volksgeschichte“ handle. Die Bestrebungen zur Stärkung eines deutschen Geistes, die im Programm der Deutschkunde ihren Ausdruck finden, führen schließlich auch dazu, dass der DGV (nunmehr als Gesellschaft für deutsche Bildung) in den NS-Staat eingegliedert wird.

Und dennoch: Während viele seiner Fachkollegen offenkundige Anhänger der NS-Ideologie sind, tritt Panzer der Partei nie bei und gilt später als nicht oder wenigstens weniger belastet. Dies mag auch damit zusammenhängen, dass er den bei den Nationalsozialisten so beliebten Begriff der ‚Rasse’ (etwa in seiner Rektoratsrede am 22.11.1926 in Heidelberg) als Bewertungskategorie einer Nation ablehnt. Das deutsche Volk sei, so Panzer, ohnehin rassisch längst nicht mehr einheitlich. Mögliche, über körperliche Unterschiede hinausgehende Gemeinsamkeiten seien „Folge“ und nicht „Ursache“ einer „gemeinsamen Volkheit“.

Panzers Abgrenzungen des Deutschen von Vertretern anderer Nationen erfolgt stets durch Betonung charakterlicher Tugenden und Ideale, die allein dem Deutschen inhärent seien. Diese Abgrenzung bleibt dabei jedoch zu jedem Zeitpunkt eine nach außen. Abgrenzungen nach innen, etwa in Form antijüdischer Äußerungen, finden sich – anders als bei vielen Fachkollegen – bei Panzer ganz offensichtlich nicht.

 

Literatur

Panzer, Friedrich: Volkstum und Sprache. Rektoratsrede, gehalten bei der Stiftungsfeier der Universität Heidelberg am 22. November 1926. Frankfurt am Main 1927