Befragung: LSF-Zugang für Lehrveranstaltungen am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt

von Dr. Günter Burkart

Informationen zur Erhebung

Autor: Dr. Günter Burkart
Art der Untersuchung: Umfrage
Fertigstellung: November 2009
Fachbereich / Institut: Erziehungswissenschaften (FB 04), Institut für Sozialpädagogik u. Erwachsenenbildung (WE V)

Anlässlich der Diskussion im Fachbereichsrat und in der Arbeitsgruppe zum Lehrangebotsmanagement im November 2009 über die Aussetzung von LSF für die Funktion des Veranstaltungszugangs für das Sommersemester 2010 wurde ein Fragebogeninstrument entwickelt, mit dem die Erfahrungen der Studierenden im Umgang mit dem Zugangssystem erhoben werden sollte. Der Entwurf des Fragebogens wurde im Seminar Methoden der empirischen Sozialforschung besprochen und einem Pre-Test unterzogen. Die Teilnehmer der Veranstaltung waren danach aufgefordert, jeweils fünf Fragebögen bei Studierenden des Fachbereichs zu erheben. Dabei sollte zuvor erfragt werden, ob der oder die Angesprochene bereits befragt worden war, in diesem Fall sollte keine erneute Befragung erfolgen.

Der Fragebogen umfasst zwei Seiten und gliedert sich in vier Teile:

  • Im ersten Teil (Fragen 1.1  bis 1.8) wird nach „Angaben zu Belegung und Zusagen für Lehrveranstaltungen“ gefragt, im Einzelnen danach, für wie viele Veranstaltungen im laufenden Semester sich der oder die Befragte über LSF mit erster, zweiter und dritter Priorität angemeldet hat und wie viele Zusagen jeweils erteilt wurden. Den Abschluss dieses Teils bildet die Frage nach der Anzahl von Veranstaltungen, die trotz Zusage über LSF nicht besucht werden und in einer offenen Frage nach den Gründen hierfür.
  • Im zweiten Teil „Angaben zu den tatsächlich besuchten Lehrveranstaltungen“ (Fragen 2.1 bis 2.4) wird nach den tatsächlich besuchten Veranstaltungen mit oder ohne Zusage gefragt und danach, wie der Zugang zu diesen erreicht wurde, wenn keine Zusage über LSF erfolgt war (offene Frage 2.4).
  • Im dritten Teil zum Angebot und Veranstaltungszugang (Fragen 3.1 bis 3.5) wird erfragt, wie ausreichend das Lehrangebot empfunden wurde, welche Bedeutung die Aushandlung mit den Lehrenden beim Zugang hatte und welche Lehrangebote aus Sicht der Befragten fehlen oder zu selten angeboten werden (offene Frage 3.4). Abgeschlossen wird dieser Abschnitt durch eine weitere offene Frage (3.5) nach weiteren Anregungen.
  • Im letzten Teil  „Allgemeine Angaben“ (4.1 bis 4.3) wird nach angestrebtem Abschluss und dem aktuellen Fachsemester gefragt; ebenso danach, in wie vielen Semestern der Abschluss erreicht sein soll.

Die Auswertung der Rückläufe zu den Fragen des Fragebogens  erfolgte mit SPSS 17, die der offenen Fragen über Kategorisierung mit der Tabellenkalkulation Excel.

Die Ergebnisse der Befragung werden unten häufig als Auszählung oder in Maßen der zentralen Tendenz in Tabellenform wiedergegeben, aus Gründen des Umfangs der Ausarbeitung aber gelegentlich auch in den Text eingebunden präsentiert, auf grafische Darstellungen wird aus gleichen Gründen verzichtet. Wenn augenfällige Unterschiede der Ergebnisse hinsichtlich des angestrebten Abschlusses (Diplom, Magister, Lehramt oder Master) festzustellen waren, werden diese gesondert ausgewiesen.

Die Befragung der Studierenden am Fachbereich 04 wurde in der Zeit vom 06.11. bis 25.11.2009 von den SeminarteilnehmerInnen durchgeführt. In die Auswertung gingen 161 ausgefüllte Fragebögen ein. 

Die Befragten geben in 57 Fällen (35,4%) an, mit dem Studienziel Diplom zu studieren, in 87 Fällen ist es der Bachelor (54,0%), Magister in sechs und Staatsexamen in neun Fällen (3,7 bzw.5,6%).

Das Studium wollen die Befragten im Mittel in fünf Semestern abgeschlossen haben (genau in 5,00 Semester ohne das laufende; Standardabweichung 2,167). Etwa die Hälfte von ihnen will in den nächsten vier Semestern abschließen (49,4%), vier von zehn (41,6%) in den nächsten fünf bis acht und knapp 10% wollen noch länger als acht Semester studieren (9,0%).

Zum Zeitpunkt der Befragung studieren die Befragten im Mittel 3,97 Semester (das laufende eingeschlossen; Standardabweichung 3,391), drei der Befragten machen hierzu keine Angaben. Die folgende Tabelle zeigt die Verteilung nach Fachsemestern:

Fachsemester
    Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente
Gültig 1 17 10,6 10,8 10,8
  2 40 24,8 25,3 36,1
  3 38 23,6 24,1 60,1
  4 15 9,3 9,5 69,6
  5 17 10,6 10,8 80,4
  6 6 3,7 3,8 84,2
  7 10 6,2 6,3 90,5
  8 5 3,1 3,2 93,7
  9 2 1,2 1,3 94,9
  10 5 3,1 3,2 98,1
  11 1 ,6 ,6 98,7
  12 1 ,6 ,6 99,4
  34 1 ,6 ,6 100,0
  Gesamt 158 98,1 100,0 -
Fehlend System 3 1,9 - -
Gesamt 161 100,0 - -  

Die gesamte erwartete Studiendauer nach Studienziel zeigt die folgende Aufstellung:

erwartete Gesamtstudiendauer
Studienziel N Mittelwert Standardabweichung
Diplom 56 11,6786 4,30267
Magister 6 9,5000 1,64317
Bachelor 85 7,1176 1,35762
Staatsexamen 9 9,6667 2,23607
Insgesamt 156 8,9936 3,53325

Die Bachelor-Studierenden zeigen hier bezüglich der erwarteten Gesamtdauer des Studiums die niedrigsten Werte, 47,5% von ihnen wollen innerhalb einer Studiumsdauer von insgesamt sechs Semestern ihren Abschluss erreicht haben.  Betrachtet man die erwartete Studiendauer bei den BA-Studierenden nach Fachsemestern, so ergibt sich das folgende Bild:

erwartete Gesamtstudiendauer: Bachelor
Semester N Mittelwert Standardabweichung
1 10 6,5000 ,52705
2 40 7,4500 1,48410
3 35 6,9143 1,29186
Insgesamt 85 7,1176 1,35762

Die Diplom-Studierenden haben dagegen in Abhängigkeit von den bisherigen Fachsemestern andere Vorstellungen von der Dauer ihres Studiums:

erwartete Gesamtstudiendauer: Diplom
Semester N Mittelwert Standardabweichung
4 15 10,3333 1,44749
5 14 11,2143 2,39161
6 6 10,8333 2,56255
7 8 9,7500 1,03510
8 4 11,0000 ,81650
9 2 20,0000 ,00000
10 4 12,2500 1,25831
11 1 13,0000 .
12 1 16,0000 .
34 1 37,0000 .
Insgesamt 56 11,6786 4,30267

Auf die Darstellung entsprechender Ergebnisse für andere Studienziele wird hier aus Gründen des Umfangs dieser Darstellung verzichtet.

Die Frage nach der Anzahl der mit erster Priorität belegten Veranstaltungen ergab folgendes Ergebnis:

  N Minimum Maximum Mittelwert Standardabweichung
Wie viel Veranstaltungen mit erster Priorität angemeldet? 161 0 62 7,29 6,431
Gültige Werte (Listenweise) 161 - - - -

Dabei zeigte sich, dass 56,5% der Befragten angaben, bis zu sechs Veranstaltungen, 26,7% von ihnen dagegen mehr als zehn, 1,9% sogar mehr als 20 Veranstaltungen mit erster Priorität angemeldet zu haben. Mit zweiter Priorität wurden Veranstaltungen überhaupt nur von 42,9%, mit dritter Priorität sogar nur von 17,4% der Befragten angemeldet.

Keine Zusagen über LSF erhielten in erster Priorität 28,8% der Studierenden, im Mittel erfolgten etwa 2,52  Zusagen. Beachtenswert erscheint hier der Maximalwert: Zwei der Befragten erhielten Zusagen für immerhin 15 Veranstaltungen, noch 22,6% von ihnen für mehr als sechs Veranstaltungen. Der- oder diejenige mit 63 Anmeldungen, Studienziel Diplom im 5. Semester, erhielt übrigens keine Zusage in erster und je eine in zweiter und dritter Priorität. Die beiden mit 23 Anmeldungen, beide Studienziel BA im zweiten Semester, erhielten dagegen in einem Fall acht, im anderen Fall 15 Zusagen auf erster Priorität.

Die folgende Tabelle zeigt die Zusagen für die drei Prioritäten in Maßen der zentralen Tendenz und Streuung:

  N Minimum Maximum Mittelwert Standardabweichung
Wie viele Zusagen für Veranstaltungen mit erster Priorität? 160 0 15 2,52 2,756
Wie viele Zusagen für Veranstaltungen mit zweiter Priorität? 159 0 4 ,32 ,774
Wie viele Zusagen für Veranstaltungen mit dritter Priorität? 159 0 4 ,16 ,561
Gültige Werte (Listenweise) 159 - - - -

Nur 56,2% der Befragten erhielt Zusagen für mehr als eine, 37,5% für mehr als zwei Veranstaltungen erster Priorität.  Trotz Zusage nahmen die Befragten an Veranstaltungen im Mittel an 0,81, maximal an acht Veranstaltungen nicht teil. Vergleicht man Anmeldungen und Zusagen nach Studienziel, ergibt sich folgendes Bild:

Studienziel Wie viel Veranstaltungen mit erster Priorität angemeldet? Wie viele Zusagen für Veranstaltungen mit erster Priorität? Wie viele Veranstaltungen mit zweiter Priorität angemeldet? Wie viele Zusagen für Veranstaltungen mit zweiter Priorität?
Diplom Mittelwert
N
Standardabweichung
5,58
57
8,279
1,19
57
1,172
,65
57
1,329
Magister Mittelwert
N
Standardabweichung
5,50
6
4,593
2,50
6
2,588
1,50
6
2,345
Bachelor Mittelwert
N
Standardabweichung
8,91
87
4,900
3,43
86
3,201
2,07
87
2,560
Staatsexamen Mittelwert
N
Standardabweichung
4,22
9
3,492
2,11
9
2,369
,44
9
,726
Insgesamt Mittelwert
N
Standardabweichung
7,32
159
6,465
2,51
158
2,764
1,45
159
2,212

Darin zeigt sich, dass Diplom-Studierende zwar deutlich weniger Veranstaltungen belegen wollen, dafür aber bei der Vergabe von Bewilligungen gegenüber den übrigen Abschlusszielen deutlich benachteiligt erscheinen.

Dies wird für den BA-Studiengang bestätigt über die Maße des Zusammenhangs: Es finden sich für alle Studienziele keine signifikanten Korrelationen zwischen der Anzahl der gewählten und der Anzahl der bestätigten Veranstaltungen außer beim Bachelor: Dort errechnet sich ein deutlich hochsignifikanter Korrelationskoeffizient von r=0,329: In der Tendenz bedeutet das, dass um so mehr Veranstaltungen gewählt werden, um so mehr werden bei den BA-Studierenden (und nur bei ihnen) auch bestätigt.

Die Angaben zu den tatsächlich besuchten Lehrveranstaltungen zeigen, dass im Mittel knapp sieben Veranstaltungen (6,84) besucht werden, davon 3,41 ohne LSF-Zusage und 2,60 Veranstaltungen ohne LSF-Anmeldung:

  N Minimum Maximum Mittelwert Standardabweichung
Wie viele Veranstaltungen werden aktuell tatsächlich besucht? 161 0 12 6,84 2,326
Wie viele Veranstaltungen besuchen Sie ohne reguläre LSF Zusage? 160 0 10 3,41 2,860
Wie viele Veranstaltungen besuchen sie ohne LSF Anmeldung? 159 0 10 2,60 2,624
Gültige Werte (Listenweise) 158 - - - -

Dabei besuchen die BA-Studierenden im Mittel mehr als zwei Veranstaltungen mehr als Diplomstudierende (7,74 gegenüber 5,49), gehen geringfügig häufiger in Veranstaltungen ohne Zusage (BA 3,69 gegenüber 3,16) und ohne Anmeldung  (BA 2,70 gegenüber 2,16).

Die Antworten auf die offene Frage nach den Gründen für eine oder mehrere Veranstaltungen, die trotz Zusage nicht besucht werden, wurden kategorisiert. Damit ergab sich das folgende Kategoriensystem mit den in den nachfolgend ausgewiesenen Benennungen; hierbei überwiegt die Kategorie „doppelte Anmeldung zur gleichen Zeit“ mit 16 Nennungen, gefolgt von „uninteressant aus persönlicher Sicht“ (14 Nennungen) und Terminüberschneidung (16 Nennungen). Die übrigen Kategorien dagegen zeigen nur wenige Nennungen, abgesehen vielleicht von der bezüglich ungünstiger zeitlicher Lage der nicht-besuchten Veranstaltungen (8 Nennungen).

Die folgende Tabelle zeigt die Angaben zur Bewertung des Angebots und des Veranstaltungszugangs getrennt nach Studienziel. Die Angaben zur Bewertung des Angebots und des Veranstaltungszugangs werden im Folgenden ebenfalls als arithmetisches Mittel und Standardabweichung wiedergegeben, obwohl argumentiert werden kann, dass es sich bei den hinterlegten Skalen nur um ordinale Skalierung handelt. Allerdings erscheint durch die Gestaltung der Antwortvorgaben bei der Fragebogenkonstruktion diese Form der Darstellung vertretbar (vgl. Friedrichs 1990; Kromrey 1998).

Studienziel   Möglichkeit Veranstaltungen im geplanten Umfang zu belegen?(9= überhaupt nicht) Veranstaltung konnte nur nach Aushandlung mit dem Lehrenden besucht werden? (9 = trifft nicht zu) Zu wenige Veranstaltungen für LNW/Module (9 = trifft nicht zu)
Diplom Mittelwert
N
Standardabweichung
4,86
57
2,394
3,91
57
2,714
3,20
56
2,460
Magister Mittelwert
N
Standardabweichung
3,00
5
2,000
6,40
5
3,435
1,80
5
1,643
Bachelor Mittelwert
N
Standardabweichung
4,02
87
2,449
4,91
86
3,116
2,39
87
1,774
Staatsexamen Mittelwert
N
Standardabweichung
3,50
8
1,773
5,75
8
3,012
3,00
8
2,449
Insgesamt Mittelwert
N
Standardabweichung
4,27
157
2,419
4,63
156
3,016
2,69
156
2,100

Hier zeigt sich, dass die BA-Studierenden im Mittel deutlicher als die übrigen Studiengänge einen Mangel an Veranstaltungen beklagen. Dafür erscheinen sie aber etwas zufriedener mit dem Umfang der tatsächlich besuchten Veranstaltungen.

Die Studierenden im Studiengang Diplom vermissen Veranstaltungen vor allem zu Handlungskompetenz und zu Methoden, näheres zeigt die folgende Tabelle (wegen der Vereinbarung im Fachbereichsrat, künftig im Diplomstudiengang ausschließlich noch Veranstaltungen im Hauptstudium anzubieten werden hier die Nennungen für Leistungsnachweise im Grundstudium und im Hauptstudium zusammengefasst; prozentuiert wird auf alle Befragten mit Studienziel Diplom):

Fehlende Angebote hinsichtlich LNW Diplomstudiengang
LNW Nennungen Anteil der Befragten
G-MET / H-MET 21 36,84%
G-HK / H-EW II / HK 24 42,11%

Alle anderen Leistungsnachweise des Studiengangs wurden nur ein bis zwei Mal genannt.

Für den BA-Studiengang ergibt sich dagegen folgendes Bild (prozentuiert wie oben, allerdings auf die BA-Studierenden):

Vor allem sind es damit Veranstaltungen zu den Modulen 8, 9 und 11, die vermisst werden. In Kommentaren wird zudem darauf hingewiesen, dass gerade auch die vorgesehenen Vorlesungen fehlen.

Fehlende Angebote hinsichtlich Module BA-Studiengang
Modul Nennungen Anteil der Befragten
EW-BA 1 17 19,54%
EW-BA 5 14 16,09%
EW-BA 6 10 11,49%
EW-BA 8 23 26,44%
EW-BA 9 25 28,74%
EW-BA 10 10 11,49%
EW-BA 11 21 24,14%

Einen Mangel an Veranstaltungen beklagen Studierende beider Studiengänge, hier drei Beispiele aus den Antworten:

„mehr Veranstaltungen; mehr Dozenten/Professoren; mehr Transparenz über Noten ICP´s; schnelleres korrigieren von Hausarbeiten/Referatsausarbeitungen“ (ID 100, BA 3. Semester).

„Mehr Lehrveranstaltungen, die angeboten werden vgl. Diplom Päd.; Angebote bereits in niedrigeren Semesterzahlen für Forschungs- und Praxisbezug“ (ID 157, BA 1. Semester).

„insgesamt zu wenig Veranstaltungen für die hohe Zahl der Studierenden, da u.a. auch Diplom und Bachelor in Kursen zusammen sind (und unterschiedliche Leistungsanforderungen haben) - zu große Seminare.“ (ID 137, Dipl. 7. Semester).

Beide Gruppen setzen sich auch in zusammen neun Fällen kritisch mit dem Veranstaltungszugang über LSF auseinander. Dabei zeigen sich zwei Extrempositionen, die Ablehnenden auf der einen, die „kritischen Reformer“ auf der anderen Seite:

„Dies ist ein debiles System!“ (ID 97, Dipl. k.A. zum Semester).  

„Keine LSF-Anmeldungen mehr! Das System bricht zusammen und ist fehlerhaft!“ (ID 82, BA 2. Semester).

Die andere Position zeigt sich beispielhaft in folgenden Einlassungen:

„LSF ist dringend notwendig aber muss dringend überarbeitet werden. Die Gründe die Herr B. nennt (wenn es überhaupt welche waren) LSF abzuschaffen sind absoluter Blödsinn.“ (ID 115, BA 2. Semester).

„Vielen Dank für diese Erhebung!! LSF sollte, trotz Schwierigkeiten, in SOSE 2010 nicht ausgesetzt werden. Noch mehr Chaos wäre die Folge. Durch eine Liste, auf der alle Studenten stehen, die sich für eine Veranstaltung angemeldet haben, sieht der Dozent, wer sich für eine Veranstaltung interessiert, auch wenn durch LSF eine Ablehnung erfolgt ist. LSF hilft daher einen Überblick zu geben, wie viele und welche Studenten Interesse an Seminaren zeigen.“ (ID 74, BA 3. Semester).

In sieben Fällen werden nicht erkennbare Möglichkeiten für die Studierenden zur Prioritätensetzung bzw. die Auswahlkriterien von LSF kritisiert.

„Als Diplomer musste ich häufig keine Priorität eintragen d.h. die ersten Fragen entfallen für mich. Ohne Priorität habe ich mich bei ca. 20 Vorlesungen angemeldet. Angenommen wurde ich bei 5 wobei es auch Überschneidungen gab.“ (ID 59, Dipl. 4. Semester).

„Wenn LSF dann mehr Transparenz! dann eindeutiger; Berücksichtigung der Prioritäten (hier vielleicht auf drei Prioritäten beschränken um Interesse wirklich sichtbar zu machen)“ (ID 35, BA 3. Semester).

Sieben der Befragten äußern sich zudem kritisch zum Bachelor-Studiengang selbst und fordern Nachbesserungen. Zunächst zwei der Anmerkungen zur Anwesenheitspflicht und Kontrolle der aktiven Teilnahme:

„Ohne Anwesenheitspflicht (BAs müssen sowieso schon arg viel für ihre CPs machen) würde sich die ganze Situation entspannen, da dann auch nur die Leute da sind, die zuhören und mitmachen = mehr Sitzplätze = weniger Probleme“ (ID 48, BA 3. Semester).

„Die Verfahrensweise zur Erbringung von Leistungsnachweisen bzw. aktiver Teilnahme wirken entgegen jedem Lernprozess, weil man so noch damit beschäftigt ist mitzuschreiben um online-test zu bestehen, etc.!“ (ID 104, BA 3. Semester).

Andere Positionen beschäftigen sich mit der inneren Logik des BA-Studiengangs und den Konsequenzen für die Betroffenen, ein Beispiel:

„Modul 7 erst erlaubt, wenn Modul 6 abgeschlossen da ohnehin so wenig Spielraum in Veranstaltungswahl ist da nicht gerade hilfreich auch noch hier eingeschränkt zu werden. Aufgrund der Überfüllung und der Angst, keine Veranstaltungen zu bekommen, spielt Interesse leider keine große Rolle bei der Belegung von Veranstaltungen.“ (ID 37, BA 3. Semester).

In drei Fällen wird gefordert, die Anzahl der möglichen Anmeldungen für Lehrveranstaltungen einzugrenzen wie hier:

„Einschränkung für mögliche Anmeldung, manche hatten sich für 60 Veranstaltungen angemeldet und bekamen fast 20 Zusagen - ungerechte Verteilung“ (ID 87, BA 2. Semester).

Schließlich finden sich Anmerkungen zur Schwierigkeit, sich für Veranstaltungen wieder abzumelden und zur unbefriedigenden Raumsituation und –ausstattung bei den Veranstaltungsräumen. Auch die am Fachbereich vereinbarten „Zeitfenster“ für die einzelnen BA-Module werden kritisch kommentiert:

„Viel zu viele Veranstaltungen liegen Mittwochs 10 - 12 Uhr“ (ID 158, BA 1. Semester).

„oftmals liegen Veranstaltungen zu einem Modul zur gleichen Zeit“ (ID 79, BA 2. Semester).

Allerdings ist auch belegt, dass sich ein Studierender gerade für die Ausdifferenzierung des Systems zeitlicher Abstimmung ausspricht:

„Absprachen so treffen, dass Studenten keine Überschneidungen haben, wenn sie ihre Module voll bekommen wollen.“ (ID 80, BA 1. Semester)

Bei der letzten Frage im dritten Teil des Fragebogens wurden weitere Anregungen erfragt (3.5). Hierauf antworteten 33 der Befragten im Studiengang Bachelor und 12 im Diplomstudiengang. Die Kategorisierung und Auszählung der Antworten ergab das folgende Kategoriensystem mit Anzahl der Nennungen.

Kategorie Nennungen
Mangel an Veranstaltungen und Dozenten 14
Bewertung LSF 9
LSF-Prioritäten 7
BA-Studiengang 7
Anmeldungsbegrenzung in LSF erforderlich 3
Zeitfenster für Module 3
Abmeldung LSF 2
Raumsituation sehr mangelhaft 1

Die geplante oder erwartete Studiendauer zeigt wenig Anlass für Überraschung: Die Diplom-Studierenden in den höheren Semestern (zehn und mehr) wollen i.d.R. in zwei bis vier Semestern abschließen. Die übrigen stellen sich auf eine Studiendauer von etwa elf Semestern. Die Bachelor-Studierenden dagegen scheinen sich in der Tendenz schon überwiegend von dem Ziel  des sechssemestrigen Studiums verabschiedet zu haben, weniger als die Hälfte – vor allem solche im ersten Semester - scheinen dies für realistisch zu halten.

Bedenklich erscheinen dagegen die Aussagen zur Anzahl der über LSF vergebenen Plätze in Veranstaltungen im quantitativen Teil dieses Berichts wie auch bei den Ergebnissen der offenen Fragen: Dass mehr als 40% der Befragten keine oder nur eine Veranstaltung über LSF belegen konnten erscheint genauso wenig akzeptabel wie die Fälle, bei denen bis zu 15 Zusagen erteilt wurden. Offensichtlich funktioniert die im System vorgesehene Begrenzung des Zugangs auf insgesamt sechs Veranstaltungen (die wie bei den offenen Fragen angemerkt, dann auch garantiert werden sollten).

Ebenso wenig ist die sich abzeichnende Benachteiligung der Diplom-Studierenden hinzunehmen. Letztlich zeigt sich hier jedoch der beklagte Mangel an Veranstaltungen und Lehrenden am Fachbereich 04. Die fehlende (oder auch nur nicht erkennbare) Möglichkeit, in LSF Priorität zu setzen und die mangelnde Begrenzung der Anzahl gewählter Veranstaltungen verstärkt allerdings nochmals dieses Mangelerlebnis. So gesehen ist es nicht verwunderlich, dass der Veranstaltungszugang ohne LSF oder jenseits von LSF betrieben wird. 

Die trotz Zusage nicht besuchten Veranstaltungen (hauptsächlich wegen Überschneidung mit anderen Veranstaltungen) und die nicht vorhandene bzw. nicht erkennbare Möglichkeit zur Abmeldung belegter Veranstaltungen verhindern zudem in der Tendenz das Nachrücken auf frei gewordene Plätze. Trotzdem sind die in den Antworten auf die offenen Fragen vorgetragenen Befürchtungen nicht von der Hand zu weisen, dass ohne LSF als Zugang die Vergabe von Plätzen noch chaotischer sein dürfte – einer Auffassung, der ich mich ausdrücklich anschließe. 

Die Bewertung des Veranstaltungszugangs überhaupt (also mit und ohne LSF) fällt dafür insbesondere bei den BA-Studierenden nicht so negativ aus, wie dies zu erwarten wäre, auch die Aushandlung des Zugangs mit den Lehrenden scheint bei ihnen keine überwältigende Bedeutung zu haben, ungünstiger wird dies aber von den Studierenden im Diplomstudiengang beurteilt. In der Einschätzung, dass zu wenig Veranstaltungen durch zu wenig Lehrende angeboten werden, sind sich jedoch alle Gruppen einig.

Veranstaltungen fehlen aus Sicht der Diplomer vor allem hinsichtlich Leistungsnachweisen zur Handlungskompetenz und zu Methoden, bei den BA-Studierenden scheinen vordringlich die Module 8, 9 und 11 zu selten angeboten, auch findet sich mehrfach der Hinweis auf fehlende Vorlesungen. Auch die Anmerkungen zum Umbau des BA-Studiengangs und die beschriebenen Folgen zu großen Leistungsdrucks bedürfen dringend der Diskussion aller Beteiligten im Fachbereich.

Mein persönliches Fazit: Wir brauchen LSF, aber mit Veranstaltungsbegrenzung, klar erkennbarer Prioritätensetzung, hoher Transparenz und verbesserter Absagemöglichkeit. Und wir brauchen mehr Lehrende und mehr Räume.

  • Atteslander, Peter (1993): Methoden der empirischen Sozialforschung. Unter Mitarbeit von Christiane Bender, Jürgen Cromm und Grusso Grabow et al., 7. Aufl. Berlin/New York: Walter de Gruyter.
  • Blüm, Sabine / Eisenhauer, Tina / Turgay, Bilge (2005): Zu Situation und Studienbedingungen der Studierenden am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt / Main im Wintersemester 2003. Online verfügbar unter http://use.uni-frankfurt.de.
  • Brosius, Felix (2008): SPSS 16. Das mitp-Standardwerk, 1. Aufl. Heidelberg: mitp.
  • Friedrichs, Jürgen (1990): Methoden empirischer Sozialforschung, 14. Aufl. Opladen: Westdt. Verl. (WV-Studium 28).
  • Kromrey, Helmut (1998): Empirische Sozialforschung, 9. Aufl. Opladen: Leske und Budrich.
  • Raithel, Jürgen (2008): Quantitative Forschung. Ein Praxiskurs, 2., durchges. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften / GWV Fachverlage GmbH Wiesbaden.
  • Steinert, Heinz (Hg.) (1998): Zur Kritik der empirischen Sozialforschung. Ein Methodengrundkurs. Frankfurt [Main]: FB 3 WBE Methodologie d. J.-W.-Goethe-Univ. (Studientexte zur Sozialwissenschaft 14).
ID Weitere Anregungen (BA-Studierende) Semester
80 Absprachen so treffen, dass Studenten keine Überschneidungen haben, wenn sie ihre Module voll bekommen wollen. 1
157 Mehr Lehrveranstaltungen, die angeboten werden vgl. Diplom Päd.; Angebote bereits in niedrigeren Semesterzahlen für Forschungs- und Praxisbezug 1
158 Viel zu viele Veranstaltungen liegen Mittwochs 10-12 Uhr 1
140 Da es häufig zu wenige Angebote gibt kann man sein Studium oft nicht nur nach Interesse wählen, außerdem sind die Veranstaltungen dadurch viel zu überfüllt und das online- Anmeldeverfahren zeigt sich so als ziemlich sinnlos. 2
40 Das LSF-System erfüllt seinen Zweck sowieso nicht, da die Personen trotzdem zu abgelehnten Seminaren erscheinen um sein "Glück zu versuchen" 2
91 Das LSF-System ist meiner Meinung nach nicht zu Ende gedacht bzw. entwickelt. Es sollte eine Beschränkung der Anmeldenden geben, die es den Studierenden erlaubt sich nur für eine Anzahl x anzumelden. Hierbei muss aber auch jeder das Recht auf eine Anzahl x an Veranstaltungen haben, die er tatsächlich besuchen kann. Zudem sollte das Angebot vergrößert werden, um faire Studienbedingungen zu schaffen, die es auch tatsächlich ermöglichen das Studium in 6 Semestern zu schaffen. 2
72 Die Plätzevergabe in der Seminarbörse kann nicht ganz gerecht sein, da manche Dozenten die Plätze so vergeben. Ein Verfahren welches allgemein gültig ist, wäre toll. Niemand weiß was zu tun ist. 2
87 Einschränkung für mögliche Anmeldung, manche hatten sich für 60 Veranstaltungen angemeldet und bekamen fast 20 Zusagen - ungerechte Verteilung 2
129 Es gibt zu wenige Veranstaltungen für viel zu viele Studenten. So besteht keine freie Bildung und nicht jeder kann sein Studium so gestalten, wie er es eigentlich will. 2
44 Generell gibt es zu wenig Seminare. Manche sind thematisch so begehrt, dass sie einfach mehrfach angeboten werden sollten!! Auch wenn ich den Dozenten dankbar bin, dass sie niemanden weggeschickt haben, sind die Seminare viel zu voll und haben einen Vorlesungscharakter. 2
82 Keine LSF Anmeldungen mehr! Das System bricht zusammen und ist fehlerhaft! 2
92 Keine LSF-Anmeldungen mehr! Vor 2 Jahren ging es auch ohne! 2
115 LSF ist dringend Notwendig aber muss dringend überarbeitet werden. Die Gründe die Herr B. nennt(wenn es überhaupt welche waren) LSF abzuschaffen sind absoluter Blödsinn 2
79 oftmals liegen Veranstaltungen zu einem Modul zur gleichen Zeit 2
131 Programm reparieren. Wenn jeder 6 Veranstaltungen bekommen sollte und manche mehr und manche weniger bekommen haben, ist das ein Programmierfehler. 2
89 Raumsituation sehr mangelhaft; zum Teil zu kleine, schlecht ausgestattete Räume 2
39 sich über das Angebot und die Nachfrage nochmal Gedanken machen, Auffällig zu viele Studierende für das Angebot 2
29 Vereinheitlichung Module 8 + 9; Reduzierung der kumulativen Teilprüfungen! 3 - 4 Hausarbeiten / Ausarbeitungen pro Semester sind zu viel! 2
121 abmelden von nicht gewollten Veranstaltungen 3
75 die Anmeldung über LSF sollte nächstes Semester nicht ausgesetzt werden, da sonst noch mehr Chaos herrscht. 3
34 Die Prioritätenangabe funktioniert nicht 3
36 Die technischen Probleme des LSF müssen behoben werden. LSF kann nur funktionieren wenn es ein ausreichendes Lehrangebot für die Anzahl der Studierenden gibt LSF auszusetzen, ist die falsche Lösung 3
104 Die Verfahrensweise zur Erbringung von Leistungsnachweisen bzw. aktiver Teilnahme wirken entgegen jedem Lernprozess, weil man so noch damit beschäftigt ist mitzuschreiben um online-test zu bestehen, etc.! 3
150 Ich wünsche mir mehr Dozenten für den Fachbereich 3
67 im Bachelor werden in zu kurzer Zeit zu viele Leistungsnachweise verlangt. Man ist zu viel mit den Scheinen beschäftigt, diese schnell zu erledigen, ohne sich so das Thema mit mehr Zeit vertiefen zu können 3
117 keine Anwesenheitspflicht 3
148 keine Schwerpunktsetzung möglich, keine Auswahl nach Interesse innerhalb der Module möglich, man muss ! nehmen was man bekommt, viel zu kleine Räume bei zu vielen Studenten und zu wenig Veranstaltungen -> EW BA nicht bzw. schwer studierbar! 3
100 mehr Veranstaltungen; mehr Dozenten/Professoren; mehr Transparenz über Noten ICP´s; schnelleres korrigieren von Hausarbeiten/Referatsausarbeitungen 3
37 Modul 7 erst erlaubt, wenn Modul 6 abgeschlossen da ohnehin so wenig Spielraum in Veranstaltungswahl ist da nicht gerade hilfreich auch noch hier eingeschränkt zu werden. Aufgrund der Überfüllung und der Angst, keine Veranstaltungen zu bekommen, spielt Interesse leider keine große Rolle bei der Belegung von Veranstaltungen. 3
120 Möglichkeit sich wieder von Seminaren abzumelden 3
48 Ohne Anwesenheitspflicht (BAs müssen sowieso schon arg viel für ihre CP´s machen) würde sich die ganze Situation entspannen, da dann auch nur die Leute da sind, die zuhören und mitmachen = mehr Sitzplätze = weniger Probleme 3
74 Vielen Dank für diese Erhebung!! LSF sollte, trotz Schwierigkeiten, in SOSE 2010 nicht ausgesetzt werden. Noch mehr Chaos wäre die Folge. Durch eine Liste, auf der alle Studenten stehen, die sich für eine Veranstaltung angemeldet haben, sieht der Dozent, wer sich für eine Veranstaltung interessiert, auch wenn durch LSF eine Ablehnung erfolgt ist. LSF hilft daher einen Überblick zu geben, wie viele und welche Studenten Interesse an Seminaren zeigen. 3
35 Wenn LSF dann mehr Transparenz! dann eindeutiger; Berücksichtigung der Prioritäten (hier vielleicht auf drei Prioritäten beschränken um Interesse wirklich sichtbar zu machen) 3
ID Weitere Anregungen (Diplom-Studierende) Semester
97 dies ist ein debiles System! -
59 als Diplomer musste ich häufig keine Priorität eintragen d.h. die ersten Fragen entfallen für mich. Ohne Priorität habe ich mich bei ca. 20 Vorlesungen angemeldet. Angenommen wurde ich bei 5 wobei es auch Überschneidungen gab. 4
122 Viele interessante Seminare sind für Sonderschulpädagogen, wir können dort keine Scheine machen. 4
47 Angebot der Leistungsnachweise bzw. der Seminare mit Leistungsnachweis für noch Diplomer scheint sich m.E. reduziert zu haben. 5
109 LSF ist wirklich schlecht, keine Ahnung nach welchen Kriterien sie auswählen, man meldet sich für 14 Veranstaltungen an und kommt nicht rein. Das kann nicht sein. Zu wenig Veranstaltungen für zu viele Studenten. 5
17 Mehr Lehrveranstaltungen oder Trennung BA & Dipl. 5
147 Mehr Professoren für Erwachsenenbildung einstellen; Außerschulische Jugendbildung so gut wie keine Veranstaltungen. Mehr davon! 5
90 weniger Seminare, die sich auf Lehramt beziehen 6
137 insgesamt zu wenig Veranstaltungen für die hohe Zahl der Studierenden, da u.a. auch Diplom und Bachelor in Kursen zusammen sind (und unterschiedliche Leistungsanforderungen haben) - zu große Seminare. 7
53 keine Prioritäten beim LSF 7
23 mehr Erklärungen zu LSF 7
66 Die verpflichtende Anmeldung über LSF führt zu einer leichten Begrenzungsmöglichkeit, die Lehrende nutzen können statt zu überlegen eine weitere Veranstaltung mit gleichem Inhalt anzubieten, so müssen sie nicht tun. 10

Günter Burkart, Befragung: LSF-Zugang für Lehrveranstaltungen am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt, in: USE: Universität Studieren / Studieren Erforschen, 07.11.2013, URL: use.uni-frankfurt.de/studien/burkart2009b.