Session 7: Natur und Architektur

14.15-16.00 Uhr | Casino 1.811

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14.15
Was ist Boden und warum ist dieser so wichtig?

Julia Wagner (Physische Geographie)
Was ist Boden und warum ist dieser so wichtig? (Prof. Dr. Arno Semmel)
In: Prof. Dr. Jürgen Runge, Dr. Joachim Eisenberg, Geographie in Frankfurt im Wandel der Zeit, Physische Geographie , WiSe 2013/14 & SoSe 2014.

Der oberflächennahe Untergrund, der Bereich der über dem Ausgangsgestein liegt, wird oftmals nur als homogener „Dreck“ oder „Erde“ bezeichnet. Doch woraus besteht dieser genau? Ist dieser wirklich so homogen und warum können beispielsweise nicht alle Pflanzen überall wachsen? Grund dafür ist unter anderem die unterschiedliche Beschaffenheit und Zusammensetzung des Bodens.

Der Vortrag klärt zunächst darüber auf, was Boden ist, wie er entsteht, aus welchen Komponenten er besteht und welche unterschiedlichen Bodentypen es gibt. Ein Forscher, der die Frankfurter Bodengeographie und Bodenkunde sehr stark geprägt hat und auf dessen Forschungen die bodenkundliche Lehre am Institut für Physische Geographie (IPG) der Goethe-Universität Frankfurt heute basiert, war Prof. Dr. Arno Semmel (1929-2010). Er hat durch seine Grundlagenforschung und sein Konzept der sogenannten „periglaziären Lagen“ neue Erkenntnisse in die Bodenforschung eingebracht.

Ziel dieses Vortrages wird es daher auch sein, einen kurzen Vergleich zwischen konventionellen Theorien der Bodenentstehung und Semmels Theorien zu ziehen und die daraus resultierenden Erkenntnisse darzustellen. Abschließend wird die Frage, was Boden ist und vor allem, warum dieser so wichtig ist und er gewertschätzt werden sollte, beantwortet. Für weitere Informationen wird ein Flyer ausliegen.

14.35
Der Sonderforschungs- bereich (SFB) 268: Mensch und Kultur in Westafrika

Sophie Siebel (Physische Geographie)
Der Sonderforschungsbereich (SFB) 268: Mensch und Kultur in Westafrika – neue Wege zwischen Interdisziplinarität und Internationalisierung (Prof. Dr. Günter Nagel)
In: Prof. Dr. Jürgen Runge, Dr. Joachim Eisenberg, Geographie in Frankfurt im Wandel der Zeit, Physische Geographie , WiSe 2013/14 & SoSe 2014.

Sonderforschungsbereiche der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sind wichtige Komponenten der Forschung und somit auch der Lehre an Universitäten und bilden relevante Schnittpunkte unterschiedlicher Fachbereiche. Der Sonderforschungsbereich „Kulturentwicklung und Sprachgeschichte im Naturraum Westafrikanische Savanne“ (SFB 268) der Goethe-Universität wird im Hinblick auf seine Interdisziplinarität durch Stellungnahmen zu dem Physischen Geographen und stellvertretenden Sprecher des SFB, Prof. Dr. Günter Nagel, dargestellt.

Der SFB bestand zwischen 1988 und 2002 und vereinte fünf verschiedene Fachbereiche sowohl aus den Natur- als auch den Gesellschaftswissenschaften. Er ist ein Beispiel für die erfolgreiche Vernetzung unterschiedlicher Disziplinen. Die Interdisziplinarität basierte auf einer Fachbereich übergreifenden Forschung und deren Vernetzung mit anregend-vertiefenden, gemeinsamen Feldaufenthalten.

Zur Vorstellung des Sonderforschungsbereiches und der Relevanz eines solchen Projekts für die Interdisziplinarität und Internationalisierung der Goethe-Universität wurden fünf Stellungnahmen von Dozenten der unterschiedlichen Fachbereiche über die Person Prof. Dr. Günter Nagel aufgezeichnet.

14.55
Internationaler Karstatlas und Karstformenschatz in den Tropen

Isabel Fella (Physische Geographie)
Internationaler Karstatlas und Karstformenschatz in den Tropen
In: Prof. Dr. Jürgen Runge, Dr. Joachim Eisenberg, Geographie in Frankfurt im Wandel der Zeit, Physische Geographie , WiSe 2013/14 & SoSe 2014.

Roger Moore lieferte sich 1974 als James Bond zwischen hoch aufragenden und steilwandigen Gesteinsformationen spannende Verfolgungsjagden in der Phang Nga-Bucht in Thailand. Der sog. tropische Kegelkarst beschäftigte bereits in den 1960er Jahren den Frankfurter Geographen Prof. Dr. H. Lehmann. Er war Herausgeber und Mitgestalter des Internationalen Karstatlas, der zum Vergleich typischer Karstlandschaften auf der ganzen Welt zusammengestellt wurde.

Ab Ende der 1980er Jahre führte Lehmanns Schüler, Prof. Dr. K.- H. Pfeffer (heute Universität Tübingen, i.R.), seine Arbeit fort. Beide widmeten sich an der Goethe-Universität der Karstforschung und lieferten, insbesondere für den Tropenraum, bedeutende Erkenntnisse zur Entstehung und Verbreitung von Karstformen, auch durch Förderung eines internationalen Austauschs.

Karst bezeichnet in der Geomorphologie Landschaften und Formen, die durch Lösungs- oder Kohlensäureverwitterung entstanden sind. Dabei wird u.a. Kalkstein durch chemische Prozesse mit Wasser oder wässrigen Lösungen mit CO2 gelöst und ausgewaschen. Kennzeichnend für Karstlandschaften sind daher Lösungsformen sowie eine überwiegend unterirdische Entwässerung. Während in Europa als Karstphänomene Hohlformen wie Kluftsysteme und Höhlen vorherrschen, tritt Karst im Tropenraum auch in kuppen- und turmartigen Vollformen (Kegelkarst) auf.

In einer Prezi-Präsentation werden zentrale Erkenntnisse und damit die Bedeutung der beiden Wissenschaftler in diesem Forschungsbereich dargestellt. Zudem wird die Wichtigkeit dieser Forschung für heutige Mensch-Umwelt-Beziehungen erläutert.

15.10
Brutalität in Stein (2014)

Hanna Bohr, Teresa Wenz (Pädagogik)
Brutalität in Stein (2014)
In: Dr. Marion Pollmanns, Zur Didaktik Alexander Kluges, Erziehungswissenschaften, SoSe 2013.

Der Campus Westend, der mit seiner Architektur zu sehr vielen Kontroversen unter Studierenden und Lehrenden angeregt hat, ist das Thema des Beitrags „Brutalität in Stein (2014)“. Der Kurzfilm nimmt zum Einen Bezug auf den Kurzfilm „Brutalität in Stein“ von Alexander Kluge, der an der Goethe-Universität auch selbst mit der Lehre betraut war und viele Filme in Frankfurt gedreht hat, zum Anderen setzt er sich aber auch mit der Architektur des Campus Westend auseinander.

Dabei geht es nicht um platte Vergleiche mit der nationalsozialistischen Ästhetik, die Kluge am Nürnberger Reichsparteitagsgelände vorführt und die viele Kritiker gerne bemühen, um den Campus zu beschreiben. Vielmehr soll - ganz im Sinne der Kluge‘schen Didaktik - ein geistiger Freiraum für kritische Reflexionen geschaffen werden, es sollen so genannte „dritte Bilder“ entstehen, die sich zwischen den Ungereimtheiten im Rezipienten entwickeln. Fragen wie „Was macht die Architektur mit den Menschen, die sie täglich nutzen?“ oder „Was wird durch die Gebäude eigentlich repräsentiert?“ sind implizit mitgedacht.

15.30
Szenisches Verstehen Architekturerlebens

Marcus Jurk, Tom Uhlig (Pädagogik, Psychologie)
Szenisches Verstehen Architekturerlebens
In: Dipl. Päd. Julia König, Der lebendigen Erfahrung eine Chance lassen. Zum Verhältnis von Theorie und Empirie, Erziehungswissenschaften, SoSe 2013 & WiSe 2013/14.

Architektonischer Raum setzt praxisregulierende Maßgaben, die gerade weil sie sich der Versprachlichung entziehen, beziehungsweise noch nicht durch Sprache eingeholt wurden, eine bewusste Aufarbeitung umso notwendiger machen. Versprachlichte Regelungen, wie etwa die Hausordnung, sind der bewussten Reflexion leichter zugänglich, lassen sich offener diskutieren und mit politischem Handeln verbinden. Um den Macht- und Subjektivierungsanspruch von Symbolen die unterhalb sprachlicher Ebene organisiert sind (wie etwa Architektur) zu Tage treten zu lassen, ist hingegen zunächst die Entschlüsselung ihres Bedeutungsgehalts für das subjektive Erleben und Handeln erforderlich.

Der Frankfurter Psychoanalytiker Alfred Lorenzer hat sich darum bemüht, die Erkenntnis dieser unbewussten Bedeutungsgefüge methodisch zu fundieren. Dabei schließt er sich der Kritik Adornos an der subsumtionslogischen Verfahrensweise bisheriger psychoanalytischer Kulturinterpretationen an. In dem von ihm entwickelten Konzept des szenischen Verstehens geht es darum, kulturellen Objektivationen gegenüber eine psychoanalytische Haltung einzunehmen und sich von Irritationen und Assoziationen leiten zu lassen. Es gilt die Spannung zwischen dem latenten und dem manifesten Sinngehalt herauszuarbeiten und – darin liegt der kritische Anspruch - Praxisentwürfe jenseits des konsensuell verregelten ausfindig zu machen.

Im Vortrag werden Lorenzers methodische Überlegungen zum szenischen Verstehen von Architektur dargestellt und anhand der Neubauten der Frankfurter Goethe Universität veranschaulicht.