Logo Frankfurter Literaturwissenschaftler 1914-1945

Wilhelm Emrich

…Studienzeit – Promotion – erstes politisches Engagement

Von 1929 bis 1933 studierte Wilhelm Emrich an der Frankfurter Universität Germanistik, Geschichte und Philosophie. Sein Interesse galt dabei vor allem den damals noch jungen linksintellektuellen Lichtgestalten Theodor W. Adorno, Paul Tillich und Martin Sommerfeld, bei dem Emrich seine Dissertation schrieb. Als dieser 1933 emigrierte, wurde die Arbeit von Franz Schultz betreut. Politisch stand Emrich links: Er war ein führendes Mitglied der Roten Studentengruppe und der linkssozialen SAP.

Emrichs Karriere verlief bis zur Machtergreifung 1933 vielversprechend. Er war ein engagierter Student, der von Adorno persönlich animiert wurde, wissenschaftliche Essays zu veröffentlichen. Seine Promotion wurde vom Zweitgutachter, dem Germanistik-Professor Julius Schwietering, in höchsten Tönen gelobt. Jedoch wurden schon damals Bedenken von seinem Doktorvater Franz Schultz geäußert, der Emrich eine „Neigung zu dialektisch zugespitzten und wesensschaumäßigen Machtansprüchen“ (Promotionsakte, UAF Abt. 136,Nr. 537 K, Aktenblatt 7R) bescheinigte. Denselben Vorwurf  erhoben seine späteren Kritiker immer wieder.

Das linksorientierte politische Engagement Emrichs sollte aber bald der Vergangenheit angehören. Obwohl er nach eigener Aussage noch 1933 versuchte, antifaschistische Protestaktionen zu organisieren, wurde er ein Jahr später schon Blockleiter und 1935 reguläres Mitglied der NSDAP.