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Josef Kunz

...Ein "Wanderleben" als Student und Lehrer

Chorprobe am Musischen Gymnasium Frankfurt am Main; Bild: anonym


Literatur

Personalakte Josef Kunz, Philosophische Fakultät, UAF, Abt. 134, Nr. 307

Till, Heinz: Hofheimer Biografien, hg. vom Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus und dem Stadtarchiv / Stadtmuseum unter Leitung von Roswitha Schlecker, Hofheim am Taunus 2008

1906 in Frankfurt am Main geboren, wuchs Josef Kunz in einem katholisch geprägten Elternhaus in Hofheim am Taunus auf. Zu seiner geistigen Heimat zählte er die katholische Jugendbewegung der 1920er-Jahre, den Quickborn-Arbeitskreis, welcher maßgeblich durch den Religionsphilosophen Romano Guardini geprägt war. Mit achtzehn Jahren nahm er ein Studium der katholischen Theologie und Philosophie in Fulda auf, wechselte aber nach zwei Semestern nach Freiburg, um Romanistik, Klassische Philologie und Germanistik zu studieren. 1926 zog es ihn nach Frankfurt zurück. Wie viele andere Studenten dieser Zeit strebte Kunz mit seinen Studieninteressen das wissenschaftliche Lehramt im höheren Schuldienst an.  

Der Vater, sein Vorbild?

Auch der Vater, Peter Kunz, absolvierte eine Lehrausbildung, war Mittelschulrektor in Hofheim am Taunus und politisch als Mitglied des Kreistages und Kreisausschusses engagiert. Er war Zeit seines Lebens ein erklärter Gegner des Nationalsozialismus und wurde 1934 wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ aus dem Schuldienst vorzeitig entlassen. Wie der Sohn etliche Jahre später, engagierte er sich ab 1945 in zahlreichen Vereinen in Hofheim und gestaltete aktiv das öffentliche Leben in der 8000 Seelengemeinde. (Till: Hofheimer Biografien, S. 93) 

Studieren in den Jahren der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus'

Durch die Biografie und die Erfahrungen des Vaters im Ersten Weltkrieg erklärt sich Kunz' ablehnende Haltung gegenüber den Nationalsozialisten. Diese wird ihn in jungen Jahren entscheidend prägen. Der Nationalsozialismus und die katholisch geprägte Kindheit und Jugend, die maßgeblich seine erste Studienwahl bestimmten, sind wohl mit dafür verantwortlich, dass Kunz als Student einen großen Bogen um ideologie- und regimetreue Dozenten in Frankfurt machte. Lediglich bei Hans Naumann und Hermann Gumbel, die sich später offen zum Nationalsozialismus bekannten, besuchte er zwischen 1926 und 1928 Veranstaltungen in der Germanistik.

„Aus Mangel an Loyalität versetzt“

Mit dem Staatsexamen 1931 und dem Assessorexamen zwei Jahre später, trat Josef Kunz als Studienassessor ohne feste Anstellung und ohne Verbeamtung in den hessischen Schuldienst ein. Der Grund: Er weigerte sich, in die NSDAP einzutreten. Zwischen 1933 und 1939 wurde er insgesamt 22 Mal versetzt. Er selbst bezeichnete diese Zeit als sein 'Wanderleben' und unterrichtete in Frankfurt, Schmalkalden, Fulda, Rothenburg, Eschwege, Geisenheim und Bad Wildungen. (Personalakte Josef Kunz, Nr. 307) Zuletzt erwirkte er eine Versetzung an die Diltheyschule in Wiesbaden. 1940 wurde er aufgrund eines Herzleidens vom Kriegsdienst zurückgestellt und an das Musische Gymnasium Frankfurt versetzt. Dort begann die stetige Überwachung seines Unterrichts durch die NSDAP.