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Bodo Mergell

...ein Mitläufer im Nationalsozialismus

Dass die wissenschaftliche Karriere von Bodo Mergell im "Dritten Reich" vergleichsweise gut voranschritt, ist auch auf sein politisches Mitläufertum zurückzuführen.

Eintritt in die NSDAP und Referent für weltanschauliche Schulung

Im November 1933 meldete sich Bodo Mergell zur Sturmabteilung (SA) der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) (UAF, Abt. 14-310, Bl. 22). Auch wenn es für jüngere Akademiker nötig war war, sich am Regime zu beteiligen, wenn sie eine wissenschaftliche Karriere verfolgen wollten, gab es auch Studenten, die einen anderen Weg wählten. Eine wissenschaftliche Laufbahn, die Mergell anstrebte, war ihnen dann zwar verwehrt, studieren konnten sie dennoch.

Seit Juni 1934 war Mergell jedenfalls Anwärter, dann Mitglied des SA-Nachrichten-Sturms 5/63, später war er zwei Jahre lang „Referent für weltanschauliche Schulung“ im SA-Sturm 1/63. Er vertrat die nationalsozialistische Ideologie also durchaus aktiv. 1937 wurde Mergell als Mitglied in die NSDAP übergeleitet. Zuletzt teilte man ihn einer in der Nähe von Paris stationierten Dolmetscher-Kompanie zu. Dies schuf die räumliche Nähe zum „Deutschen Institut“ in Paris, an dem er in den kommenden Jahren durch Vorträge mitarbeitete (vgl. für den Absatz UAF Abt. 14-310, Bl. 12 und Bl. 35).

Dieses Engagement muss schon als besondere Hingabe an das politische System des Nationalsozialismus gewertet werden. Anzumerken ist lediglich, dass Mergells persönliche Briefe aus dieser Zeit unpolitisch sind. Frei von nationalsozialistischer Sprache und Ideologie halten sich wohl auch seine fachspezifischen Vorträge und Veröffentlichungen (Stegbauer 2003: 1202).

Entlassung und Spruchkammer-Urteil

Mergell wurde am 5. März 1946 vom Großhessischen Staatsministerium aus dem Universitätsdienst entlassen (vgl. UAF, Abt 14-310, Bl. 86). 1946/47 zog ihn dann die Wiesbadener Spruchkammer zur Rechenschaft. Sie stufte ihn Anfang 1947 als „Mitläufer“ ein und verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von 1000 Reichsmark (vgl. UAMz Abt. 1313-143, 12.3.1947). Dieses Urteil ermöglichte ihm, die eingeschlagene akademische Karriere weiter zu verfolgen.

Literatur

UAF (Universitätsarchiv Frankfurt), Abt. 14-310

UAMz (Universitätsarchiv Mainz), Abt. 1313/143

Stegbauer, Kathrin: Mergell, in: König, Christoph u.a. (Hg.): Internationales Germanisten-Lexikon 1800-1950, Berlin 2003,  S. 1202-1203