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Bodo Mergell

...Weggang von Frankfurt und Krankheit

Unerwartet rasch bot sich dann bereits in der frühen Nachkriegszeit die Chance, die akademische Karriere, wenn auch nicht in Frankfurt, so doch im nahen Mainz an der Johannes Gutenberg-Universität erneut aufzunehmen. Nun erwies sich jedoch die eigene Gesundheit als entscheidendes Hemmnis.

1946 wurde Mergell auf ein außerplanmäßiges Extraordinariat für Deutsche Philologie, mit dem Schwerpunkt auf der mittelalterlichen Literatur, an die Johannes Gutenberg-Universität nach Mainz berufen. Ab dem 26. April 1946 bekleidete er dort die Position eines außerplanmäßigen außerordentlichen Professors für deutsche Philologie, speziell für die Literatur des Mittelalters (für Einzelheiten der Berufung vgl. UAMz, Abt. S 64,1, z.B. den Berufungsvorschlag vom 26.4.1946). Er setzte damit seine bemerkenswerte Hochschulkarriere fort: 1912 geboren, war er gerade 34 Jahre, als er Professor wurde. Offenbar überzeugte hier ein Bewerber durch seine umfassende fachliche Qualifikation. Mergells Berufungsvereinbarungen mit der Mainzer Universität sahen vor, dass er – wie in Frankfurt – Vorlesungen, Seminare und Übungen durchführte; daneben hatte er sich an der universitären Erwachsenenbildung zu beteiligen.

Der entschiedenen Aufnahme seiner Arbeit stand indes recht bald eine sich verschlimmernde Nervenerkrankung entgegen. Schon bald sah sich der Germanist gezwungen, längere nervenärztliche Behandlungen auf sich zu nehmen. Gerade die ersten Mainzer Semester sind hier aufschlussreich. So wendete Mergell sich, um ein Beispiel zu geben, am 28. April 1947 aus der „Nerven-Kuranstalt Hohe Mark“ (Oberursel / Taunus) an die Universität Mainz und meldete sich krank, hoffte aber im bevorstehenden Sommersemester 1947 doch wenigstens die Hälfte seiner Lehrveranstaltungen durchführen zu können. Die Krankheit zwang ihn seit 1947 jedoch zu einer dauernden Therapie, und immer häufiger führte sie ihn aus der Universität heraus. Aufgrund längerer Klinikaufenthalte konnte Mergell ganze Semester nicht wahrnehmen. Erst ab ca. 1950 besserte sich die Lage. Nachteilig wirkte sich die Krankheit auch in sozialer Hinsicht aus, da sie seine Verbeamtung auf Lebenszeit – trotz aller Versuche der ihm gewogenen philosophischen Fakultät – nicht gestattete (für den Absatz vgl. UAMz, Abt. 64,1).

Mit 42 Jahren starb Mergell 1954, ohne in größerem Umfang von den Früchten seiner wissenschaftlichen Arbeit profitiert zu haben.

Literatur

UAMz (Universitätsarchiv Mainz), Abt. S 64,1 sowie Abt. 1313/143