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Friedrich Ohly

...ein "gelassener Philologe"

Als Friedrich Ohly das Geleitwort für seine "Ausgewählten und neuen Schriften zur Literaturgeschichte und zur Bedeutungsforschung" schrieb, fand er die richtigen Worte, die die Eigenschaft seiner Person auch im Wandel der Zeit sehr genau trafen:

„Dieses Buch bietet Gelegenheit, mir als einem gelassenen Philologen zu begegnen, der in Zeiten unruhiger Wandlungen im Beziehen methodischer und theoretischer Positionen stets der gleiche blieb, keine Anhalte bot, zunfthistorische Wetterstände an seinem Treiben abzulesen.“(1)

Trotz Kriegsgefangenschaft, finanzieller Not und emotionalem Verlust blieb er sich als Forscher treu. Von den führenden Mächten in Politik und Gesellschaft und den Vorgaben der Bildungspläne ließ er sich auch in der Zeit des Nationalsozialismus nicht beeinflussen. Die gesellschaftliche Findungsphase im Deutschland der Nachkriegszeit bot ihm eine gewisse Forschungsfreiheit sowohl in der deutschen als auch der lateinischen Dichtung:

"Die Freiheit in der Wahl der Gegenstände nutzte ich als Chance, in kleineren Formen der Darstellung nicht jeweils Erschöpfendes anzustreben, sondern verschiedene Gebiete und Gesichtspunkte zur Geltung kommen zu lassen. [...] Meiner eigentlichen Neigung, die Philologie als Kunstwissenschaft zu betreiben, gab ich in meinen der Textauslegung gewidmeten Seminaren und Vorlesungen freien Lauf."(2)

Am 12. November 1953 bewarb sich Ohly mit dem hier abgedruckten Lebenslauf auf die Anstellung an der Universität Frankfurt. Er hebt darin seine akademischen Leistungen und seine wissenschaftlichen Projekte in Berlin hervor.

 

Endnoten

(1) Ohly, Friedrich: Ausgewählte und neue Schriften zur Literaturgeschichte und zur Bedeutungsforschung. Stuttgart / Leipzig 1995, S. VII.

(2) Ebd., S. VIII.