Julius Petersen
...die politische Positionierung
Julius Petersen ist politisch schwer einzuordnen. Da ein Hauptteil seiner Karriere in die Zeit zwischen den Weltkriegen fällt, stellt sich zuerst die Frage, wie er zum Nationalsozialismus stand. Seinen Schriften lässt sich hierzu jedoch wenig entnehmen. So gibt sich selbst ein Text wie „Die Sehnsucht nach dem Dritten Reich in deutscher Sage und Dichtung“ (Stuttgart 1934) vor allem in Anbetracht des Erscheinungsdatums sehr gemäßigt: Der analytische Stil erlaubt wenig von dem nationalistischen Überschwang, der sonst in dieser Zeit und vor allem in Anbetracht dieses Themas zu erwarten gewesen wäre.
Muss man davon ausgehen, dass ein Mann, der sowohl in der Weimarer Republik als auch in der Zeit des Nationalsozialismus' einen wichtigen Posten innerhalb der Universität Berlin inne hatte, sich auch (hochschul)politisch eindeutig positionierte? Von Petersen sind in dieser Hinsicht jedoch recht wenig aufschlussreiche Informationen vorhanden: Einerseits trat er niemals der Partei bei, andererseits war er an der Gleichschaltung innerhalb seiner Universität beteiligt. Seine scheinbare Weigerung, sich in Zeiten extremer politischer Haltungen eindeutig zu positionieren, macht ihn nicht greifbarer: Petersen bleibt in jeder Hinsicht eine ambivalente Figur.