Logo Frankfurter Literaturwissenschaftler 1914-1945

Julius Petersen

  • Von 1914 bis 1920 ordentlicher Professor für Neuere deutsche Sprache und Literatur an der Goethe-Universität
  • Von 1915 bis 1916 eingeschränkte Lehrtätigkeit wegen Garnisonsdienst; von 1917 bis 1918 keine Lehrtätigkeit wegen Kriegsteilnahme
  • Forschungsschwerpunkte: Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts; Theatergeschichte; Grimmelshausen, Goethe, Schiller, Fontane
  • Lehrschwerpunkte: Barock, Romantik, Lessing, Klopstock, Goethe, Schiller, Fontane, Theatergeschichte
  • Lehrer von Richard Alewyn, Wolfgang Kayser, Fritz Martini, Kurt May, Hans Pyritz, Erich Trunz und Benno von Wiese
  • An der Universität Frankfurt zeitgleich mit Friedrich Panzer, Wilhelm Pfeiffer-Belli, Matthias Friedwagner und Hermann August Korff

Julius Petersen wurde am 5. November 1878 als Sohn des Reichsgerichtsrats a.D. Julius Petersen und Mathilde Petersen, geb. Trapp, in Straßburg geboren. Im Jahr 1897 legte er das Abitur am Nikolai-Gymnasium in Leipzig ab. Nach seiner Promotion 1903 arbeitete er drei Jahre lang in der Cotta'schen Verlagsbuchhandlung in Stuttgart. Er heiratete seine erste Frau, Anna Maria Barbara Ortmayer, im Jahre 1907. Von 1917 bis 1918 nahm er als Unteroffizier am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau im Jahre 1928 heiratete er im folgenden Jahr die verwitwete Ella Schmidt, geb. Dornbach. Er starb am 22. August 1941 in Murnau.

1897-1903

Studium der deutschen Philologie, Kunstgeschichte und Philosophie in Lausanne, München, Leipzig und Berlin
1903Promotion an der Universität Berlin bei Gustav Roethe: "Schiller und die Bühne"
1909Habilitation an der Universität München: "Das Rittertum in der Darstellung des Johannes Rothe"
1909-1911Privatdozent für Deutsche Philologie an der Universität München
1912Außerordentlicher Professor an der Yale University
1912-1914Ordentlicher Professor für Neuere deutsche Sprache und Literatur an der Universität Basel
1914-1921Ordentlicher Professor für Neuere deutsche Sprache und Literatur an der Universität Frankfurt
1921-1941Ordentlicher Professor für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Berlin

Monographien

  • Schiller und die Bühne, Berlin 1903
  • Das Rittertum in der Darstellung des Johannes Rothe, Straßburg 1909
  • Literaturgeschichte als Wissenschaft, Heidelberg 1914
  • Literaturgeschichte als Wissenschaft, Heidelberg 1914
  • Das deutsche Nationaltheater. Fünf Vorträge, gehalten im Februar und März 1917 im Freien Deutschen Hochstift zu Frankfurt am Main, Leipzig und Berlin 1919
  • Die Wesensbestimmung der deutschen Romantik, Leipzig 1926
  • Die Sehnsucht nach dem Dritten Reich in deutscher Sage und Dichtung, Stuttgart 1934
  • Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft, Bd. 1, Berlin 1939

Aufsätze

  • Literaturgeschichte und Philologie, in: Germanisch-Romanische Monatsschrift 5 (1913), S. 625-640
  • Goethe und Charlotte von Stein. Vortrag vor der Gesellschaft der Freunde des Goethe-Museums in Frankfurt am Main [1921]
  • Aufführungen und Bühnenplan des älteren Frankfurter Passionsspiels, in: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 59 (1922), S. 83-126
  • Das goldene Zeitalter bei den deutschen Romantikern, in: Die Ernte. Abhandlungen zur Literaturwissenschaft. Franz Muncker zu seinem 70. Geburtstage, hrsg. von Fritz Strich und Hans Heinrich Borcherdt, Halle/Saale 1926, S. 119-175
  • Fontanes Altersroman, in: Euphorion 29 (1928), S. 1-74
  • Oberammergau und die Passionsspiele des Mittelalters, in: Zeitschrift für deutsche Bildung 7 (1931), S. 177-191 
  • Schiller und Shakespeare, in: Euphorion 32 (1931), S. 145-165
  • Faustdichtungen nach Goethe, in: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 14 (1936), S. 473-494
  • Das Motiv in der Dichtung, in: Dichtung und Volkstum 38 (1937), S. 44-65
  • Literaturwissenschaft als Methodenlehre, in: Helicon 1 (1938), S. 15-31
  • Heinrich von Kleist im Roman, in: Jahrbuch der Kleist-Gesellschaft (1941), S. 117-13

Ein vollständiges Schriftenverzeichnis von Julius Petersen findet man bei: Boden, Petra und Bernhard Fischer. Der Germanist Julius Petersen (1878-1941). Bibliographie, systematisches Nachlaßverzeichnis und Dokumentation, Marbach am Neckar [1994]

 

Sommersemester 1915

Die deutsche Romantik. (4 st.)

Geschichte des deutschen Dramas und Theaters von den Anfängen bis zur Neuzeit. (2 st.)

Übungen über das deutsche Drama des Mittelalters (Frankfurter Passionsspiel). (2 st.)

Die Zeitung für Einsiedler. Proseminar (1 st.)

Akademisch-germanistische Gesellschaft (für Lehrer höherer Schulen). (vierzehntägig 2 st.)

Wintersemester 1915/16

Geschichte der deutschen Literatur im 16. und 17. Jahrhundert. (4 st.)

Deutsche Dramatiker des 19. Jahrhunderts. (1 st.)

Grimmelshausens Simplicissimus und der Roman des 17. Jahrhunderts. (2 st.)

Lessings Hamburgische Dramaturgie. Proseminar. (2 st.)

Akademisch-germanistische Gesellschaft (für Lehrer höherer Schulen). (vierzehntägig 2 st.)

Sommersemester 1916

Schiller. (3 st.)

Überblick über die Geschichte der deutschen Literatur, ihre Grundströmungen und Hauptperioden. (2 st.)

Klopstocks Oden. Seminar für deutsche Philologie. (2 st.)

Akademisch-germanistische Gesellschaft für Lehrer höherer Schulen. (vierzehntägig 2 st.)

Wintersemester 1916/17

(Die angekündigten Veranstaltungen fanden wegen seines Kriegsdienstes nicht statt.)

Geschichte der deutschen Literatur im 18. Jahrhundert. (4 st.)

Goethes Faust. (2 st.)

Hans Sachs. Seminar für deutsche Philologie. (2 st.)

Opitz' Buch von der deutschen Poeterey. Proseminar für deutsche Philologie. (1 st.)

Akademisch-germanistische Gesellschaft für Lehrer höherer Schulen. (vierzehntägig 2 st.)

Sommersemester 1917

(Die angekündigten Veranstaltungen fanden wegen seines Kriegsdienstes nicht statt.)

Geschichte der deutschen Literatur im 16. Jahrhundert. (3 st.)

Die Dichtung der Sturm- und Drangzeit. (2 st.)

Heinrich von Kleists Dramen. Seminar für deutsche Philologie. (2 st.)

Gottfried Kellers Grüner Heinrich. Proseminar für deutsche Philologie. (2 st.)

Akademisch-germanistische Gesellschaft für Lehrer höherer Schulen. (vierzehntägig 2 st.)

Wintersemester 1917/18

(Die angekündigten Veranstaltungen fanden wegen seines Kriegsdienstes nicht statt.)

Goethe. (4 st.)

Geschichte der deutschen Literatur in der Reformationszeit. (2 st.)

Übungen über Technik des Dramas. (2 st.)

Akademisch-germanistische Gesellschaft für Lehrer höherer Schulen. (vierzehntägig 2 st.)

Sommersemester 1918

(Die angekündigten Veranstaltungen fanden wegen seines Kriegsdienstes nicht statt.)

Geschichte der deutschen Literatur im 16. und 17. Jahrhundert. (4 st.)

Das Junge Deutschland. (2 st.)

Hebbels Dramen. (2 st.)

Wintersemester 1918/19

Die deutsche Romantik. (4 st.)

Goethes Faust. (2 st.)

Übungen. (2 st.)

Akademisch-deutsche Gesellschaft für Lehrer höherer Schulen. (vierzehntägig 2 st.)

Zwischensemester für Kriegsteilnehmer (3. Februar bis 6 April 1919)

Einführung in das Studium der germanischen Philologie. (1 st.)

Überblick über die Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. (2 st.)

Sommersemester 1919

Geschichte der deutschen Literatur in der Reformationszeit. (3 st.)

Geschichte der politischen Literatur von 1830-1848 (das Junge Deutschland). (2 st.)

Grimmelshausens Simplicissimus. (2 st.)

C.F. Meyers Geschichte - Proseminar. (1 st.)

Akademisch-deutsche Gesellschaft. (vierzehntägig 2 st.)

Wintersemester 1919/20

Geschichte des deutschen Dramas und Theaters I. (von den Anfängen bis zur klassischen Zeit). (2 st.)

Goethe. (3 st.)

Die Idee des Weltfriedens in der deutschen Dichtung. (1 st.)

Das Frankfurter Passionsspiel. (2 st.)

Shakespeares Hamlet auf der Bühne. In der Theaterwissenschaftlichen Abteilung. (2 st.)

Akademisch-deutsche Gesellschaft. (vierzehntägig 2 st.)

Zwischensemester Frühjahr 1920

Schiller. (3 st.)

Repetitorium der deutschen Metrik (nach Kaufmann). (2 st.)

Sommersemester 1920

Geschichte der deutschen Literatur in der Barockzeit. (3 st.)

Geschichte des deutschen Dramas und Theaters II. Von der klassischen Zeit bis zur Gegenwart. (2 st.)

Schillers Don Carlos. (2 st.)

Die Inszenierung von Schillers Jugenddrahmen. In der Theaterwissenschaftlichen Abteilung. (2 st.)

Akademisch-deutsche Gesellschaft. (vierzehntägig 2 st.)

Wintersemester 1920/21

Geschichte der deutschen Literatur zur Zeit der Aufklärung. (3 st.)

Goethes Faust. (2 st.)

Hebbles Dramen. (2 st.)

Akademisch-deutsche Gesellschaft. (vierzehntägig 2 st.)

Quelle: Vorlesungsverzeichnisse der Universität Frankfurt am Main.

Julius Petersen; Porträt von Laura Grossbach

Julius Petersen - ein wandlungsfähiger Philologe

Julius Petersen hat die deutsche Germanistik mehr als 20 Jahre an entscheidenden Stellen geprägt. Er war von 1920 bis 1941 nicht nur ordentlicher Professor an der Universität Berlin, sondern seit 1933 auch Direktor des Germanischen Seminars; 1923 setzte er dort die Gründung des Theaterwissenschaftlichen Instituts durch. Er war Mitglied in mehreren literarischen Gesellschaften, von 1927 bis 1937 etwa Präsident der Goethe-Gesellschaft, sowie in diversen wissenschaftlichen Akademien, in Berlin, München, Budapest und Wien. Diese Zeit ist gut dokumentiert und wissenschaftsgeschichtlich sorgfältig aufbereitet. Weniger aufgearbeitet ist seine Frankfurter Zeit (1914-1921), auch weil wegen des Krieges die Zahl seiner Publikationen überschaubar blieb und die Jahre an der Königlichen Universität retrospektiv betrachtet eine ‚Durchgangsstation’ waren.
 

...im Felde

Julius Petersen war einer der Wissenschaftler der Universität Frankfurt, der als Soldat im Ersten Weltkrieg diente. In der Folge finden Sie zwei kurz aufeinanderfolgende Briefe des Monats September 1917 "aus dem Felde", die sich im Universitätsarchiv Frankfurt befinden. Der eine wurde als Audiodatei eingelesen, der zweite ist im Ausschnitt als Reproduktion zu sehen. [Weiterlesen]
 

...der akademische Lehrer

Die respekt- bzw. ehrfurchtsvolle Weise, mit der sich nicht nur Kollegen, sondern auch Studenten über Petersen äußerten, lässt Rückschlüsse auf seine Wirkung zu. Er war offensichtlich ein Mensch, der einen hohen Grad an Autorität besaß. [Weiterlesen]
 

...die politische Positionierung

Julius Petersen ist politisch schwer einzuordnen. Da ein Hauptteil seiner Karriere in die Zeit zwischen den Weltkriegen fällt, stellt sich zuerst die Frage, wie er zum Nationalsozialismus stand. [Weiterlesen]

 

 

Im Blick der Nachwelt

Alle früheren Einzelarbeiten weisen auf das späte Ganze hin. Da sind vor allem sorgfältige Klassikerausgaben zu erwähnen, also das Gebiet, auf das die philosophische Zunft ihre Arbeit und Arbeitsehre gründet und an dem die strenge kritische Zucht sich zuerst bewährt. Die Auslegung der Texte, bei der sich Feinsinn, Tiefe und Geschmack erproben, wird besonders an Lessing, Schiller und Goethe geübt… [Weiterlesen]

Essay

Julius Petersen in Frankfurt

von Laura Grossbach

Julius Petersen lehrte und forschte nur ein paar Jahre an der Universität Frankfurt am Main. Einen Großteil der Zeit, die er dort als ordentlicher Professor für Neuere deutsche Sprache und Literatur verbrachte, war er zum Garnisonsdienst einberufen, sodass die meisten seiner Kurse ausfallen mussten. Von 1917 bis 1918 konnte er gar keine Veranstaltungen anbieten, da er als Unteroffizier am Ersten Weltkrieg teilnehmen musste. [Weiterlesen]
 

Das Porträt von Julius Petersen wurde zusammengestellt von Laura Grossbach und Bernd Zegowitz