Prof. Dr. Friedrich Albrecht

Friedrich Albrecht
Studium 1980-1987 (Sonder- und Heilpädagogik, Lehramt an Sonderschulen)

Interview: Henrike Blaum; Schnitt und Text: Şükran Karadaş

Sein Studium begann Friedrich Albrecht an der Universität Gießen in den Fächern Mathematik und Sport für das Lehramt an Gymnasien. Bald merkte er, dass das Mathematikstudium Disziplin und „andere Fähigkeiten“ verlangte, die er gar nicht aufbringen wollte. Dass er zum Zivildienst eingezogen wurde, kam ihm daher zu diesem Zeitpunkt sehr gelegen. Nach Ende des Zivildienstes begann er im Wintersemester 1980/81 ein zweites Mal zu studieren: Sonderpädagogik an der Goethe-Universität. Mit Fach- und Universitätswechsel war der feste Vorsatz verbunden, dieses Mal „alles anders“ zu machen. Dennoch begann der erste Tag mit einer Ernüchterung, die Albrecht nie vergessen hat. Die Studienanfänger seien begrüßt worden mit der Frage: „Was wollt ihr denn alle hier, ihr studiert doch eh auf arbeitslos.“ Eine solche Begrüßung sei in den achtziger Jahren nicht ungewöhnlich gewesen, erinnert er sich.

Orientierung und Hilfe beim Studieneinstieg habe er damals von der Fachschaft erhalten. Deshalb begann auch Albrecht im folgenden Jahr mit der Fachschaftsarbeit. Hier habe er Kontakte knüpfen können, von denen viele bis heute bestünden. Damals sei es vor allem wichtig gewesen, dass er in der Fachschaft zu seiner ersten Wohngemeinschaft fand: in einer Wohnung im Frankfurter Westend. Finanziert habe er sein Studium als Fahrer bei der Post und durch weitere kleinere Jobs in den Semesterferien. So sei er im Vergleich zu anderen Studierenden finanziell recht gut gestellt gewesen.

Politisch bewegten ihn während seines Studiums der NATO-Doppelbeschluss und die Proteste gegen den Bau der Startbahn West am Frankfurter Flughafen. Er habe sich beteiligt, sei aber „nur Mitläufer“ gewesen. Intensiv engagiert habe er sich vielmehr in sozialen Projekten, zum Beispiel in einem Projekt für Kinder mit Migrationshintergrund: In dem Projekt „Nach draußen gehen“ hätten sie versucht, deutsche Kinder mit Kindern von Einwanderern zusammenzubringen. Später sei er an einem Projekt beteiligt gewesen, das behinderte Menschen in der Dritten Welt unterstützte, um ihnen eine aktive Teilnahme am Alltag zu ermöglichen.

Anders als an seinem ersten Studientag vorausgesagt, wurde Albrecht nicht arbeitslos. Er war Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sonder- und Heilpädagogik der Goethe-Universität, wurde hier 1995 promoviert. 1996 wurde er als Professor für Heil- und Behindertenpädagogik an die Hochschule Zittau/Görlitz berufen. Seit 2010 amtiert er als deren Rektor.