Jürgen Herrlein

Jürgen Herrlein
Studium 1982-1990 (Rechtswissenschaften)

Interview: Jörg von Bilavsky (GdN); Schnitt und Text: Elena Schunk

Der erste Eindruck von der Universität war für Jürgen Herrlein ernüchternd. Das Gebäude wirkte auf ihn wie eine nackte, graue Bedrohung. Lange Schlangen und überfüllte Hörsäle prägten das Bild. Die große Zahl der Studierenden bestimmte auch die Kommunikation mit den Professoren: Einen Sprechstundentermin zu bekommen, war fast unmöglich. Auch um ein benötigtes Buch in der Bibliothek zu ergattern, habe man sich mit den Kommilitonen absprechen müssen, denn die vorhandenen Exemplare reichten nicht für alle Studierenden. Mühsam sei es gewesen, die erste Hausarbeit auf der Schreibmaschine zu tippen.

Während sein Vater erst auf dem zweiten Bildungsweg in die Universität gelangte, konnte er den direkten Weg gehen. Schon in der Oberstufe sei bei ihm der Plan gereift zu studieren, das Fach habe aber noch nicht festgestanden. Er habe weiter kommen wollen als mit einer Lehre, ohne zu wissen, „was weiter eigentlich ist“. Die Entscheidung für Jura fiel dann eher im Ausschlussverfahren, und aus praktischen Gründen schrieb er sich an der Goethe-Universität ein: So konnte er weiterhin bei seinen Eltern in Kronberg wohnen.

Über einen Freund kam er zum Corps Austria, und in dieser Studentenverbindung verbrachte er einen großen Teil seiner Zeit. Anfänglich habe er dabei einige Berührungsängste gehabt. Die „Fuchsenzeit“ war eine Zeit des Annäherns und Kennenlernens, in der sich herausstellen konnte, ob der „Fuchs“ in die Gruppe passte. Nach einem Jahr als „Fuchs“ hatte er eine Aufnahmeprüfung zu bestehen. Zwar seien ihm einerseits die Fechtduelle seltsam erschienen, doch habe andererseits dieses Aufnahmeritual die Gemeinschaft gestärkt.

In der Studentenverbindung habe er Freundschaften geknüpft und zudem Kompetenzen erworben, die sein Fachwissen ergänzten und ihm im Berufsleben geholfen hätten: Es sei später kein Problem mehr für ihn gewesen, eine Rede vor hundert Personen zu halten.

Seine Studienzeit sei nicht immer einfach gewesen, doch er fühlte sich gut aufs Berufsleben vorbereitet. Noch heute ist er dankbar, als Rechtsanwalt etwas tun zu können, das er liebt und mit dem er zugleich Menschen helfen kann.