Veit Holle
Veit Holle
Studium 1957-1962 (Geschichte, Politik und Germanistik)
Interview: Svenja Schäfer; Schnitt: Leonardo Dalessandro, Svenja Schäfer, Julia Weigl; Text: Juliette Heinikel, Julia Weigl
Als Veit Holle 1957 sein Studium an der Goethe Universität begann, hatte er bereits eine kaufmännische Lehre absolviert und ein Deutsch- und Geschichtsstudium in Tübingen begonnen. Der Campus in Bockenheim war ihm nicht unbekannt, schließlich war er in Frankfurt aufgewachsen. Doch anders als im beschaulichen Tübingen spuckte die Straßenbahn hier jeden Tag Massen von Studenten an der Bockenheimer Warte aus.
In Ruinen habe er nicht mehr studiert, sondern bereits im Philosophicum in der Gräfstraße. Er habe das Gebäude als hässlich empfunden, dennoch habe er sich dort in der Bibliothek mit Freunden zum Arbeiten getroffen.
Seine Veranstaltungen wählte er nach Interesse aus. Starre Vorgaben oder Stundenpläne gab es nicht. In Geschichte etwa konzentrierte er sich deshalb auf das antike Rom und auf die Neuzeit. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm die Vorlesungen von Theodor W. Adorno und von Carlo Schmid. Adorno sei schwer zu verstehen gewesen, erzählt er. Von den politikwissenschaftlichen Vorlesungen Carlo Schmids hingegen ist er noch immer beeindruckt, denn Schmid habe Wissenschaft mit Beispielen aus der Bonner Politik verknüpft, die er als wichtiges Mitglied der SPD-Bundestagsfraktion und als Bundestagsvizepräsident gut kannte.
Im Mittelpunkt des geselligen Lebens der Studierenden habe Ende der 1950er Jahre das Studentenhaus gestanden. Studentenfeste, gemeinsames Essen und Trinken sind ihm noch in Erinnerung, genauso wie die Filme, die man für wenig Geld sehen konnte.
Finanzielle Unterstützung habe er kaum erhalten. Gewohnt habe er bei seinem Vater in Sachsenhausen und Geld mit verschiedenen Jobs verdient. Das Arbeitsamt hatte ihm eine Beschäftigung im Tiefbau vermittelt; etwas Geld habe er auch als Chorsänger erhalten. Singen und überhaupt Musik sei dabei schon damals sein größtes Hobby gewesen. Mit Freunden habe er gemeinsam musiziert und viel Hausmusik gespielt.
Seiner Reiselust ging Veit Holle meist mit dem Fahrrad nach. Ausgedehnte Radtouren führten ihn in viele Fachwerkstädte. Auch an studentischen Exkursionen und an Ausgrabungsprojekten nahm er teil. Einmal ist er zu einer Exkursion sogar bis nach Porto getrampt.
Als Holle 1962 sein Examen ablegte, hat er von der kommenden Studentenbewegung noch nichts gespürt. Diskussionen in Veranstaltungen und mit Professoren hat er nicht erlebt.