Logo Frankfurter Literaturwissenschaftler 1914-1945

Martin Sommerfeld

..."Klitteraturgeschichte" oder das "bibliopsile Repetitorium"

 

 

Neben den wissenschaftlichen Veröffentlichungen hat Martin Sommerfeld im Rahmen seiner Mitgliedschaft in der Frankfurter Bibliophilen-Gesellschaft zwei eher ungewöhnli­che Werke verfasst: zum einen die „Deutsche Klitteraturgeschichte in groben Zügen. Ein bibliopsiles Repetitorium" und zum anderen „Der Bücherleser. Gedanken zu seiner Rechtfertigung“, über den im Essay genauer die Rede ist.

Der Titel des ersten Buches ist ein Neologismus, eine Zusammensetzung aus „klittern“ (zusammen­stückeln) und „Literaturgeschichte“; „bibliopsil“ stellt wohl eine Abwandlung von „bibliophil“ dar.

Der Band enthält humoristische gereimte Gedichte zu verschiedenen Epochen der deutschen (Literatur)Geschichte von der „Römerzeit“ bis ins „20. Jahrhundert“, die immer wieder Bezüge zu bekannten Literaturwissenschaftlern und Debatten innerhalb der Literaturwissenschaft herstellen.

Das Gelegenheitswerk zeigt exemplarisch das Engagement Sommerfelds für das Literaturleben der Stadt Frankfurt. Es lässt dabei einen überraschenden Abstand zu den hochliterarischen Gegenständen der Forschung und zum akademischen Diskurs erkennen, dessen Vertreter mitunter mit ironischem Blick betrachtet werden.

Im Übrigen: Im nebenstehenden Gedicht erwähnt Sommerfeld nicht nur wohlwollend die Arbeit zu Bonaventura seines Doktorvaters Franz Schultz, sondern u.a. auch weitaus weniger freundlich den Frankfurter Kollegen Franz Naumann. Tatsächlich scheint der Konflikt zwischen Naumann und Sommerfeld längeren Datums gewesen zu sein. Anfang der 1930er Jahre wird er dazu führen, dass Sommerfeld auf eine antisemitisch motivierte Intervention von Naumann hin den Ruf auf eine Professur in Königsberg nicht erhält. Dieser nicht erhaltene Ruf wird beim Wiedergutmachungsverfahren in den 1950er Jahren eine große Rolle spielen.


Literatur

Deutsche Klitteraturgeschichte in groben Zügen. Ein bibliopsiles Repetitorium von M.S. (= Martin Sommerfeld): Offen­bach 1924 (Privatdruck). „Den Mitgliedern der Frankfurter Bibliophilen-Gesellschaft zum 24. Februar 1924 gewid­met von Martin Sommerfeld und Paul Hirsch.“