Hans Schrader

(*15.2.1869 in Stolp, +5.11.1948 in Berlin)

Erster Professer im Fach Klassische Archäologie an der Johann-Wolfgang-Goethe Universität

in Frankfurt am Main

Jessica Pulver

Hans Schrader war am 1.4.1914 zum ersten Professor im Fach Klassische Archäologie an der in diesem Jahr neu gegründeten Johann-Wolfgang-Goethe Universität in Frankfurt a. M. berufen worden. Er versah diese Aufgabe krankheitsbedingt mit Unterbrechungen bis zum Wintersemester 1930/31. Zuvor hatte er am Gymnasium in Stolp 1888 die allgemeine Hochschulreife erworben und von 1888 bis 1893 an der Universität in Berlin Klassische Archäologie mit einem Schwerpunkt in Klassischer Philologie studiert. Nach der anschließenden erfolgreichen Promotion reiste er mit seinem Freund und Kollegen Theodor Wiegand nach Athen. Dort bearbeitete er 1894 zum ersten Mal die Funde zur archaischen Marmorplastik der Akropolis, was zu einem Schwerpunkt seiner künftigen Forschung werden sollte.

Ab 1896 nahm er bei den Ausgrabungen in Priene teil, die 1899 vorerst abgeschlossen werden konnten, und publizierte deren Ergebnisse zusammen mit Theodor Wiegand. Als Direktorial-Assistent der königlichen Museen von Berlin kümmerte er sich von 1899 bis 1901 um die Rekonstruktion des Telephosfrieses des Pergamonaltars. Bis 1905 war er dann erneut in Athen tätig. Anschließend folgte er dem Ruf auf die Professur für Klassische Archäologie an der Universität Innsbruck. Ab 1909 war er Professor an der Universität in Graz, ab 1910 in Wien und ab 1914 schließlich in Frankfurt.

Portrait Hans Schrader

Schrader baute in Frankfurt die Sammlung der Gipsabgüsse auf dem Grundstock der ehemaligen städelschen Abguss-Sammlung auf. Ein besonderes Gewicht legte er dabei auf die archaische und klassische Epoche für seine Forschung und Lehre. Auch der Bibliotheksbestand konnte von ihm durch die Integration verschiedener Nachlässe ausgebaut werden.

Den Studierenden bot Schrader in seinen Vorlesungen zunächst einen Fachüberblick über 4 bis 6 Semester an. Diese hatte den Titel „Griechische Kunstgeschichte“ und diente zur Grundlagenvermittlung. Zusätzlich fand jede Woche eine archäologische Übung statt. Darüber hinaus gab Schrader jedes Semester noch eine Vorlesung über wechselnde Themen: unter anderem die Akropolis von Athen, Pompeji, das antike Porträt, griechische Heiligtümer und Städtebau, Götter und Helden in der griechischen Kunst und die Parthenonskulpturen.

Im Wintersemester 1930/31 musste Schrader seine Tätigkeit beenden, da ihn die schweren Nachwirkungen einer Malariaerkrankung plagten. Diese hatte er sich während eines Grabungsaufenthalts in Kleinasien zugezogen.

Während seiner Lehrtätigkeit und auch nach seiner Pensionierung veröffentlichte Schrader Untersuchungen  zur griechischen Marmorplastik. Darunter befanden sich grundlegende Werke zur archaischen Plastik, vor allem zu den Funden auf der Athener Akropolis. Weiterhin schrieb er noch ein schon unter Zeitgenossen umstrittenes Buch zu den Bildhauern des klassischen Athen, das er nach dem  berühmtesten unter ihnen „Phidias“ betitelte; die zugrundeliegenden Formanalysen bewältigte er auch mit Hilfe der Frankfurter Abguss-Sammlung. Theodor Wiegand schrieb über Schrader, dass dieser ein feines und sicheres Stilgefühl bei der Anschauung der griechischen Kunst habe und Beobachtungen durch seine klare, gewählte Form sprachlich gut darstellen könne.

Jessica Pulver, Hans Schrader, in: USE: Universität Studieren / Studieren Erforschen, 15.10.2014, URL: https://use.uni-frankfurt.de/objekt-kulturgeschichte/pulver-schrader/.

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