Weißgrundige Lekythen - Gestalt und Funktion

Lekythos aus der Sammlung der Klassischen Archäologie Frankfurt (Foto: Michelle Frost)
Anne Sellung

Der Terminus „weißgrundig“ leitet sich von dem Überzug an Gefäßkörper und Schulter ab. Dessen weiße Farbe entsteht durch das Auftragen von besonders Eisenarmen Tonschlicker vor dem Brand. Dieser bleibt auch während des Brennens weiß und bildet einen Kontrast mit den Gefäßteilen, die mit einem schwarzen Überzug bedeckt sind. Auf der weißgrundigen Fläche des Gefäßkörpers wird die Bemalung aufgebracht.

Weißgrundige Lekythoi mit Grabthematik wurden ab der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. produziert und waren eine Weiterentwicklung der vorhergehenden Maltechnik. Sie fanden Verwendung im Grabkult als Gefäß zur Ölspende an die Toten und wurden anschließend im Bereich des Grabes aufgestellt. Die Entwicklung zu einem Grabgefäß begann vermutlich am Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. im Zuge der Reformen des Kleisthenes, die wahrscheinlich auch ein Grabluxusgesetz beinhalteten. Dieses Gesetz beendete wohl die allzu verschwenderische Ausstattung der Gräber der attischen Oberschicht und bereitete den weißgrundigen Lekythen als bescheidenerem bildlichem Grabschmuck den Weg.  

Beispiel Aufstellung einer Lekythos am Grab (Grafik: Jessica Pulver)

Anne Sellung, Weißgrundige Lekythen - Gestalt und Funktion, in: USE: Universität Studieren / Studieren Erforschen, 01.09.2014, URL: https://use.uni-frankfurt.de/objekt-kulturgeschichte/sellung-lekythen/sellung-weissgrundigelekythen/.

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