Vom Objekt zur Kulturgeschichte. Wie Archäologen arbeiten

Vorbereitung des Ausstellungsbeitrags Klassische Archäologie

Informationen zur Veranstaltung

Leitung: Dr. Ursula Mandel, TutorInnen: Sebastian Gampe und Jessica Pulver
Veranstaltungsart: Übung
Semester: SoSe 2014
Fachbereich / Institut: Sprach- und Kulturwissenschaften (FB 09), Institut für Archäologische Wissenschaften, Abt. I Vorderasiatische und Klassische Archäologie, Fach Klassische Archäologie

Beitragende: TeilnehmerInnen der Übung, BLOG-Einträge

Ausstellungseröffnung: 21.10.2014
Eintritt frei

(Grafik: Zweizehn, www.zweizehn.com; Fotos rechts und links: Michelle Frost)

Worum geht es?

Das Institut für Archäologische Wissenschaften feiert im Jahr 2014 sein 10-jähriges Bestehen zeitgleich mit dem 100jährigen Jubiläum der Goethe-Universität und des Faches Klassische Archäologie an dieser. Anlässlich der Feierlichkeiten bereitet das Institut eine gemeinsame Ausstellung der archäologischen Sammlungen vor. Die Ausstellung trägt den Titel „Vom Objekt zu Kulturgeschichte. Wie Archäologen arbeiten“.

In einer Übung zur Ausstellungsvorbereitung werden die Ergebnisse zweier vorangegangener Veranstaltungen zur Objektbeschreibung und zu anderen Aspekten einer Ausstellung vertieft. Studierende des Faches Klassische Archäologie beschäftigen sich mit verschiedenen Themengebieten, die in der Ausstellung beleuchtet werden sollen, und verfassen eigene Texte dafür.

In der Ausstellung präsentiert die Klassische Archäologie zwei antike Gefäße aus ihrer Originalsammlung. Diese Gefäße, die beide zum Gefäßtypus Lekythos gehören, und ihre Bilderwelten sollen erläutert werden.

Auch Hans Schrader, welcher der erste Professor an der Goethe-Universität im Fach Klassische Archäologie war und die Abguss- und Originalsammlung aufgebaut hat, ist ein Bereich der Ausstellung gewidmet. Es werden Informationen zu seiner Person, Forschung und Lehre gegeben.

Auf dieser Seite sollen Vorabinfos und Hintergrundwissen zur Ausstellung sowie zum Fach veröffentlicht werden, die in der Ausstellung selbst nicht vertiefend behandelt werden können. Gleichzeitig bekommt der Besucher erste Einblicke in die spätere Ausstellung.

Wie ist die Übung aufgebaut?

Die Sitzungen fanden in der Regel einmal wöchentlich statt. Während der ersten Sitzungen haben wir uns intensiv mit dem Text „Tod und Leben an attischen Gräbern der klassischen Zeit“ von Caterina Maderna auseinandergesetzt. Dieser diente zur Einführung in das Thema Lekythos und deren Bilderwelten. Die Studierenden suchten anschließend anhand der Anmerkungen des Textes weitere Lekythen mit ähnlichen Bildern heraus. Wir haben diskutiert, welche dieser Gefäße als Vergleich zu unseren Stücken dem Ausstellungsbesucher das Thema am besten veranschaulichen könnten. Auch der Frage, woher die Bezeichnung Lekythos kommt, sind wir mit Hilfe antiker Texte nachgegangen.

Weiter stand Hans Schrader als Institutsgründer im Mittelpunkt. Wir haben seinen Lebenslauf besprochen, Archivunterlagen zu seiner Berufung nach Frankfurt studiert und uns mit seinen Forschungsschwerpunkten befasst. Die in diesem Rahmen veröffentlichten studentischen Texte beschäftigen sich mit Schraders  Forschung zu Archaik und Klassik, die sich ebenfalls auf den Aufbau der Abgusssammlung auswirkte. 

Hans Schrader: Portrait und Werk (Komposition: Nadin Burkhardt)

Ergebnisse und studentische Beiträge

Die Ausstellung wird am 21. Oktober 2014 eröffnet. Die Ergebnisse dieser und der beiden vorherigen Übungen sind in die Konzeption und die Umsetzung der Ausstellung eingeflossen. Kurz vor dem Ausstellungsbeginn wird noch eine Blockveranstaltung, die vor allem dem Aufbau der Ausstellung dient, stattfinden. Im Rahmen dieses studentischen Beitrages sind und werden in den nächsten Wochen bis zur Eröffnung der Ausstellung nach und nach weitere Beiträge, die während der Lehrveranstaltung erarbeitet wurden, online gestellt.

Beiträge

Lekythos aus der Sammlung der Klassischen Archäologie Frankfurt
Lekythos (Foto: Michelle Frost)

Lekythen - Gefäßtypus
von Anne Sellung

Was sind Lekythen? Wie groß sind sie? Der Begriff „Lekythos“ bezeichnet einen antiken Gefäßtypus aus gebranntem Ton zur Aufbewahrung von Duftöl. [Weiterlesen]

Lekythos aus der Sammlung der Klassischen Archäologie Frankfurt
Lekythos (Foto: Michelle Frost)

Weißgrundige Lekythen - Gestalt und Funktion
von Anne Sellung

Wodurch zeichnen sich weißgrundig Lekythen aus? Der Terminus „weißgrundig“ leitet sich von dem Überzug an Gefäßkörper und Schulter ab. Dessen weiße Farbe entsteht durch das Auftragen von besonders Eisenarmen Tonschlicker vor dem Brand. [Weiterlesen]

Kriegerabschied auf einer Lekythos aus der Sammlung der Klassischen Archäologie Frankfurt (Foto: Michelle Frost)
Kriegerabschied auf einer Lekythos (Foto: Michelle Frost)

Bilder auf weißgrundigen Lekythen
von Christine Weidlich

Die Bilder auf den weißgrundigen Lekythen liefern wichtige Hinweise auf ihre Verwendung am Grab sowie auf Grabkult und Grabpflege allgemein. Den antiken Betrachtern war Bedeutung dieser Bilder natürlich noch bekannt, doch ist in der modernen Forschung ein gewisser Spielraum in ihrer Interpretation vorhanden, und viele Fragen können nicht sicher beantwortet werden. [Weiterlesen]

Portrait Hans Schrader

Hans Schrader
von Jessica Pulver

Hans Schrader wurde am 1. April 1914 zum ersten Professor im Fach Klassische Archäologie an der in diesem Jahr neu gegründeten Johann-Wolfgang-Goethe Universität in Frankfurt a. M. berufen. Schrader baute in Frankfurt die Sammlung der Gipsabgüsse auf dem Grundstock der ehemaligen städelschen Abguss-Sammlung auf. Ein besonderes Gewicht legte er dabei auf die archaische und klassische Epoche für seine Forschung und Lehre. Auch der Bibliotheksbestand konnte von ihm durch die Integration verschiedener Nachlässe ausgebaut werden. [Weiterlesen]

Mittelgruppe des Giebels: Athena und Gigant (Foto: Fotothek, Klassische Archäologie Goethe-Universität Frankfurt)

Der Gigantengiebel
von Benjamin Leukart

Während seiner Zeit in Athen studierte Hans Schrader auf der Akropolis den Gigantengiebel des alten Athenatempels, der von den Persern zerstört wurde. Dieser Giebel zeigt Szenen einer Gigantomachie, einen Kampf zwischen griechischen Göttern und den Giganten, und konnte unter Schraders Leitung 1895 restauriert und zusammengesetzt werden. Wegen der beengten Verhältnisse und die schlechte Beleuchtung vor Ort gestaltete sich eine genaue, positionsgetreue Rekonstruktion aber schwierig. [Weiterlesen]

Funde aus dem sogenannten "Perserschutt" (Foto: Hans Schrader (hrsg.), Die archaischen Marmorbildwerke der Akropolis, Textband, Frankfurt am Main 1939, Abb.405, S.345)

Der "Perserschutt"
von Patrick Kiefer

Die Bezeichnung „Perserschutt“ ist eine Wortschöpfung von den Archäologen Wilhelm Dörpfeld und Franz Studniczka. Das Wort ist ein „terminus technicus“ und bezieht sich auf die Zerstörungsschichten der Athener Akropolis. Er ist einer der wichtigsten Termini für den Epochenübergang von Archaik zu Klassik. [Weiterlesen]

Phidias
von Silke Ribbrock

Phidias war ein Athener Bildhauer. Phidias war schon zu Lebzeiten ein gefragter Bildhauer und in der späteren Antike hochberühmt. Nicht nur, dass ihm nach seinem Tod noch Werke zugeschrieben wurden, die er offensichtlich nicht mehr erschaffen haben konnte. Auch wurden seine bekanntesten Werke in Kopien sowie sogar als Originale in die Welt getragen. [Weiterlesen]

Die Frankfurter Gipsabgußsammlung (Foto: Archäologisches Institut der Goethe-Universität Frankfurt a.M.)
Frankf. Gipsabgußsammlung (Foto: Archäologisches Institut der GU)

Die Arbeit mit Gipsabgüssen
von Michelle Frost

Die Arbeit mit Gipsabgüssen hatte schon immer einige Vorteile für Archäologen gegenüber moderneren Reproduktionsmethoden. An erster Stelle  sei hier die Fotografie angeführt. Was die Arbeit mit Gipsabgüssen zu leisten vermag, konnte Hans Schrader in seinem 1924 erschienenen Buch „Phidias“ zeigen. Er beschäftigt sich darin mit den Werken des athenischen Künstlers Phidias sowie seines Umkreises. Im Besonderen bezieht er die Bildhauer Paionios, Alkamenes und Kallimachos mit ein. Schrader versucht durch Vergleiche von ausgewählten Objekten diese den einzelnen Bildhauern, insbesondere Phidias, zuzuordnen. [Weiterlesen]

Blick in das innere eines Pavillons (Grafik: Zweizehn, www.zweizehn.com)

Vom Objekt zur Kulturgeschichte. Wie Archäologen arbeiten - Das Ausstellungskonzept
von Lukas Prawetz

Zum 10-jährigen Jubiläum des Institutes für Archäologischen Wissenschaften soll die Ausstellung den Besuchern einen kleinen Einblick in die Arbeit der verschiedenen Disziplinen des Institutes gewähren. Jede der Disziplinen soll im Zuge der Ausstellung durch einen quadratischen Pavillon und durch ausgewählte archäologische Objekte auf einem Podest in der Mitte dieses Pavillons repräsentiert werden. [Weiterlesen]

Kopfgefäß aus der Originalsammlung der Klassischen Archäologie (Foto: Jessica Pulver)
Kopfgefäß aus Originalsamml. (Foto: Jessica Pulver)

Die Originalsammlung
von Kathrin Thull

„Scherben bringen Glück – aber nur dem Archäologen“ stellte schon Agatha Christie fest. In diesem Sinne scheint es auch nicht verwunderlich, dass Hans Schrader einige Jahre nach Gründung des Instituts das Fundament der archäologischen Originalsammlung mit 58 griechischen Scherben legte, die er 1918/19 von seinen Fachkollegen F. Winter und W. Weber erhielt. [Weiterlesen]