Das IG Farben-Hochhaus als Ort deutscher Geschichte

Informationen zur Veranstaltung

 

Dozent: Dr. Markus Häfner
Veranstaltungsart: Übung
Semester: SoSe 2014
Fachbereich / Institut: Philosophie und Geschichtswissenschaften (FB 08), Historisches Seminar

Blick auf das IG-Hochhaus

Das Thema

Wichtige Ereignisse der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts sind mit dem IG-Hochhaus, in dem heute die geisteswissenschaftlichen Fachbereiche der Goethe-Universität angesiedelt sind, verknüpft:

  • Die Fusion der Industrieunternehmen Agfa, BASF, Bayer, Hoechst, Cassella u.a. zum seinerzeit größten Chemiekonzern der Welt 1925 und der Bau des neuen Verwaltungsgebäudes im Frankfurter Westend 1928-1930 während der Weimarer Republik,
  • die Arisierung der IG Farben (bspw. durch den Ausschluss seiner jüdischen Aufsichtsräte wie Dr. Arthur von Weinberg), die Ersatzstoffproduktion, die Ausbeutung von Zwangsarbeitern und die Produktion von Zyklon B während des Nationalsozialismus,
  • die Proclamation No. 2 durch Eisenhower 1945 und die Übergabe der Frankfurter Dokumente 1948 in der unmittelbaren Nachkriegszeit sowie die Nutzung des Gebäudes als US-Hauptquartier in Europa,
  • die Verbesserung der deutsch-amerikanischen Beziehungen nach der Gründung der BRD und die Anschläge auf das IG Farben-Hochhaus durch die RAF 1972 und 1976 sowie
  • der Umbau des IG-Hochhauses für die Frankfurter Universität nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Abzug der Amerikaner.

Methodisches Vorgehen

Ziel der Übung ist es kurze Texte zu verfassen. Damit sollen – ähnlich eines Ausstellungsrundgangs – die Historie des Gebäudes und die im Gebäude wirkenden Akteure und deren Entscheidungen beleuchtet werden. Die Texte werden online veröffentlicht und fließen in einem zweiten Schritt in das 3D-Informationssystem IG-Farben-Haus/Poelzig-Bau 3D ein.

Studentische Beiträge

Foto des IG Farben-Hauses von Süden

Die Synthese von Zweck- und Kunstform: Das IG Farben-Haus - Arbeitsstätte oder Machtzentrum?
von Jana Müller

Während der 1920er Jahre entwickelten sich bezüglich der Baukunst neue Tendenzen. So wurde der Historismus, dessen Charakteristikum insbesondere das Zitieren traditioneller Architekturstile darstellte, von der aufkommenden funktionalistischen Strömung herausgefordert. Diese propagierte ausdrücklich eine Unterwerfung der Form unter die Funktion, forderte Sachlichkeit und die Abwendung von den Zierformen und dem Repräsentationsbedürfnis des Historismus. Innerhalb dieser Disparitäten vollendete Hans Poelzig 1931 den Bau des IG Farben-Hauses. Dieses galt noch bis in die 1950er Jahre als modernstes Bürogebäude Europas. Dennoch: War das IG Farben-Haus wirklich radikal modern? Inwieweit stellte das IGF demnach einerseits ein Industriebauwerk im Verständnis des Funktionalismus dar und trägt andererseits Züge eines monumentalen Kunst- und Repräsentationsgebäudes? Inwiefern zeigt sich also im Poelzig-Bau die Synthese von Zweck-und Kunstform? [Weiterlesen]

Foto des IG Farben-Hauses von Süden

„Am Wasser“: Die Nymphenplastik auf dem heutigen Campus Westend. Hintergründe, Geschichte und Mythos
von Daniel Seelbach

Auf dem heutigen Uni-Campus Westend thront über der Brunnenablage zwischen Casino und IG-Farben Haus die Bronze „Am Wasser“. Der weibliche Akt wurde von Fritz Klimsch geschaffen und von Prof. Erwin Selck der IG-Farben AG gestiftet. Um das Jahr 1945 verschwand sie von ihrem Sockel und tauchte 1956 vor dem Verkaufshaus C660 der Hoechst AG wieder auf. Wer war der Mann, der sie schuf? Warum verschwand sie von ihrem Platz und kehrte wieder zurück? Welche ähnlichen Werke schuf der Künstler? [Weiterlesen]

Foto des IG Farben-Hauses von Süden

Steuerte die Konzernleitung der IG-Farben Hitlers Aufstieg entgegen? Anmerkungen zu Peter Hayes Industry and Ideology
von Philipp Schweizer

Zentral für Hayes Argument, die Konzernleitung der IG Farben habe dem Aufstieg Hitlers entgegen gewirkt, ist seine aus der Retrospektive interpretierte Firmenmentalität der IG Farben. Diese bestehe demnach aus vier Hauptmerkmalen. Philipp Schweizer setzt sich in seinem Beitrag kritisch mit Hayes' Thesen auseinander. [Weiterlesen]

Foto des IG Farben-Hauses von Süden

Die IG Farben und die Zwangsarbeit im Dritten Reich: Das Lager Monowitz
von Maximilian Schramm

Die Verantwortung der IG Farben für Auschwitz ist bis heute ein Diskussionsthema. Dem Unternehmen wurde vorgeworfen, Hitler mit ihren Produkten stark unterstützt und Zwangsarbeiter für die Erzeugung derselben eingesetzt zu haben. Ehemalige Auschwitz-Gefangene behaupteten sogar, dass sich die IG Farben mit Hitler gegen den Frieden verschworen hatten. Wie setzte die IG Farben Zwangsarbeiter ein und behandelte sie?. Das Lager Monowitz wird dafür als ein konkretes Beispiel herangezogen. [Weiterlesen]

Foto des IG Farben-Hauses von Süden

Warum wählten die Amerikaner das IG Farben-Hochhaus als ihr Hauptquartier?
von Elzbieta Hartkopf

Das IG Farben-Hochhaus wurde am 29. März 1945 von Oberstleutnant Howard D. Criswell, dem ersten amerikanischen Militärkommandanten der Stadt Frankfurt, beschlagnahmt. Dort wurde zuerst ein provisorischer Stab der amerikanischen Militärregierung installiert, der ab Mai 1945 zum Hauptquartier der Allied Expeditionary Forces (SHAEF) und ab Juli 1945 zur obersten amerikanischen Kommandobehörde US Forces European Theater (USFET) umgewandelt wurde. Es stellt sich die Frage, warum die US-Streitkräfte im März 1945 das IG Farben-Gebäude in Frankfurt am Main zu ihrem Hauptquartier machten. [Weiterlesen]

Foto des IG Farben-Hauses von Süden

Der IG Farben-Prozess: Der IG-Vorstand vor Gericht
von Isabelle Kaufer

Im Jahr 1947 begann im Rahmen der Nürnberger Prozesse der sechste von insgesamt zwölf sogenannten „Nachfolgeprozessen“. Im Fall „United States vs. Carl Krauch et. al.“ waren neben dem Aufsichtsratsvorsitzenden und Hauptangeklagten Carl Krauch 23 weitere IG Farben-Manager in fünf verschiedenen Punkte angeklagt. Im Juli des darauffolgenden Jahres kam das Gericht schließlich zu seinem Urteil: Elf Angeklagte wurden freigesprochen, die restlichen mit Gefängnisstrafen von eineinhalb bis acht Jahren verurteilt, wobei alle bereits 1951 wieder auf freiem Fuß sein sollten. Selbst der stellvertretende Chefankläger Josiah DuBois empfand die Strafen im Nachhinein als äußerst kurz [Weiterlesen]

Foto des IG Farben-Hauses von Süden

Das Besatzungsstatut für die westlichen Besatzungszonen bzw. für die Bundesrepublik Deutschland
von Lisa Fissel

Seit 1947 wurde in Deutschland der rechtliche Status des Landes zunehmend diskutiert. Man war sich parteiübergreifend einig, dass eine Definition der rechtlichen Beziehungen zwischen Deutschland und den Besatzungsmächten notwendig sei und forderte ein Besatzungsstatut. Dieses sollte jedoch nicht nur die rechtlichen Beziehungen definieren, sondern außerdem die Funktion einer vorübergehenden Verfassung bis zur Unterzeichnung eines Friedensvertrages erfüllen bzw. eine solche erlassen werden, bevor eine neue staatsrechtliche Form Deutschlands geschaffen werden sollte. Von deutscher Seite wurden verschiedene Vorschläge für ein solches Besatzungsstatut erarbeitet, es war jedoch Aufgabe der Alliierten, das Besatzungsstatut auszuarbeiten und zu erlassen. [Weiterlesen]

Foto des IG Farben-Hauses von Süden

Das IGF als militärisches Hauptquartier. Wie bauten die Amerikaner das Gebäude für ihre Zwecke um?
von Daniel Dudde

Nachdem das IG Farben-Haus nur 14 Jahre seinem ursprünglichen Zweck als Verwaltungssitz des Chemiekonzerns diente, wurde es 1945 durch die amerikanischen Streitkräfte übernommen. Hierbei zog der Oberbefehlshaber der US-Army in Europa, Dwight D. Eisenhower, in das IG-Farben-Haus und nutzte einen ehemaligen Sitzungssaal des IG-Konzerns im ersten Obergeschoss von Q3 als sein Büro. Bis zum Dezember 1994 war das IG-Farben-Haus damit der Arbeitsplatz für 3.000 Personen. Hierbei kam es schließlich auch zu einer veränderten Nutzung des Gebäudes. [Weiterlesen]

Foto des IG Farben-Hauses von Süden

Der amerikanische Soldat aus der Sicht der westdeutschen Bevölkerung: Betrachtung auf Basis der „Civilian-Troops Reports“
von Hannah Tyler

Als im Jahre 1994 die letzten amerikanischen Truppen ihren Frankfurter Standort verließen, hielt der Frankfurter Oberbürgermeister Andreas von Schoeler eine Rede anlässlich des offiziellen Abschiedsaktes am Frankfurter Römer. Diese Rede, eine Lobpreisung auf die amerikanischen Soldaten, spiegelte eine populäre Meinung über die amerikanischen Besatzer wider: „Sie kamen als Sieger und wurden Freunde.“ Diese Aussage gleicht dem in Standardwerken gerne verwendeten Topos ‚Vom Besatzer zum Beschützer‘. Ist dieser Wandel, welchen die Autoren in die 1950er Jahre datierten, wirklich so einfach von statten gegangen? Wie war die Ansicht der westdeutschen Bevölkerung gegenüber den amerikanischen Soldaten in den 1950er Jahren? [Weiterlesen]

Foto des IG Farben-Hauses von Süden

Die mediale Kommunikation der RAF - erläutert am Beispiel der Berichterstattung nach dem Anschlag auf das IG Farben-Haus am 11. Mai 1972
von Maurice Heizmann

„Terrorismus ist primär eine Kommunikationsstrategie“, so der Soziologe Peter Waldmann. Diese Aussage zeigt, welche Bedeutung die Kommunikation für terroristische Vereinigungen hat. Um die Gesellschaft zu erreichen, um mit ihr zu kommunizieren, braucht der Terrorismus eine Plattform, die möglichst viele Menschen erreicht: Massenmedien wie Zeitungen. Der Terrorismus benötigt folglich die Medien, um seine Botschaft in die Gesellschaft zu tragen. Wie dies im Falle des Anschlags der Roten Armee Fraktion (RAF) auf das Hauptquartier des V. Korps der US-amerikanischen Streitkräfte in Frankfurt am 11. Mai 1972 geschah, soll im Folgenden erklärt werden. [Weiterlesen]

Foto des IG Farben-Hauses von Süden

Der Kauf des IG-Farben-Hauses durch die Goethe-Universität
von Andriane Karzos

Das IG-Farben-Haus in Frankfurt am Main ist nicht schon immer ein Gebäude der Goethe-Universität gewesen, sondern weist eine geschichtsträchtige Vergangenheit auf. Im Jahre 1955 erwarb die Bundesregierung das Objekt für 39,5 Millionen DM von der Konkurrenzverwaltung des Konzerns und räumte den US-Amerikanern ein zeitlich unbefristetes Nutzungsrecht für das Gebäude ein. Mit dem Auszug der Amerikaner 1995 fiel das Gebäude wieder an den Bund zurück. Aber bereits im März 1994, mit dem Bekanntwerden der Auszugspläne der US-Army, entstand eine Debatte um die Folgenutzung des IG-Farben-Hauses. [Weiterlesen]

Foto des IG Farben-Hauses von Süden

Die Goethe-Universität zieht um – Eine Analyse der Reaktionen der „Betroffenen“
von Julia Wirth

Am 25. Juni 1996 begann für das I.G. Farben-Haus ein neues Kapitel in seiner wechselvollen Geschichte. Als nach fast 50 Jahren 1994 die amerikanischen Streitkräfte ihren Auszug aus dem Gebäude bekannt gaben, entbrannte eine heftige Diskussion über die angemessene Weiternutzung des ehemals ersten Hochhauses Frankfurts. Während sowohl für die Europäische Zentralbank als auch für das Frankfurter Polizeipräsidium das nationalsozialistische Erbe des Gebäudes ein unüberwindbares Problem darstellte, fand der Vorschlag des Universitätspräsidenten Werner Meißners, das Gebäude für die Buchwissenschaften der Goethe-Universität und somit als Ort der Aufarbeitung zu nutzen, bei Stadt und Land Unterstützung. [Weiterlesen]

Bildnachweis

Alle Bilder: © Markus Häfner