Logo Frankfurter Literaturwissenschaftler 1914-1945

Hellmuth Petriconi


Hellmuth Petriconi wurde am 1. April 1895 in Hamburg geboren. Sein Vater Victor José Maximo Petriconi war Peruaner italienischer Herkunft und seine Mutter gebürtige Hamburgerin. Sein Vater war Plantagenbesitzer in Peru, weshalb Petriconi bis zum Ersten Weltkrieg zeitweise seine Jugend dort verbrachte und Spanisch wie seine Muttersprache erlernte. Petriconi hatte sowohl die deutsche als auch die peruanische Staatsbürgerschaft und gehörte der evangelisch-lutherischen Konfession an. Er lehrte ohne große Anfechtungen zur Zeit des Nationalsozialismus an der Universität Greifswald. Ab 1945 war er an der Universität Hamburg tätig, bis er 1963 nach Frankfurt am Main zurückkehrte. Er starb am 1. November 1965 in Frankfurt-Höchst.

1916-1922Studien in München, Berlin und Würzburg
Juni 1922Promotion bei Arthur Franz in Würzburg, Titel der Dissertation: "Ricardo Palma, der Verfasser der Tradiciones Peruanas"
SoSe 1923Lektor der spanischen Sprache an der Handelshochschule Mannheim
1923-24Lektor der spanischen Sprache an der Universität Frankfurt am Main
Februar 1926Habilitation bei Matthias Friedwagner in Frankfurt am Main, Titel der Habilschrift: "Die spanische Literatur der Gegenwart seit 1870"
Mai 1926Antrittsvorlesung zu "Juan Valera in seinen Briefen aus Deutschland"
1926-31Privatdozent an der Universität Frankfurt am Main, intensive Lehre am Romanischen Seminar der Universität
1928/1930Beurlaubung, um Gastvorlesungen an der Universität Madrid zu halten
1931Ernennung zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor an der Universität Frankfurt am Main
1932Professur an der Universität Greifswald
1945Professur an der Universität Hamburg
1963Emeritierung und Rückkehr nach Frankfurt am Main

Monographien und Sammelbände:

  • Ricardo Palma, der Verfasser der "Tradiciones Peruanas". In: Revue hispanique 57 (1923)
  • Die spanische Literatur der Gegenwart seit 1870, Wiesbaden 1926
  • (unter Mitarbeit von Wilhelm Michels) Antología de poesías líricas españolas, Halle a. S. 1932
  • Spanisch-amerikanische Romane der Gegenwart, Hamburg 1938 (2. Aufl. Hamburg 1955)
  • Die verführte Unschuld: Bemerkungen über ein literarisches Thema, Hamburg 1953
  • Das Reich des Untergangs: Bemerkungen über ein mythologisches Thema, Hamburg 1958
  • Metamorphosen der Träume: fünf Beispiele zu einer Literaturgeschichte als Themengeschichte, Frankfurt am Main 1971

Artikel:

  • Das kulturelle Problem Südamerikas. In: Die Neueren Sprachen (1923), S. 318-321
  • Trotaconventos, Celestina, Gerarda. In: Die Neueren Sprachen (1924), S. 232-239
  • Rubén Dario und Stefan George. In: Die Neueren Sprachen (1925), S. 297-299
  • Kritik und Interpretation des Quijote. In: Die Neueren Sprachen (1926), S. 329-342
  • Über die Idee des goldenen Zeitalters als Ursprung der Schäferdichtungen Sannazaros und Tassos. In: Die Neueren Sprachen 38 (1930), S. 265ff.
  • Villons Ballade und Manriques Coplas. In: Zeitschrift für französische Sprache und Literatur 59 (1935), S. 343-360
  • Das Rolandslied und das Lied vom Cid. In: Romanistisches Jahrbuch 1 (1947/1948), S. 215-232
  • Das neue Arkadien. In: Antike und Abendland 3 (1948), S. 187-200. Neuabdruck in: Klaus Garber (Hg.): Europäische Bukolik und Georgik. Darmstadt 1976, S. 181-201
  • "Le Sopha" von Crebillon d. J. und Kellers "Sinngedicht". In: Romanische Forschungen 62 (1950), S. 350-384
  • Die verlorenen Paradiese. In: Romanistisches Jahrbuch 10 (1959), S. 167-199
  • Emilia Zola: Therese Raquin. Roman. Übers. von Ernst Hardt. Mit einem Nachwort von Hellmuth Petriconi. Frankfurt am Main / Hamburg: Fischer Bücherei 1960
  • Der verschmähte Astarte. In: Romanistisches Jahrbuch 13 (1962), S. 149-185

Editionen:

  • Agustin de Zarate, Die Entdeckung und Eroberung Perus, hg. von Dr. H. Petriconi. Leipzig 1923

Ein vollständiges Verzeichnis von Petriconis Schriften findet sich in: Aufsätze zur Themen- und Motivgeschichte: Festschrift für Hellmuth Petriconi zum 70. Geburtstag am 1. April 1965 von seinen Hamburger Schülern, hg. von Dieter Beyerle, Hamburg 1965, S. 189ff.

WiSe 1923-24Spanisch für Anfänger
Spanisch für Fortgeschrittene
Spanische Umgangssprache mit Konversation
Spanische Handelskorrespondenz
Spanisches Proseminar
SoSe 1924

Spanisch für Anfänger

Spanisch für Fortgeschrittene
Spanische Umgangssprache und Konversation

Spanische Handelskorrespondenz mit Übungen

Spanisches Proseminar

WiSe 1924-25

Spanisch für Anfänger

Spanisch für Fortgeschrittene

Einführung in die spanische Handelskorrespondenz mit Übungen

Die spanische Literatur des 19. Jahrhunderts in ihren Hauptvertretern, mit Leseproben

Spanisches Proseminar: Lektüre von Zarate, Entdeckung und Eroberung Perus

SoSe 1925

Spanisch für Anfänger

Spanisch für Fortgeschrittene

Schriftliche spanische Übungen, unter Berücksichtigung der Handelskorrespondenz

Das neuere spanische Theater, mit Leseproben

Spanisches Proseminar: Lektüre von Cervantes, Rinconete y Cortadillo

WiSe 1925-26

Spanisch für Anfänger

Spanisch für Fortgeschrittene

Schriftliche Übungen in spanischer Handelskorrespondenz

Spanische Denker und Kritiker der Gegenwart, mit Leseproben

Spanisches Proseminar: Las cien mejores poesías

SoSe 1926

Spanisch für Anfänger

Spanisch für Fortgeschrittene

Schriftliche spanische Übungen unter Berücksichtigung der Handelskorrespondenz

Spanisches Proseminar: Lope de Vega, El remedio en la desdicha

WiSe 1926-27

Spanisch für Anfänger

Spanisch für Fortgeschrittene

Einführung in die spanische Handelskorrespondenz

Das spanische Drama von Lope de Vega zur Gegenwart

Spanisches Proseminar: Cervantes, Don Quijote

SoSe 1927

Spanisch für Anfänger

Spanisch für Fortgeschrittene

Schriftliche spanische Übungen unter Berücksichtigung der Handelskorrespondenz

Spanisches Proseminar: Lektüre des Cantar de Mio Cid

WiSe 1927-28

Spanisch für Anfänger

Spanisch für Fortgeschrittene

Einführung in die spanische Handelskorrespondenz

Vergleichende Geschichte der französischen und spanischen Literatur von der Renaissance zum Rokoko

Portugiesisches Proseminar: Eça de Queiroz, A relíquia

SoSe 1928

Spanisch für Anfänger

Spanisch für Fortgeschrittene

Schriftliche spanische Übungen unter Berücksichtigung der Handelskorrespondenz

Spanisches Proseminar: Blütenlese der spanischen Literatur

WiSe 1928-29

Spanisch für Anfänger

Spanisch für Fortgeschrittene

Einführung in die spanische Handelskorrespondenz

Die französische Literatur vom Symbolismus zur Gegenwart

Spanisches Proseminar: Blütenlese der älteren spanischen Literatur

SoSe 1929

Spanisch für Anfänger

Spanisch für Fortgeschrittene

Geschichte und Grammatik der spanischen Schriftsprache

Der französische Realismus von Balzac zu den Goncourts

Spanisches Proseminar: Juan Valera, Morsamor

WiSe 1929-30

Spanisch für Anfänger

Spanisch für Fortgeschrittene 

Schriftliche spanische Übungen unter Berücksichtigung der Handelskorrespondenz

Der Ritter- und Schäferroman in der französischen, italienischen und spanischen Literatur

Spanisches Proseminar: Menéndez Pidal, Antología de prosistas españoles

SoSe 1930

Spanisch für Anfänger

Spanisch für Fortgeschrittene

Schriftliche spanische Übungen unter Berücksichtigung der Handelskorrespondenz

Geschichte der französischen Literatur im Zeitalter Ludwigs XIV.

Spanisches Proseminar: Hämel, Lesebuch der spanischen Literatur der XIX. und XX. Jahrhunderts

WiSe 1930-31

Spanisch für Anfänger 

Spanisch für Fortgeschrittene

Schriftliche spanische Übungen unter Berücksichtigung der Handelskorrespondenz

Geschichte der französischen Literatur im Zeitalter Ludwigs XIV.

Spanisches Proseminar: Hämel, Lesebuch der spanischen Literatur des XIX. und XX. Jahrhunderts

SoSe 1931

Spanisch für Anfänger

Spanisch für Fortgeschrittene

Schriftliche spanische Übungen unter Berücksichtigung der Handelskorrespondenz

Geschichte der französischen Literatur im 18. Jahrhundert (mit Anschluss des Theaters)

Spanisches Proseminar: Cantar de Mio Cid

WiSe 1931-31

Spanisch für Anfänger

Spanisch für Fortgeschrittene

Übungen zur Einführung in die spanische und spanisch-amerikanische Kulturkunde

Geschichte der französischen Literatur von der Revolution bis zum Ausgang der Romantik

Spanisches Proseminar: Miguel de Unamuno, Andanzas y visiones españolas

SoSe 1932

Spanisch für Anfänger

Spanisch für Fortgeschrittene

Übungen zur spanisch-amerikanischen Kulturkunde (mit schriftl. Arbeiten)

Einführung in die französische Literatur der Gegenwart

Spanisches Proseminar: Antología de poesías líricas españolas

WiSe 1932-33

Spanisch für Anfänger

Spanisch für Fortgeschrittene

Übungen zur spanischen Kulturkunde (mit schriftl. Arbeiten)

Kultur und Geschichte Frankreichs als Grundlage seiner Literaturgeschichte

Spanisches Proseminar: Antología de poesías líricas españolas

Quelle: Vorlesungsverzeichnisse der Universität Frankfurt am Main

Hellmuth Petriconi; Montage, Privatarchiv Frank Estelmann

Ein außergewöhnlicher Romanist

Hellmuth Petriconi lernte, über seinen Vater vermittelt, Spanisch wie seine Muttersprache. Nach der Promotion in Würzburg zu Ricardo Palma, einem Vertreter der peruanischen Romantik und bedeutsamen Autor der Unabhängigkeitsbewegung des Landes, wechselte er nach Frankfurt am Main, wo er, und zwar erneut mit einer Arbeit zur neueren spanischsprachigen Literatur, habilitiert wurde. Matthias Friedwagner, der zu dieser Zeit den romanistischen Lehrstuhl besetzte, war daran gelegen, die Hispanistik in Frankfurt stärker als bislang zu etablieren – Petriconi eignete sich dafür gleich in mehrfacher Hinsicht. Schon bald gab Petriconi nicht nur die literaturwissenschaftlichen Veranstaltungen im Bereich der spanischsprachigen Literaturen in Frankfurt, sondern war als Lektor auch für die Sprachausbildung der Studierenden im Spanischen verantwortlich. Dazu befasste sich Petriconi auch mit anderen romanischen Literaturen, wie der französischen, die er ebenfalls lehrte. Kurz vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten wechselte Petriconi von Frankfurt an die Universität Greifswald und wurde dort Ordinarius der romanischen Philologien. Dort arbeitete er weitgehend unauffällig während des Nationalsozialismus, von dessen Ideologie er sich nicht vereinnahmen lassen wollte. 1945 wechselte er dann auf eine Professur an die Universität Hamburg.
 

...und seine Lehre an der Uni Frankfurt

Hellmuth Petriconi lehrte zwischen 1923 und 1932 an der Universität Frankfurt am Main. Er war als Romanist besonders der Hispanistik verschrieben und bis auf einzelne Fälle (Helmut Hatzfeld gab manchmal auch spanische Seminare) alleine verantwortlich für diesen Teil der romanistischen Lehre. Dennoch kann man seine Arbeit als allgemeiner und vergleichender Literaturwissenschaftler nicht außer Acht lassen. [Weiterlesen]
 

...zur Zeit des Nationalsozialismus

Hellmuth Petriconi wechselte 1932 an die Uni Greifswald und lehrte dort bis er 1945 an die Uni Hamburg ging. In Greifswald war er als Ordinarius für das Romanische Institut zuständig. Die Zeit zwischen 1933 und 1945 überstand Petriconi in Greifswald ohne große Zwischenfälle und Konfrontationen mit den Nationalsozialisten, obwohl er sich nicht von ihrer Ideologie hat blenden lassen. [Weiterlesen]
 

...mitten im "Neuen Frankfurt"

Eine Stadt im Umbruch, eine Stadt auf dem Weg in die Moderne, eine Stadt die plötzlich zu klein ist... [Weiterlesen]

 

 

Im Blick der Nachwelt

"Durch seinen Tod ist eine Lücke gerissen worden, die niemand ausfüllen kann. […] Er war ein einzelner wie niemand sonst, den ich in meinem Leben kennengelernt habe." [Weiterlesen]

Essay

Warum Hellmuth Petriconi Blasco Ibáñez' Los cuatro jinetes del Apocalipsis als Hetzroman bezeichnete

von Bianca Biermann

Mit seiner Habilschrift „Über die spanische Literatur der Gegenwart seit 1870“ (1926) begann die Karriere des Hispanisten Hellmuth Petriconi am romanischen Seminar der Universität Frankfurt. Vorher hatte der gebürtige Hamburger, Sohn eines peruanischen Vaters italienischer Abstammung, mehrere Universitäten besucht und 1922 an der Universität Würzburg mit „summa cum laude“ in den romanischen Philologien, Philosophie und deutsche Literatur promoviert. Seine Habilitation wurde von Matthias Friedwagner betreut, was als ungewöhnlich angesehen werden kann… [Weiterlesen]
 

Das Porträt von Hellmuth Petriconi wurde zusammengestellt von Bianca Biermann und Charlotte Herrmann