Logo Frankfurter Literaturwissenschaftler 1914-1945

Hermann August Korff


Hermann August Korff wurde am 3. April 1982 in Bremen geboren und starb am 11. Juli 1963 in Leipzig. Seine Eltern waren Wilhelm August Korff, Petroleumfabrikant, und  Agathe Korff, geb. Winz. Korff besuchte das humanistische Gymnasium in Bremen, das er 1901 mit dem Abitur abschloss. 1905 absolvierte er seinen Wehrdienst in Straßburg; am Ersten Weltkrieg nahm er als Offizier teil. Im Laufe seines Lebens war Korff drei Mal verheiratet. Er war ursprünglich evangelisch-lutherischer Konfession, jedoch ab 1910 konfessionslos. Im Jahr 1957 lehnte er den Nationalpreis II. Klasse der DDR ab.

1901-1906Studium der Germanistik, Philosophie, Kunstgeschichte und Geschichte in Heidelberg (1901-1906) und Bonn (1906)
1907

Promotion bei Max von Waldberg (Heidelberg): "Scott und Alexis. Eine Studie zur Technik des historischen Romans."

1913

Habilitation (Frankfurt, Akademie für Handels- und Sozialwissenschaften): "Voltaire als klassizistischer Autor im literarischen Deutschland des 18. Jahrhunderts."

1914-1921

Privatdozent an der Universität Frankfurt am Main

SoSe 1921

Vertretung des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Frankfurt am Main

1921-1923

Außerordentlicher Professor für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Frankfurt am Main

1923-1925

Erster ordentlicher Professor für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Gießen

1925-1954

Ordentlicher Professor für Neuere deutsche Sprache und Literatur an der Universität Leipzig

1935

Kuno-Francke-Gastprofessur an der Harvard University in Cambridge

1938

Gastprofessur an der Columbia University in New York

1954

Emeritierung

1954-1957

Lehrtätigkeit als Emeritus an der Universität Leipzig

Monographien und Sammelbände

  • Der Geist des west-östlichen Divans. Goethe und der Sinn des Lebens. Hannover 1922
  • Geist der Goethezeit. Versuch einer ideellen Entwicklung der klassisch-romantischen Literaturgeschichte, Bd. 1: Sturm und Drang, Bd. 2: Klassik, Bd. 3: Romantik: Frühromantik, Bd. 4 Hochromantik, Bd. 5: Registerbd., Leipzig 1923-1957
  • Humanismus und Romantik. Die Lebensauffassung der Neuzeit und ihre Entwicklung im Zeitalter Goethes. Fünf Vorträge über Literaturgeschichte, Leipzig 1924
  • Die Lebensidee Goethes, Leipzig 1925
  • Die Dichtung von Sturm und Drang im Zusammenhange der Geistesgeschichte. Ein gemeinverständlicher Vortragszyklus, Leipzig 1928
  • Goethes deutsche Sendung. Eine Festrede, Leipzig 1932
  • Faustischer Glaube. Versuch über das Problem humaner Lebenshaltung, Leipzig 1938
  • Goethe im Bildwandel seiner Lyrik, 2 Bde., Leipzig 1958
  • Lessing, Kleist, Schiller. Drei Vorträge, Leipzig 1961

Aufsätze

  • Vom Wesen Goethescher Gedichte. In: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts (1927), S. 3-27

Ein vollständiges Schriftenverzeichnis Korffs findet sich in: Müller, Joachim (Hg.): Gestaltung Umgestaltung. Festschrift zum 75. Geburtstag von Hermann August Korff, Leipzig 1957, S. 291, sowie in: Jahrbuch der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (1963-1965), S. 323

WiSe 1914/15

Heine (zur Einführung in den literarischen Charakter der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts)

Literarhistorische Übungen: Goethes Faust (Lektüre und Erklärung im Zusammenhang seiner Entstehungsgeschichte)

- Korff konnte seine geplante Lehrtätigkeit aufgrund seiner Einberufung nicht ausführen.

SoSe 1915

bis einschließlich

SoSe 1919

Keine Lehrtätigkeit, Einsatz im Ersten Weltkrieg
Zwischensemester für Kriegsteilnehmer (03.02.-16.04.1919)Die deutsche Ballade
WiSe 1919/20

Grundriß der deutschen Literaturgeschichte im 18. Jahrhundert

Proseminar: Klopstocks Oden

Zwischensemester Frühjahr 1920 (01.02.-31.03.1920)Kolloquium über Goethes Faust
SoSe 1920

Einführung in die Romantik

Lektüre und Erklärung romantischer Dichtung (im Anschluß an die Vorlesung)

Proseminar: Hölderlins Hyperion

WiSe 1920/21

Kunstweisen der deutschen Dichtung von der Renaissance bis zur Gegenwart

Proseminar: Psychologie der Sturm- und Drangperiode

SoSe 1921

Von Hebbel bis Nietzsche (Deutsche Literaturgeschichte im Zeitalter Bismarcks)

Vorlesung und Besprechung ausgewählter Stücke aus der deutschen Dichtung von Hebbel bis Nietzsche (im Anschluß an die Vorlesung)

Literarhistorische Methodenlehre

WiSe 1921/22

Grundriß der deutschen Literaturgeschichte im 18. Jahrhundert

Proseminar: Das Humanitätsideal

SoSe 1922

Die deutsche Lyrik von ihrer Blüte im Volkslied bis zu ihrer Reife in Goethe

Proseminar: Novalis

WiSe 1922/23

Die vorgoethesche Lyrik und ihre Geschichte seit der Blüte des Volksliedes

Proseminar: C.F. Meyers Gedichte

SoSe 1923

Von Hebbel bis Nietzsche (Deutsche Literaturgeschichte im Zeitalter Bismarcks)

Proseminar: Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten (Thema noch unbestimmt)

Hermann August Korff; Bild: Universitätsarchiv Leipzig, N01999

Kontinuität in wechselnden politischen Systemen: Hermann August Korff

Das Besondere an Hermann August Korffs akademischer Laufbahn ist fraglos deren Kontinuität innerhalb sich abwechselnder, entgegengesetzter politischer Systeme. Korffs wissenschaftliche Karriere begann im wilhelminischen Kaiserreich, überdauerte sowohl die Weimarer Republik als auch die nationalsozialistische Diktatur und reichte bis in die Zeit der frühen DDR hinein.[1] Dem Nationalsozialismus stand er zu Beginn positiv gegenüber, jedoch ist über einen 1933 erschienenen Artikel hinaus keine weitere politische Äußerung bekannt. Der NSDAP trat er nie bei. Dies führte wohl auch dazu, dass ihm nach 1945 bescheinigt wurde, dass er Gegner der nationalsozialistischen Herrschaft gewesen sei,[2] womit ihm der berufliche Weg in der bald darauf gegründeten DDR geebnet war. Dennoch war Korff als Vertreter einer alten, nicht kommunistisch orientierten Schule nicht der vom Regime gewünschte Vorzeigegermanist. So musste er sich nicht nur gegen studentische Anfeindungen, sondern auch gegen die staatliche Hochschulpolitik zur Wehr setzen, um einer verfrühten Emeritierung zu entgehen. Dabei war ihm auch sein internationales Ansehen behilflich.[3]

Ulrich Pongs bemerkt in seinem Artikel „H. A. Korff über Heinrich Heine“ zur Kontinuität von Korffs wissenschaftlicher Laufbahn: „Den gehörigen Anteil von Flexibilität, von schmiegsamer Anpassung an wechselnde politische Gegebenheiten setze ich schlicht als notwendiges Qualifikationsmerkmal eines deutschen Professors, der von 1924 bis 1954 in Leipzig amtieren wollte und konnte, und damit als selbstverständlich voraus. Es soll ja auch in unserer jüngsten Geschichte solche Beispiele geben. Nur haben diese dann nicht den Rang eines H. A. Korff.“[4]
 

 

...und seine Zeit in Frankfurt

Kaiserreich, Erster Weltkrieg und die Weimarer Republik – dies waren die Wirklichkeiten, in welchen sich Hermann August Korffs fast zehnjährige Tätigkeit an der Universität Frankfurt abspielte: „eine Zeit der schwersten Prüfung“, wie Korff selbst sein Verhältnis zu dieser Epoche in einem Schreiben vom 11. November 1923 an den Dekan der philosophischen Fakultät der Universität Frankfurt am Main ausdrückt. Dank der Archivmaterialien des Universitätsarchivs der Goethe-Universität ist es möglich, einen kleinen Einblick in die  Umstände der Jahre 1914 bis 1923 zu erlangen, mit denen Hermann August Korff sich auseinandersetzen musste. [Weiterlesen]
 

...im Einflussbereich der deutschen Bewegung

Obwohl sich innerhalb der Zeit der Weimarer Republik die Zahl der Universitätsgermanisten mehr als verdoppelte, fühlte sich die deutsche Germanistik nach 1919 zunehmend bedroht, was sie mit einem konstruierten Geltungs-und Sendungsbewusstsein aufzuwiegen versuchte. Die Deutschkunde, deren Anliegen eine Erziehung der deutschen Jugend im Sinne des Völkischen war, gab diesem Bestreben eine scheinbar objektive Berechtigung. Forschungsgegenstand dieser Bewegung war alles, was ihrem Ermessen nach dem Deutschtum zugewiesen oder von welchem dieses abgeleitet werden konnte. Ziel war eine Stärkung des nationalen Bewusstseins durch die Vergegenwärtigung scheinbarer historischer Kontinuitäten. [Weiterlesen]
 

...und sein Lebenswerk

Die Entstehungsgeschichte von Korffs Lebenswerks „Der Geist der Goethezeit. Versuch einer ideellen Entwicklung der klassisch-romantischen Literaturgeschichte“ kann aufgrund seiner langen Zeitspanne in Beziehung zu Korffs akademischem Werdegang gesetzt werden. [Weiterlesen]
 

...in der Perspektive Erich Kästners

Da Erich Kästner während seines Studiums der Germanistik, Philosophie und Geschichte in Leipzig (1919-1925) wie auch unmittelbar danach journalistische Arbeiten für die "Neue Leipziger Zeitung" verfasst hat, ist es nicht verwunderlich, dass er in diesem Zusammenhang auch über den 1925 an die Leipziger Universität berufenen Professor Hermann August Korff berichtet. [Weiterlesen]

 

 

Im Blick der Nachwelt

"His life can be envisaged as a kind of direct encounter between the spirit of our own catastrophic century and ... [Weiterlesen]

 

 

 

 

Endnoten

[1] Korffs Briefwechsel wurde für den vorliegenden Eintrag nicht herangezogen.
[2] Vgl. hierzu Pongs, Ulrich: H.A. Korff über Heinrich Heine. In: Heine-Jahrbuch 35 (1996), S. 128-151, hier S. 131.
[3] Vergleiche hierzu auch als zeitgeschichtliches Dokument den in der Zeitschrift „Aufbau“ erschienenen Artikel anlässlich seines 75. Geburtstages. R.: H. A. K. zum 75. Geburtstag. In: Aufbau. Kulturpolitische Monatsschrift 13 (1957), S. 419-420.
[4] Pongs: Heine, S. 149.

Essay

Goethe, Korff und die Politik 

von Lotta Zipp

Goethes 170. Geburtstag im Jahre 1919 fiel in eine Zeit großer politischer Umwälzungen und gesellschaftlicher Kontroversen. Auf diese reagierte Hermann August Korff  in seinem Frankfurter Jubiläumsvortrag „Der Geist des West-Östlichen Divans“, gehalten im Freien Deutschen Hochstift. Mit der „Frage nach der Zukunft Goethes“ (Korff: Geist, S. 17) nämlich nimmt der Literaturwissenschaftler Teil am  allgemeinen politischen Diskurs. Seine ideengeschichtliche Analyse des goetheschen Spätwerks zielt auf die Erfassung des „Geist[s] des West-Östlichen Divans“ (ebd., S. 38), welchen er gleichsetzt mit dem „Geist Goethes“ (ebd.), doch steht die literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung unter dem Vorzeichen der damaligen weltgeschichtlichen Entwicklungen. [Weiterlesen]

 

 

Das Porträt von Hermann August Korff wurde zusammengestellt von Lotta Zipp