Das soziologische Werk von Franz Oppenheimer (1864-1943)

Informationen zur Veranstaltung

Leitung:
Prof. Dr. Klaus Lichtblau
Veranstaltungsart: Seminar
Semester: WiSe 2013/14
Fachbereich / Institut: Gesellschaftswissenschaften (FB03), Institut für Soziologie, Soziologie mit dem Schwerpunkt Geschichte und Systematik sozialwissenschaftlicher Theoriebildung

Worum geht es?

Franz Oppenheimer war ein zu seiner Zeit berühmter Nationalökonom und Soziologe, zu dessen Schülern unter anderem auch der Wirtschaftsminister und spätere Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland Ludwig Erhard gehörte. Oppenheimer hat von 1919 bis 1929 die erste soziologische Professur an der Goethe-Universität Frankfurt wahrgenommen und im Laufe seines Lebens über 50 Bücher und 400 Aufsätze publiziert.

Er hatte nach seinem medizinischen Studium in Berlin zeitweise als Arzt gearbeitet und sich anschließend nationalökonomischen und soziologischen Forschungen zugewendet. Er verkehrte in seiner Jugend im Friedrichshagener Dichterkreis in Berlin und war seit 1903 ein führendes Mitglied der internationalen zionistischen Bewegung, der er als nationalökonomischer Berater bei der Gründung von Siedlungsgenossenschaften in Palästina zur Verfügung stand. Oppenheimer war auch in Deutschland an der Gründung von verschiedenen landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften beteiligt, von denen er sich als liberaler Sozialist und Vordenker der sozialen Marktwirtschaft die Lösung der sozialen Frage seiner Zeit erhofft hatte. In seiner Frankfurter Zeit ist auch sein monumentales „System der Soziologie“ entstanden.

In diesem Seminar werden die wichtigsten soziologischen Schriften von Franz Oppenheimer in Auszügen vorgestellt und diskutiert.

Themen

In dieser Lehrveranstaltungen wurden folgende Themenschwerpunkte und Aspekte behandelt:

  • Oppenheimers Verständnis von „Sozialökonomik“
  • Zum Verhältnis von Wirtschaftswissenschaft und Soziologie
  • Wirtschaftliche Entwicklung
  • Staat und Gesellschaft
  • Oppenheimers „Staatslehre“
  • Soziologische Betrachtungen zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges
  • Oppenheimers „Rechtssoziologie“
  • Oppenheimers „System der Soziologie“
  • Der Begriff der Soziologie
  • Der „Consensus
  • Gab es eine „Frankfurter Schule der Soziologie“ vor der „Frankfurter Schule“?

Empfohlene Literatur

  • Caspari, Volker; Schefold, Bertram (Hrsg.): Franz Oppenheimer und Adolph Lowe, Marburg 1996.
  • Haselbach, Dieter: Franz Oppenheimer. Soziologie, Geschichtsphilosophie und Politik des „liberalen Sozialismus“, Opladen 1985.
  • Herrschaft, Felicia / Lichtblau, Klaus (Hrsg.), Soziologie in Frankfurt. Eine Zwischenbilanz, Wiesbaden 2010.
  • Kotowski, Eva; Schoeps, Julis H.; Vogt, Bernhard (Hrsg.): Wirtschaft und Gesellschaft. Franz Oppenheimer und die Grundlegung der Sozialen Marktwirtschaft, Berlin 1999.
  • Kruck, Werner: Franz Oppenheimer – Vordenker der Sozialen Marktwirtschaft und Selbsthilfegesellschaft, Berlin 1997.
  • Kruse, Volker: Soziologie und „Gegenwartskrise“. Die Zeitdiagnosen Franz Oppenheimer und Alfred Webers. Ein Beitrag zur historischen Soziologie der Weimarer Republik, Wiesbaden 1990.
  • Meiner, Felix (Hrsg.), Die Volkswirtschaftslehre der Gegenwart in Selbstdarstellungen, Band 2, Leipzig 1929.
  • Oppenheimer, Franz: Die Siedlungsgenossenschaft. Versuch einer positiven Überwindung des Kommunismus durch Lösung des Genossenschaftsproblems und der Agrarfrage, Leipzig / Berlin 1896.
  • Oppenheimer, Franz: Großgrundeigentum und soziale Frage. Versuch einer neuen Grundlegung der Gesellschaftswissenschaft, Berlin 1898.
  • Oppenheimer, Franz: Der Staat, Frankfurt am Main 1907.
  • Oppenheimer, Franz: Theorie der reinen und politischen Ökonomie. Ein Lehr- und Lesebuch für Studierende und Gebildete, Berlin 1910.
  • Oppenheimer, Franz: Die soziale Frage und der Sozialismus. Eine kritische Auseinandersetzung mit der marxistischen Theorie, Jena 1912.
  • Oppenheimer, Franz: Kapitalismus – Kommunismus – Wissenschaftlicher Sozialismus, Berlin 1919.
  • Oppenheimer, Franz: Oppenheimer, Franz: System der Soziologie, 4 Bände [1922-1935]. Zweite, unveränderte Auflage Stuttgart 1964.
  • Oppenheimer, Franz: Gesammelte Reden und Aufsätze, Band 1: Wege zur Gemeinschaft, München: Verlag der Hochschulbuchhandlung Hueber 1924.
  • Oppenheimer, Franz: Grundriß der theoretischen Oekonomik. Erster Teil (für Anfänger): Einführung in die theoretische Oekonomik. Zweiter Teil (für Fortgeschrittene): Grundzüge der theoretischen Nationalökonomie, Jena: G. Fischer 1926, 72 + 110 S.
  • Oppenheimer, Franz: Gesammelte Reden und Aufsätze, Band 2: Soziologische Streifzüge, Jena: Gustav Fischer 1927.
  • Oppenheimer, Franz: Richtungen der neueren deutschen Soziologie, Jena 1928.
  • Oppenheimer, Franz: Mein wissenschaftlicher Weg, Leipzig 1929.
  • Oppenheimer, Franz: Erlebtes, Erstrebtes, Erreichtes. Lebenserinnerungen [1931], Düsseldorf 1964.
  • Oppenheimer, Franz: Weder so – noch so. Der dritte Weg, Potsdam: Alfred Protte Verlag 1933, 107 S.
  • Oppenheimer, Franz: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Ein kurz gefaßtes Lehrbuch der nationalökonomischen Theorie, Leiden 1938.
  • Oppenheimer, Franz: Gesammelte Schriften,  3 Bände, hrsg. von Julius H. Schoeps, Alphons Silbermann und Hans Süssmuth, Berlin 1995-1998.
  • Voigt, Bernhard: Franz Oppenheimer. Wissenschaft und Ethik der Sozialen Marktwirtschaft, Bodenheim 1997.
  • Wilbrandt, Robert (u.a.): Wirtschaft und Gesellschaft. Beiträge zur Oekonomik und Soziologie der Gegenwart. Festschrift für Franz Oppenheimer zu seinem 60. Geburtstag, Frankfurt am Main 1924.