Die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main bis 1933

von Bedriye Gürel

 

Die Gründung der Goethe-Universität am 10. Juni 1914 war geprägt von dem Gedanken, eine unabhängige Lehranstalt ins Leben zu rufen. Bevor die Universität gegründet wurde, hatten Frankfurter Bürger im 18. und 19. Jahrhundert mehrere medizinische und naturwissenschaftliche Forschungsstätten ins Leben gerufen. Die Hochschule wurde als erste Stiftungsuniversität Deutschlands gegründet.

Franz Adickes, der Oberbürgermeister von Frankfurt, verwirklichte durch sein Engagement gemeinsam mit Wilhelm Merton die Gründung einer Universität in Frankfurt. Diese wurde am 18. Oktober 1914 feierlich eröffnet. Der Wunsch Franz Adickes‘ war es, in Frankfurt neben der Ansiedlung von Industrieunternehmen auch die Kultur- und Bildungsstätten zu fördern. Es entstand eine Universität aus rein privaten Mitteln. Nach Berlin war sie die am besten ausgestattete Universität. Am 25. Juni 1932, zum Gedenken an den hundertjährigen Todestag Goethes, verlieh der preußische Kultusminister Adolf Grimme der Frankfurter Universität den Namen, den sie seither trägt. Eine weitere Besonderheit war, dass neben dem Rektor und den Dekanen ein „Großer Rat“ mit den Vertretern der Stifterfamilien, dem Frankfurter Magistrat und den Vertretern der Stadtverordnetenversammlung ins Amt berufen wurde. Die Universität Frankfurt war bei den Lehrenden und den Studenten sehr beliebt. Vor dem Nationalsozialismus lehrten und forschten dort die Nobelpreisträger Paul Ehrlich (Medizin), Max von Laue, Otto Stern und Max Born (Physik). Carl Zuckmayer, Marion Gräfin Dönhoff und Theodor W. Adorno gehören zu den bekannten Persönlichkeiten, die in Frankfurt studierten. Von Anfang an trennte die Frankfurter Universität die Philosophische und die Naturwissenschaftliche Fakultät. Neben der Medizinischen und der Rechtswissenschaftlichen Fakultät wurde in Frankfurt die erste Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät eingerichtet.

Goethe-Universität 1920er Jahre

Universität Frankfurt in den 1920er Jahren
Quelle: Goethe-Universität Frankfurt [Public domain], via Wikimedia Commons

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges führte zur Gefährdung der Hochschule. Der Tod Adickes‘ und Mertons, die Inflation und der Verlust der Stiftungsmittel verstärkten diese Gefährdung. Durch staatliche Hilfe sowie die Unterstützung der Stadt Frankfurt und einiger Professoren wurde die Krise gemeistert und der Fortbestand gesichert. In den Jahren 1918 bis 1932 erlebte die Frankfurter Universität eine große Blüte. Die Fächervielfalt wurde erweitert und bedeutsame Wissenschaftler wurden berufen. Mit Franz Oppenheimer, Karl Mannheim, Friedrich Dessauer, Max von Laue und Max Born sind nur einige bedeutende Wissenschaftler genannt, die in dieser Zeit an der Frankfurter Universität arbeiteten.

Nach der „Machtergreifung“ wurden jüdische Wissenschaftler und Studenten sowie politische Gegner aus der Universität vertrieben. Die Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten traf die Frankfurter Universität besonders hart. Über hundert jüdische Wissenschaftler verloren im Jahre 1933 ihre Lehrerbefugnis und zahlreiche Studenten wurden exmatrikuliert. Die Frankfurter Universität hatte bis zum Jahre 1933 den höchsten Anteil jüdischer Gelehrter unter den Hochschulen. Aus der weltoffenen Universität wurde eine „gleichgeschaltete“ Hochschule. Wie überall wurden auch in der Universität alle wichtigen Führungskräfte gegen Parteimitglieder ausgewechselt. Der Rektor Wilhelm Gerloff wurde am 1. Mai 1933 durch Ernst Krieck ersetzt. Ernst Krieck gilt neben Alfred Baeumler als der führende nationalsozialistische Erziehungswissenschaftler.

Bedriye Gürel, Die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main bis 1933, in: USE: Universität Studieren / Studieren Erforschen, 14.08.2014, URL: http://use.uni-frankfurt.de/ton/guerel-gu/.

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