Transkription der Rundfunkaufzeichnung der Rede Ernst Kriecks am 22. März 1933 auf dem Frankfurter Römerberg

von Lars Stockmann

Die Erläuterung der Transkriptionsregeln finden Sie in Erfahrungsbericht: Transkriptionen von Tonaufnahmen

Person

Transkribierter Ton

Unbekannt

… der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei. Nun spricht Professor Dr. Ernst Krieck.

Krieck

Volksgenossen!

Publikum

Applaus

Krieck

Jahrhunderte schauen herab auf diese Stu (.) diese Tage deutscher Sonnenwende, deutscher Schicksalswende. Fast über Verstehen (?) groß ist die Stunde. Mit aller Wucht ist sie uns aber in unser Bewusstsein gekommen, aus der unvergesslichen Rede, die gestern (.) der Kanzler des Dritten Reiches am Grabe Friedrichs des Großen gesprochen hat. Er hat mit dieser Rede einen neuen Abschnitt deutscher Geschichte (.), deutscher Volkwerdung eingeleitet. Wir haben eine Schwelle überschritten. Der März 1933 wird ewig leben im Gedenken des deutschen Volkes. Die deutsche Geschichte ist voll von Unglücksfällen und Irrwegen, voll auch von Einstürzen und Zusammenbrüchen, aber immer wieder hat sich die Volkskraft zäh und unermüdlich aufgerafft. Immer wieder ist sie dem Ziel der Einung entgegen gegangen, dem Ziel der letzten Vollendung dieses Volkes. Und jetzt stehen wir vor der unerhörten Möglichkeit einer solchen Zusammenfassung der Kräfte, einer neuen Zusammenfassung zur nationalen Macht. Wo ist in diesem Augenblick die Mainlinie geblieben? Wo sind jene Kleinstaaten, die Niederschläge deutschen Unglücks in der Geschichte? Wo sind die Rheinbundstaaten geblieben, die einst von Napoleon in einer Zeit deutscher Schmach und deutscher (.) deutscher Not geschaffen worden sind? Sie sind dahin, sie sind aufgegangen in einer großen Volkseinheit. Wir sind heute nicht mehr in erster Linie Preußen und Bayern, nicht zuerst Protestanten und Katholiken, Bürger, Bauern und Arbeiter, wir sind Deutsche schlichtweg geworden. Das ist die Größe dieser Stunde.

Publikum

Wooooooh. Applaus

Krieck

2´59

Stolz (.) und Glücksgefühl erfüllt unsere Brust in diesen Tagen. Aber wir haben nicht Zeit, lange Siege zu feiern. Viel mächtiger steht vor uns das Bewusstsein vor der Verantwortung, das Bewusstsein der gewaltigen Aufgaben, die vor uns stehen. Neue Volksordnung, neue Staatsordnung, neue Wirtschaftsordnung und eine neue deutsche Kultur wird die Aufgabe haben, die völkische Aufbruchsbewegung in ihre Formen zu fassen.

Unermüdlich hat unser Führer in den letzten Wochen den Volksgenossen eingehämmert, dass sich jeder bewusst sein muss, dass das große Werk nur gelingen kann, wenn die Arbeit auch von unten herauf einsetzt, wenn jeder an der Stelle, an der er gestellt ist, wenn die Arbeit beginnt, mit dem Werk des Aufbaues beginnt. Wir wissen, wir stehen erst an der Schwelle, wir sind noch nicht am Ziel. Mehr denn je gilt heute jenes Wort Luthers: „Wir sind‘s noch nicht, wir werden‘s aber. Es ist nicht getan und geschehen, es ist aber im Gang und Schwang. Es ist nicht das Ende, es ist aber der Anfang.“ Und dem (.) und der deutschen Jugend insbesondere muss zugerufen werden, immer erneut zugerufen werden: Haltet die Bewegung am Leben, haltet die Bewegung aufrecht, bis eine neue Wirklichkeit für alle Zeiten fest gegründet ist.

(..)

Gestern ist in Potsdam der politische Sieg, die politische Entscheidung gekrönt worden. Heute gründen wir die geistige Revolution. Der Tag steht unter der Losung „Deutsches Volk und Deutsches Buch“. Wir gehen weiter und künden die Revolution der ganzen deutschen Kultur. Wenn wir am Tag des deutschen Buches durch die Straßen gehen, so sehen wir, dass die Buchhändlerläden heute schon ein anderes Gesicht bekommen haben als etwa vor einem Jahr. Alle geistig Schaffenden suchen heute den Anschluss an die Bewegung. Hinter der Front der politischen Entscheidung formt sich jene zweite Front der geistig Schaffenden, die berufen sind, die deutsche Kultur heraus heraufzuführen. Seit einem Jahr ungefähr ist schon der Gedanke durchgedrungen, dass auch die Wissenschaft nicht in das Leere, nicht in irgendwelche (..) leeren Räume herauszuweisen haben, sondern dass sie nur fruchtbar werden kann, wenn sie erwächst aus den Urkräften des Volkstums und wenn sie imstande ist, wiederum Volkstum zu gestalten, dem Volk zu dienen. Wissenschaft und (.) Hochschule stehen heute schon unter der nationalpolitischen Idee und werden getragen von der völkischen Aufbruchsbewegung, von der nationalsozialistischen Idee. Wir wissen aber, wir werden noch viel auszuräumen haben von jener Überfremdung, die in den letzten 14 Jahren über uns gekommen ist, von jener Zersetzung, die im Vordergrund gestanden hat. Vieles ist aber schon geschehen, ganze Anpflanzungen jenes Schrifttums, das aus dem Geiste dieser Zersetzung herauf gekommen ist, jenes Schrifttum, das volksfremd gewesen ist, die ist schon im Orkus verschwunden. Die politische Entscheidung hat die Bahn frei gemacht für die Erneuerung der Kultur. Deutschland wird auch geistig ein neues Antlitz tragen. Die alte Kaiserstadt Frankfurt wird ein deutsches Gesicht wieder bekommen, wie sie es einst getragen hat.

Publikum

Applaus

Krieck

7´52

Volksgenossen, wir wissen, mit aufräumen und ausräumen ist es nicht getan. Ein Schicksal hat uns ergriffen, hat unsern Blick in andere Richtungen abgelenkt. Da ist nun zuerst unser gewaltiges geistiges Erbe erneut in unseren Blickkreis getreten, jenes Erbe, dem kein neueres Volk, dem kein Volk der neueren Geschichte Gleiches an die Seite zu setzen hat. In diesen Tagen ist Richard Wagner neu unter uns erstanden. In der deutschen Jugend lebt Friedrich Nietzsche. Im Goethejahr haben wir den deutschen Goethe wiederentdeckt. Wir erinnern uns daran, dass Schiller im „Tell“ einst die Jugend zur Befreiung aufgerufen hat. So auch Fichte in seinen „Reden an die Nation“. Wir wissen, wir erinnern uns, wie Hölderlin einst dem deutschen Volke, das er als gedankenvoll und tatenarm bezeichnet hat, aufgerufen hat zur Tat. Leben die Bücher bald wie Novalis einst die Zukunft gekündet hat mit den Worten: „Die Deutschheit ist nicht hinter uns, sondern vor uns, wir sollen Volk werden.“ Wir leben mit Bach und Beethoven, deutsche Vergangenheit, germanische Vergangenheit und Frühzeit(.) ist neu vor uns entstanden, wir haben ein neues Verhältnis zu unserem geistigen Erbe bekommen. Aber hier liegt auch eine Gefahr, vor der wir die Augen nicht verschließen wollen. Kein Volk kann von der Vergangenheit, kann von dem Erbe leben, auch wenn es das größte und reichste ist. Unser Weg weist in die Zukunft, unser Blick rei (.) weist in die Zukunft. Wir brauchen auch auf geistigem Gebiet den Führer, den Dichter, den Deuter, den Propheten, der uns den Weg erhellt. Wir brauchen die Kunst, die Dichtung, die die völkische Aufbruchsbewegung in ihren Formen, in dem Stil ihrer Werke fand. Hier stehen wir, dessen müssen wir uns bewusst sein, noch in der Erwartung, noch nicht in der Erfüllung. Hier besonders gilt das Lutherwort: „Wir sind‘s noch nicht, wir werden‘s aber“. Es ist die Aufgabe der Kunst, der Philosophie, der Dichtung und der Wissenschaft, das völkische Weltbild zu schaffen, das die Kultur tragen soll, das einer künftigen deutschen völkischen Schule und Bildung zur Unterlage dienen soll. Aber auch hier sind wir auf dem Wege. Denken Sie an Werke wie Hans Grimms „Volk ohne Raum“, wo die Linie des deutschen Schicksals, die Schicksalslinie jenes deutschen Menschentums, das im Krieg seine Erfüllung gefunden hat, gezeichnet ist, denken Sie an Kolbenheyers „Paracelcius“, die Schilderung jenes genialen Arztes, der aus der Aufbruchsbewegung des 16. Jahrhunderts, die uns so nahe verwandt ist, unserer Zeit so nahe verwandt ist, wie ein Wildgewächs heraufgerufen ist. Wir haben die Vorläufer, wir wird wissen den Weg, wir warten auf Vollendung.

Aber wir wissen auch, wir können der Schöpfung nichts gebieten, der Geist lässt sich nicht kommandieren. Der Wind weht, wo er will, und du hörest sein Sausen wohl, aber du weisst nicht, von wannen er kommt und wohin er fährt. Wir wissen, dass die deutsche Schöpfung auch auf dem Gebiet des geistigen Lebens kommen wird, aber wir wissen nicht Tag noch Stunde, aber eines wissen wir: Die Schöpfung wird nicht kommen, wenn sie nicht gerufen ist, wenn sie nicht vom Volke ersehnt ist, wenn sie nicht im Volke bereitet ist, wenn ihr nicht der Boden, der Acker zum Samen bestellt ist.


8 Sekunden Pause, kein Applaus. Hintergrundgemurmel gegen Ende der Pause.

Krieck

13´05

Dann sollen uns aber jene Propheten des Untergangs verschonen, die von der hereinbrechenden Barbarei jammern, in dem Augenblick, wo wir das Morgenrot der deutschen Kultur heraufsteigen, einer neuen deutschen Kultur heraufsteigen sehen. Es wird auf dem Gebiete der Kultur genauso sein, wie es auf dem Gebiete der Politik gewesen ist. Nicht umsonst haben wir 14 Jahre lang gerufen „Deutschland erwache!“, Deutschland wird auch auf dem Gebiet der Kultur erwachen.

Publikum

Applaus

Krieck

Hölderlin, aus tiefster Verbundenheit mit dem deutschen Schicksal, hat einst seine Berufung als Dichter erlebt. „O weckt ihr Dichter! Weckt sie, die heute noch schlafen, gebt die Gesetze, gebt uns Leben, Heroёn! Ihr nur habt der Eroberung Recht.“ Friedrich Hölderlins Ruf ist ergangen an die Dichter als Wecker, an die Führer als Gestalter.

Unter uns ist der heldische Lebenssinn wieder erwacht. Wir kommen her aus einer Zeit, in der der Nutzen, die bürgerliche Sicherheit, die Berechenbarkeit, das technische Können das höchste gewesen ist. Schließlich wollte dieses Zeitalter selbst den Tod rationalisieren, weit draußen am Lande am Rande der Lebensstätten, sollte der Tod ein Dasein führen in möglichst Entfernung und Vergessenheit, da er schließlich doch nicht zu beseitigen war. Da ist mit Kriegszeit und Notzeit der Tod mit Macht über uns hereingebrochen und hat die Massenopfer gefordert. An den Gräbern, an den Toten ist der deutschen Jugend der heldische Sinn wieder erwacht. Der heldische Sinn erwacht im Kampf in den Unsicherheiten des Lebens, er erwacht an den Gräbern der Helden. Nicht umsonst feiert die deutsche Jugend an den Gräbern von Langemarck und Verdun, nicht umsonst steht sie verehrend in den Ehrenmälern und Heldenheimen. Und nicht umsonst ist der Staatsakt gestern am Grabe eines deutschen Helden errichtet worden. Ein heroisches Symbol ist damit geschaffen für alle Zukunft. Aus dem Grab spricht der heldische Tode zu uns, erweckt uns zur Ehre, der Tod, unser Held, gehören zur Ehre des deutschen Volkes, zum völkischen Selbstbild hinzu. Er lehrt uns, dass wir in der Kette der Geschlechter stehen, der vor uns dahingegangenen und der nach uns heraufkommenden Ge (.) Geschlechter, die mit uns gleicher Art und gleichen Blutes sind. Hier ist dem Dichter, hier ist der Kultur, hier ist dem Weltbild die Aufgabe gesetzt, hier ist der tiefste (.) die tiefste Wurzel und der höchste Sinn des Wirkens für den Künstler, für den geistig Schaffenden. Generationen noch werden zu tun haben, bis das Ziel erreicht ist. Wenn wir aber zum Ziele durchdringen, so wird uns erstehen der Tag des Deutschen in der Geschichte. So ergeht dann auch in dieser Sonnwendnacht der Ruf: Heil der deutschen Jugend, Heil dem deutschen Volk, Heil dem Dritten Reich und seinen Führern!

Publikum

HEIL

HEIL

HEIL

Applaus

Unbekannt

Sie hörten Professor Dr. Ernst Krieck. Der Bläserchor des städtischen Orchesters …

Ton wird leiser

Lars Stockmann, Transkription der Rundfunkaufzeichnung der Rede Ernst Kriecks am 22. März 1933 auf dem Frankfurter Römerberg, in: USE: Universität Studieren / Studieren Erforschen, 14.08.2014, URL: http://use.uni-frankfurt.de/ton/rede-roemerberg/.

Nach oben