Kampfbund für deutsche Kultur

von Daniel Patzer

 

Über die Gründung des Kampfbundes für deutsche Kultur wurde bereits auf dem dritten Reichsparteitag der NSDAP im August 1927 diskutiert. Um die „geistig Schaffenden“ für die Partei zu gewinnen, sollte eine Nationalsozialistische Wissenschaftliche Gesellschaft gegründet werden. Ziel war es, das Bild der NSDAP als „putschistische Radau und Krawallpartei“ (Jürgen Gimmel) zu beseitigen.

Mit dieser Aufgabe wurde Alfred Rosenberg, Chefideologe der NSDAP und Herausgeber des „Völkischen Beobachters“, durch Adolf Hitler persönlich beauftragt. Nach anfänglichen Auseinandersetzungen wurde am 4. Januar 1928 das Gründungsprotokoll der Nationalsozialistischen Gesellschaft für deutsche Kultur von Gregor Strasser, Philipp Bouhler, Franz Xaver Schwarz, Wilhelm Weiß, Heinrich Himmler und Alfred Rosenberg unterzeichnet.

Der Name Kampfbund für deutsche Kultur etablierte sich im Oktober 1928. Der fehlende Hinweis auf die NSDAP im Namen lässt die Absicht vermuten, mit dieser Gesellschaft auch auf nicht-nationalsozialistische Kreise einwirken zu wollen. Diese formale Abschottung zeigte sich auch im Fehlen des parteilichen Status des Kampfbundes.

Im öffentlichen Gründungsaufruf im Mai 1928 wurde eine angebliche kulturelle Misere aufgezeigt, deren Grund die Einführung und Förderung „rassenfremden Literatentums […] und der damit einkehrende Austausch der germanischen Werte durch Pazifismus, Feigheit und Schiebertum“ sei (Rolf Düsterberg). Diese „Abwehrgesinnung“ richtete sich, teils mit gewaltsamen Mitteln, gegen die künstlerische Moderne.

Der Einwirkbereich des Kampfbundes erstreckte sich auf Publizistik, moderne Musik, Malerei, Architektur, Plastik und Literatur. Unterstützt und gefördert wurde der Kampfbund meist durch die extremen Flügel der völkischen Bewegung. Hierzu zählten der Dichter Hanns Johst, der Architekt Paul Schultze-Naumburg, der Physiker Philipp Lenard und der Literaturhistoriker Adolf Bartels.

Die erste öffentliche Veranstaltung des Kampfbundes fand am 23. Februar 1932 im Auditorium der Münchner Universität statt. Dort hielt Othmar Spann einen Vortrag über die Kulturkrise der Gegenwart. Auch Adolf Hitler nahm an dieser Veranstaltung teil.

Bundesarchiv Bild 146-1969-067-10, Alfred Rosenberg

Alfred Rosenberg, Porträt
Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1969-067-10 / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Die Auswahl des Ortes für die erste öffentliche Veranstaltung fiel nicht zufällig auf München. Der Kampfbund hatte seinen regionalen Schwerpunkt in Bayern. In München saßen sieben der elf Vorstandsmitglieder. Im nördlicher liegenden Bayreuth wurde der Einfluss des Kampfbundes durch die Familie Wagner getragen.

Dieser sehr auf den Süden Deutschlands gesetzte Fokus erschwerte die Suche nach Material über Ernst Kriecks Rede vom 22. März 1933. Die Veranstaltung auf dem Frankfurter Römerberg wurde weder in den Zeitungen angekündigt, noch ließ sich Archivmaterial darüber finden. Der vorliegende Rundfunkmitschnitt stellt scheinbar die einzige überlieferte Information zu einer Veranstaltung des Kampfbundes in Frankfurt dar.

Die Arbeit des Kampfbundes war nur von mäßigem Erfolg. Nach der „Machtergreifung“ der NSDAP wurde der Kampfbund mit dem Bühnenvolksbund und dem Verband der deutschen Volksbühnen zur NS Kulturgemeinde, weiterhin unter der Leitung Alfred Rosenbergs, zusammengefasst. Diese unterstand ab 1937 der nationalsozialistischen Freizeitorganisation „Kraft durch Freude“.

Daniel Patzer, Kampfbund für deutsche Kultur, in: USE: Universität Studieren / Studieren Erforschen, 14.08.2014, URL: http://use.uni-frankfurt.de/ton/patzer-kampfbund/.

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