Erfahrungsbericht: Umgang mit historischen Tondokumenten

von Daniel Patzer

Beim Lesen der Modulbeschreibung dieses Moduls, zu Anfang des Semesters, konnte ich mir noch nicht sehr viel darunter vorstellen. Ich dachte mir, sich das Ganze anzuhören könnte sehr interessant werden, um später im Unterricht auch Tonaufnahmen als Medium für Quellen einsetzen zu können. Zu dieser Zeit wusste ich noch nicht, dass die Arbeit mit Tonquellen, gleich den schriftlichen oder bildlichen Quellen, einer Interpretation bedarf, die eigenen Regeln folgt. Für mich waren Tonaufnahmen lediglich eine Möglichkeit, den Schülerinnen und Schülern durch Abwechslung den Unterricht ein wenig angenehmer zu bereiten. Durch die intensive Arbeit mit Tonquellen wurden mir die Möglichkeiten, aber auch die Schwierigkeiten dieses Mediums erst bewusst.

Die Möglichkeiten sind vielfältig. Tonaufnahmen bieten so viel mehr Informationen als eine Textfassung alleine. Die Atmosphäre und Stimmung der ganzen Veranstaltung wird lebendiger, die Erzählweisen der Sprecher vermag einen Text viel imposanter und spannender zu machen, als es die Worte alleine rüberbringen. Manche große Reden, die auch in Textform überliefert sind, sind in dieser Art nie gesprochen worden. Kleine bis große Auslassungen während der Rede oder Umformulierungen für die gedruckte Fassung werden selbst dem aufmerksamsten Leser nicht auffallen, hat er nicht den Ton der Rede zum Vergleich.

Sound template

Quelle: By Oxygen Team ([1]) [GPL (http://www.gnu.org/licenses/gpl.html)], via Wikimedia Commons

Doch in genau diesem Punkt steckt auch die große Schwierigkeit der Tonquellen. Tonquellen alleine können nur schwer bearbeitet werden. Ideen, Zweifel, Interpretationen, all das sind Ausdrücke, die der Textform als Medium bedürfen. Das Mittel der Transkription hilft, den Ton möglichst genau auf Papier zu bringen, und ist doch nur ein Bruchteil der Information, die dieses Medium bietet. Doch mit Schriften können Historiker wenigstens arbeiten.

Eine weitere Schwierigkeit hierbei ist die vorhandene Qualität der Tonquellen. Aufgrund der in damaliger Zeit genutzten Mittel und der Lagerung über die Zeit sind einige Passagen in Tonaufnahmen nur noch sehr schwer entzifferbar und bedürfen eines guten Gehörs. Doch die Mühe, sich durch ein Tonband voller Krächzen und Knarzen zu arbeiten, wird durch eine große Informationsdichte belohnt, die erst am Anfang ihrer Erforschung steht.

Daniel Patzer, Erfahrungsbericht: Umgang mit historischen Tondokumenten, in: USE: Universität Studieren / Studieren Erforschen, 14.08.2014, URL: http://use.uni-frankfurt.de/ton/patzer-umgang/.

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