Ernst Krieck und die Johann Wolfgang Goethe-Universität

von Bedriye Gürel

 

Ernst Krieck (*6. Juni 1882; † 19. März 1947) besuchte von 1898 bis 1900 das Lehrerseminar in Karlsruhe und unterrichtete danach als Lehrer im Volksschuldienst. Schon sehr früh beschäftigte er sich mit literarisch-philosophischen Studien, nahm jedoch Distanz zu idealistisch-humanistischen, individualistisch-liberalen sowie materialistischen Denk- und Bildungstraditionen. Seine Arbeit bestimmte die Suche nach weltanschaulicher Neuorientierung und Leitbildern für Kultur, Nation und Gesellschaft.

Krieck engagierte sich von 1910 bis 1924 in Mannheim in der Arbeiterjugend. Währenddessen entwickelte er auch die staatspolitische Konzeption, die um einen Ausgleich zwischen Sozialismus, Liberalismus und nationalem Prinzip in einem klassenlosen Selbstverwaltungsstaat bemüht war. Für seine Arbeit „Die deutsche Staatsidee, ihre Geburt aus dem Erziehungs- und Entwicklungsgedanken“ verlieh die Universität Heidelberg ihm 1923 die philosophische Ehrendoktorwürde. Daraufhin verließ Krieck den Schuldienst und arbeitete an seiner Erziehungswissenschaft weiter. Im Jahre 1928 wurde Ernst Krieck als Professor für Pädagogik an die Pädagogische Akademie Frankfurt am Main berufen. Er trat bis Ende der 1920er Jahre für die traditionellen bildungspolitischen Forderungen ein. Seine Enttäuschung über den parlamentarisch-demokratischen Staat verstärkte seine Hinwendung zu den nationalrevolutionären Kreisen. Ernst Krieck entfremdete sich 1931 endgültig von der Republik, als er strafversetzt wurde, weil er eine Rede über das bevorstehende Kommen des „Dritten Reichs“ in der Pädagogischen Akademie Dortmund gehalten hatte. Im Jahre 1932 trat er dem NS-Lehrerbund bei. Fortan betätigte er sich als Propagator nationalsozialistischer Erziehungstheorien und Kulturpolitik.

Am 25. April 1933 wurde Ernst Krieck an die Universität Frankfurt berufen, um dort den Lehrstuhl für Pädagogik zu leiten, am folgenden Tag wurde er zum Rektor der Universität gewählt. Bereits im Jahre 1934 verließ Krieck Frankfurt und folgte dem Ruf der Universität Heidelberg für den Lehrstuhl für Philosophie und Pädagogik. In den Jahren 1937/38 amtierte er in Heidelberg als Rektor, konnte jedoch seine Vorstellungen der Wissenschafts- und Hochschulreform nicht durchsetzen. Seine Schrift „Völkisch-Politische Anthropologie“ aus den Jahren 1936-1938 löste eine Kontroverse mit den NS-Rassentheoretikern aus. Krieck legte daraufhin alle Parteiämter nieder und trat aus der SS aus. Seinen Lehrstuhl an der Universität Heidelberg behielt er bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Nach dem Krieg musste er sein Amt niederlegen und wurde interniert. Im Jahre 1947 verstarb Ernst Krieck in Internierungshaft.

Bundesarchiv Bild 183-R24765, Prof. Dr. Ernst Krieck

Prof. Dr. Ernst Krieck, Porträt
Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-R24765 / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Bedriye Gürel, Ernst Krieck und die Johann Wolfgang Goethe-Universität, in: USE: Universität Studieren / Studieren Erforschen, 14.08.2014, URL: http://use.uni-frankfurt.de/ton/guerel-krieck/.

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