Prof. Dr. Herbert Lehmann

von Isabel Fella

Prof. Dr. Herbert Lehmann war Geograph und Hochschullehrer, welcher einen Schwerpunkt in die Erforschung tropischen Karsts setzte. Schon in den 1930er Jahren unternahm er Forschungsreisen in die Tropengebiete, um die dort verbreiteten Karstformen zu untersuchen. Seine Erkenntnisse über die Entwicklung dieser Formen veränderten und erweiterten das Verständnis von Karst. Zu betonen sei hier vor allem seine Erkenntnis, dass das Klima der dominante Faktor in der Genese verschiedener Karstformen sei. Durch seine Forschungen sowie seine Position als Vorsitzender der Internationalen Karstkommission förderte er den internationalen Austausch auf dem Gebiet der Karstforschung und erlangte weitreichende Anerkennung.

Herbert Lehmann wurde am 25.01.1901 in Schwerin geboren. Er studierte in Heidelberg und Berlin Geologie, Geographie, Mineralogie, Philosophie und Chemie. Seine wichtigsten Lehrer waren die Geographen Albrecht Penck und Norbert Krebs. Bei ersterem promovierte er 1927. Nach seiner ersten Forschungsreise nach Indonesien 1933 habilitierte er 1935 mit der Arbeit Über die tropische Karstlandschaft Gunung-Sewu auf Java. Damit beschäftigte er sich schon früh in seiner Karriere mit der Karstforschung in den Tropen. Weitere bedeutende Forschungsreisen seiner Laufbahn erfolgten 1952 und 1955 zu mittelamerikanischen Inseln, darunter vor allem Kuba, Jamaika und Puerto Rico sowie 1966 in die Vereinigten Staaten. Dort erforschte er weiterhin das Karstphänomen in den Tropen, insbesondere im Hinblick auf Formenschatz und Genese. Ab 1949 war er Professor und Direktor des Geographischen Instituts an der Universität in Frankfurt am Main. Unter seiner Leitung kam der Karstforschung am Geographischen Institut große Bedeutung zu. Zudem war er in Frankfurt Ehrenmitglied und langjähriger Vorsitzender der Frankfurter Geographischen Gesellschaft, wofür er 1961 mit der Rüppell-Medaille geehrt wurde.

Die Karstforschung in Tropen- und Mittelmeerraum stellte zeit seines Lebens einen seiner Schwerpunkte dar. Dies bezeugen auch zahlreiche weitere Veröffentlichungen, welche international Anerkennung fanden. Lehmann lieferte eine erhebliche wissenschaftliche Bereicherung auf dem Gebiet der Karstforschung, insbesondere bezüglich des Kegelkarsts, welcher hauptsächlich in den Tropen verbreitet ist. Bedeutend ist seine Widerlegung des Konzepts des Karstzyklus von Grund (1914) aufgrund seiner Forschungen. Im Gegensatz zur Zyklenlehre, welche die Zeit als dominanten Faktor und unterschiedliche Karstformen als Entwicklungsstadien bezeichnete, definierte Lehmann das Klima als den ausschlaggebenden Faktor der Karstformengenese und erklärte somit den regionalspezifischen Karstformenschatz. Ausgehend von den regionaltypischen Formenbildungen, versuchte er außerdem eine vergleichbare Terminologie für Karstformen aller Klimazonen aufzustellen.

Mit dem Ziel, einen möglichst objektiven Vergleich ausgewählter Karstformen aus allen Klimazonen der Erde zu bieten, und hierdurch eine Interpretation der einzelnen Formenentstehung zu ermöglichen, regte Lehmann 1952 in seiner Position als Initiator und Chairman der Internationalen Karstkommission die Herausgabe eines Internationalen Karstatlas an. Dieses Werk sollte auch eine Grundlage für die Angleichung der Karstterminologie auf internationaler Ebene schaffen. Unter Lehmanns Leitung wurden zwischen 1960-1964 3 Blätter des Atlas herausgegeben. Ab 1986 wurde das Werk von seinem Schüler K.-H. Pfeffer weitergeführt. In der Position als Kommissionsleiter schuf Lehmann zudem eine Möglichkeit zum internationalen Dialog und Austausch von Forschungsergebnissen im Bereich der Karstforschung und brachte diese somit erheblich voran.

Bis zu seinem Tod am 08.03.1971 war Lehmann aktiv als Wissenschaftler tätig. Durch seine Forschung und deren Kommunikation inform von Studien, Artikeln, Vorträgen und Mitwirkung an geographischen Lexika und Handbüchern prägt er bis heute das Verständnis von Karstverbreitung, Karstformen und -genese.

 

Quellen

  • Semmel, A.: (1985): „Lehmann, Herbert“. In: Neue Deutsche Biographie 14 (1985): 82-83 [Onlinefassung]; URL: www.deutsche-biographie.de/pnd116866799.html ( 03.04.2014)
  • Pfeffer, K.-H. (1978): Karstmorphologie. In: Erträge der Forschung. Band 79. Darmstadt (Wissenschaftliche Buchgesellschaft).

Isabel Fella, Prof. Dr. Herbert Lehmann, in: USE: Universität Studieren / Studieren Erforschen, 13.07.2014, URL: http://use.uni-frankfurt.de/geopgraphie/fella-lehmann/.