Prof. Dr. Wolfgang Andres – Lehrer, Forscher und Wissenschaftsmanager

von Kim-Jennifer Tetzlaff

Prof. Dr. W. Andres war Physischer Geograph und forschte vor allem an geomorphologisch-paläoklimatischen Fragestellungen im Rheinischen Schiefergebirge sowie in Marokko und Ägypten. In der Lehre war er für seine sich durch Genauigkeit auszeichnende, methodisch-didaktisch durchdachte Struktur maßgebend. Persönlich wurde er für sein stets freundliches, faires und ausgleichendes Verhalten gegenüber Kollegen, Mitarbeitern und Studierenden geschätzt.

Am 25. April 1939 in Berlin geboren, übersiedelte die Familie Andres noch vor Kriegsende nach Butzbach. 1958 begann Wolfgang Andres ein Physikstudium in Gießen, bevor er 1960/61 für ein Studium der Geographie, Geologie und Meteorologie nach Frankfurt wechselte. Von 1964 bis 1966 fertigte er unter Herbert Lehmann seine Dissertation zum Thema „Morphologische Untersuchungen im Limburger Becken und in der Idsteiner Senke“ an, welche methodisch stark von Arno Semmel beeinflusst war. Daraufhin begann seine akademische Laufbahn 1966/67 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geographischen Institut in Mainz. Dort stieg er die Karriereleiter des Mittelbaus zügig empor: Akademischer Rat (1969) – Akademischer Oberrat (1972) und Akademischer Direktor (1975). Er erlernte die Handhabe der intra- und interdisziplinären Organisation und Kooperation verschiedenster Projekte, welche ihm bei seinen zukünftigen Forschungsprojekten zugute kam. Seine Habilitation vollendete Wolfgang Andres 1975 unter Konrad Wiche zu seinem dort beginnenden Afrika-Forschungsschwerpunkt zum Thema „Studien zur jungquartären Reliefentwicklung des südwestlichen Anti-Atlas und seines saharischen Vorlandes (Marokko)“. Gleich darauf wurde er in Mainz zum Professor ernannt. 1976/77 folgte er dem Ruf einer Professur für Physische Geographie an die Universität Marburg. Sein letzter Wechsel erfolgte 1992, als er die Nachfolge von Arno Semmel als Professor in Frankfurt antrat. Am 1. Mai 2002 verstarb Wolfgang Andres unerwartet, woraufhin sein Schüler Jürgen Wunderlich wiederum sein Nachfolger wurde.

Die Marburger Zeit war kennzeichnend für die Vertiefung und Ausweitung seiner in der Dissertation und Habilitation vorgezeichneten Forschungsschwerpunkte. Dort arbeitete er in eigenen Teilprojekten in den DFG-Schwerpunktprogrammen „Geomorphologische Detailkartierung in der Bundesrepublik Deutschland“ und „Vertikalbewegungen und ihre Ursachen am Beispiel des Rheinischen Schildes“ mit. Im Rahmen des Schwerpunktprogramms „Archäometrie“ erfolgten interdisziplinäre Untersuchungen zur Paläogeographie des Nildeltas. In Frankfurt kam das neue DFG-Schwerpunktprogramm „Wandel der Geo-Biosphäre während der letzten 15.000 Jahre“ hinzu, in welchem er mehrere Großprojekte leitete. Bereits in Marburg begann sein prägendes Engagement in der Wissenschaftsorganisation und -koordination. Er war Mitglied im „Nationalen Komitee für Global Change Forschung“, im Zentralausschuss für Deutsche Landeskunde und in der Senatskommission der DFG für „Geowissenschaftliche Gemeinschaftsforschung“. Zudem war er Wissenschaftlicher Beirat des IDNDR und DFG-Fachgutachter für Physische Geographie. Durch seine interdisziplinäre Forschungsarbeit fand er über die Geographischen Institute hinaus Anerkennung.

 

Quellen

  • Dittmann, A. und J. Wunderlich [Hrsg.] (1999): Geomorphologie und Paläoökologie. Festschrift für Wolfgang Andres zum 60. Geburtstag. In: Frankfurter Geowissenschaftliche Arbeiten, Serie D, Physische Geographie. Band 25. Frankfurt am Main.
  • Wunderlich, J. (2014): Mündliche Mitteilungen.

Kim-Jennifer Tetzlaff, Prof. Dr. Wolfgang Andres – Lehrer, Forscher und Wissenschaftsmanager, in: USE: Universität Studieren / Studieren Erforschen, 13.07.2014, URL: http://use.uni-frankfurt.de/geopgraphie/tetzlaff/.