Prof. Dr. Anneliese Krenzlin

von Mareike Göllner und Julia Ackermann

1962 ist es so weit: Anneliese Krenzlin wird erste ordentliche Professorin für Geographie in Deutschland. Bis dahin war es jedoch ein langer Weg. 1903 wurde Krenzlin in Arnsberg (Nordrhein-Westfalen) als Tochter eines Beamten geboren. Nach dem Abitur studierte Krenzlin von 1924-1932 Geographie, Deutsch und Geschichte in Freiburg, Kiel und Berlin. Es folgte eine Tätigkeit als Studienassessorin an verschiedenen Berliner Schulen.

Ihrer Zielstrebigkeit verdankte sie von 1939-1947 eine Anstellung als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Forschungsbeauftragte am Geographischen Institut der Berliner Universität. Anschließend arbeitete Krenzlin bei der Hauptverwaltung für Land- und Forstwesen in Berlin und konnte nach nur einem Jahr ihre universitäre Karriere fortsetzen. So lehrte sie zunächst in Rostock, später in Greifswald als Dozentin für Geographie. 1953 zog Krenzlin nach Frankfurt am Main und folgte dem Ruf von Professor Lehmann an die dortige Universität. Ein knappes Jahrzehnt später erhielt sie in Frankfurt, als erste Frau Deutschlands, eine ordentliche Professur für Geographie.

Krenzlin setzte sich vor allem mit siedlungsgeographischen Forschungsthemen auseinander. Bereits in ihrer Promotionsarbeit (1930) beschäftigte sie sich mit der „Kulturlandschaft des hannöverschen Wendlands“ und auch die Habilitationsschrift von 1950 („Dorf, Feld und Wirtschaft im Gebiet der großen Täler und Platten östlich der Elbe“) spiegelte dieses Forschungsinteresse wider. Zu Krenzlins untersuchten Themenkomplexen zählen unter anderem die Siedlungsgenese im Zuge der deutschen Ostkolonisation, die Entstehung der Gewannflur in Süddeutschland und die Wüstungsforschung.

Richtungsweisend waren insbesondere Krenzlins Beiträge zur Anpassung der Siedlungs- und Flurformen an die jeweils vorliegende agrare Wirtschaftsform und die von ihr entwickelte Methode der Rückschreibung. Diese beinhaltet, dass man von der aktuellen Situation einer Siedlung ausgeht und sich durch das Vergleichen von Luftbildern, Karten, Flurplänen etc. immer weiter in die Vergangenheit „zurückarbeitet“. Im Idealfall lässt sich so die Entwicklung einer Siedlung von ihrer Gründung bis zur heutigen Gestalt nachvollziehen.

Krenzlins gründliche Arbeitsweise und umfassende Forschungsleistung hat auf verschiedene Weise Ehrung und Würdigung erfahren. So war sie von 1936-1939 Stipendiatin der Forschungsgemeinschaft der deutschen Wissenschaften. Im Jahr ihrer Emeritierung 1971 erhielt sie die Robert-Gradmann-Medaille, wurde Ehrenmitglied der Historischen Kommission Berlin und Ehrenvorsitzende der Frankfurter Geographischen Gesellschaft.

1993 starb Anneliese Krenzlin in Kelkheim/Taunus.

 

Quellen

  • Hauck, P. (2009): Die Geographie an der Universität Greifswald nach dem Zweiten Weltkrieg (1945-1968). Raum und Zeit, 71 S.
  • Krenzlin, A. (1983): Beiträge zur Kulturlandschaftsgenese in Mitteleuropa. Gesammelte Aufsätze aus vier Jahrzehnten. Herausgegeben von Nitz, N.-J. und  H. Quirin. Wiesbaden (Steiner).
  • Universität Rostock: Catalogus Professorum Rostochiensium; cpr.uni-rostock.de/gnd/118566679 (11.05.14).
  • Kreisel, W. (2014): Persönliche Mitteilungen.
  • Sperling, W. (2014): Persönliche Mitteilungen.

Mareike Göllner und Julia Ackermann, Prof. Dr. Anneliese Krenzlin, in: USE: Universität Studieren / Studieren Erforschen, 13.07.2014, URL: http://use.uni-frankfurt.de/geopgraphie/goellner-ackermann/.