In der 1892 publizierten Denkschrift „Frankfurts Gegenwart und nächste Zukunft“ befasst sich der Autor Kanngießer mit den wirtschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Gegebenheiten und Aussichten der Stadt Frankfurt. In seinem Schlusskapitel greift er die Idee einer Universitätsgründung auf und integriert diese in die Frankfurter Stiftungstradition. Er sieht für eine solche Gründung optimale Voraussetzungen, da neben den finanziellen und politischen Voraussetzungen in Frankfurt zahlreiche wissenschaftliche Stiftungen vorhanden seien. [Anm. 1] Dadurch könne Frankfurt hinsichtlich der „Pflege von Kunst und Wissenschaft (…) getrost den meisten Städten von gleicher Größe in Deutschland die Stirne bieten.“ [Anm. 2]

Allerdings, so Kanngießer, sei hier „kein Vereinigungspunkt (…), welcher ein wirklich wissenschaftliches Leben ermöglicht.“ [Anm. 3] Er zählt dann die zahlreichen wissenschaftlichen Stiftungen in Frankfurt auf und stellt fest: „Es leuchtet ein, daß alle diese Bildungsmittel, ohne im Geringsten ihrer speziellen Bestimmung entfremdet zu werden, was weder zweckmäßig noch ausführbar wäre, doch recht gut einem größeren und allgemeinen Zwecke dienstbar gemacht werden können.“ [Anm. 4] Der Zusammenschluss dieser Institute solle, so fordert er weiterführend, „nach dem Muster der freien Universität in Brüssel (gegründet 1837) und genau angepaßt [an] den Bedürfnissen des modernen Lebens (…)“ [Anm. 5] geschehen.

Diese Denkschrift ist rückblickend daher bedeutend, weil einer der maßgeblichen Gestalter der Universität, Adickes, nachhaltig beeinflusst wurde. [Anm. 6]

Anmerkungen

[1] Vgl. Kanngießer, Frankfurts Gegenwart, S. 56ff.

[2] Ebd., S. 56.

[3] Ebd., S. 56.

[4] Ebd., S. 58.

[5] Ebd., S. 58.

[6] Vgl. Adickes, Persönliche Erinnerungen, S. 6. Zu Adickes, vgl. Koch, Franz Adickes; Klötzer, Franz Adickes; Adickes u.a., Franz Adickes.