Planung des Projekttages

Im Rahmen des Seminars "Project-based learning" fanden wir uns in einer Kleingruppe von drei Lehramtsstudentinnen zusammen, um einen Projekttag für eine Klasse im Fach Englisch zu planen. Die erste Herausforderung war zunächst, Kontakt zu einer Schule aufzunehmen, die bereit war, uns eine Klasse zur Verfügung zu stellen. Dies wollten wir vorerst klären, um ein für die Lerngruppe passendes Projekt entwerfen zu können. Aufgrund bereits bestehender Kontakte zur "Dreieichschule" in Langen, stellte dies kein großes Problem dar und innerhalb kürzester Zeit stand fest: das Projekt würde in einer siebten Gymnasialklasse stattfinden.

Nun ging es als Nächstes an die konkrete Planung des Projektes, wobei wir uns an den "five basic steps" von Patton orientierten (35-66). Hiernach befanden wir uns in der ersten Phase- der Ideenfindung (35-41). Wichtig zu beachten seien in diesem Schritt drei Leitfragen:

 1. Wird das Projekt die SchülerInnen erreichen?

  • Ist der Lernort bedeutsam für die SchülerInnen?
  • Wird das am Ende entstandene Produkt bedeutsam und brauchbar für andere und der Erarbeitungsprozess somit authentisch für die SchülerInnen sein?
  • Werden die SchülerInnen ausreichend motiviert sein, sodass sie bereit sind, freiwillig Arbeit und Zeit in das Projekt zu investieren?
  • Orientiert sich das Projekt ausreichend an den Interessen und Vorlieben der SchülerInnen? (36)

 2. Wird das Projekt mich als Person erreichen?

  • Um die SchülerInnen für das Projekt begeistern zu können, sei es eine grundlegende Voraussetzung selbst an dem Thema interessiert zu sein. Ohne die eigene Motivation und Begeisterung für das Projekt, sei es kaum möglich Motivationstiefs der SchülerInne zu überwinden und aufzufangen. Ein ernsthaftes Interesse am Endprodukt, welches die Lehrperson für genauso sinnvoll hält, wie sie es versucht den SchülerInnen zu vermitteln, sei demnach essentiell für das Gelingen einer solchen Arbeit. (36)

 3. Werden meine SchülerInnen etwas Bedeutsames durch dieses Projekt lernen?

  • Damit dies gesichert ist, sei es sinnvoll gleich zu Anfang eine Liste zu erstellen, in welcher die Lehrperson die Kompetenzen und Lernziele festhält, die die SchülerInnen am Ende des Projekts erreicht haben sollen. Dies beziehe sich sowohl auf fachliche, als auch übergeordnete Lernziele. (37)

Nach Rücksprache mit der Englischlehrerin Birgit K., welche die Lerngruppe schon lange unterrichtet und die einzelnen SchülerInnen daher gut kennt, fanden wir heraus, dass die Klasse insgesamt sehr tierlieb sei und ein Projekttag im Zoo sicherlich in das Interessengebiet der SchülerInnen falle. Auch wir, in der Kleingruppe der Teamleiter, konnten uns gut damit identifizieren und uns vorstellen zu dieser Thematik ein Projekt zu entwickeln. Erste Ideen waren, die Lerngruppe in kleine Arbeitsgruppen, an verschiedenen Stationen arbeiten zu lassen. Hierbei würden sie die Möglichkeit erhalten mit einem Reading Pen (siehe Methodik) zu arbeiten, durch welchen die Tiere an den verschiedenen Stationen mit den SchülerInnen sprechen und Arbeitsaufträge verteilen würden. Die Schwierigkeit lag jedoch nun dabei, das Projekt authentisch zu gestalten, sodass es sinnvoll war, ein Englischprojekt im Zoo stattfinden zu lassen.

In einer Reflexionsstunde, in der wir Teamleiter des „Projekt Zoo“ den anderen TeilnehmerInnen des Seminars "Project-based learning"unsere grobe Idee vorstellten, erhielten wir zuerst eher negative Kritik. Der Lernort sei für ein Englischprojekt völlig unpassend, es sei zu konstruiert und unnecht dort den SchülerInnen die Fremdsprache näher bringen zu wollen. Außerdem fehle jeglicher realer Bezug, der den SchülerInnen die Bedeutsamkeit der Verwendung der Fremdsprache erklären könnte. Am Ende entstehe kein Produkt, kein Ergebnis, auf das die SchülerInnen hinarbeiten und woraus sie ihre Motivation ziehen könnten. Abschließend sei es bestimmt ein schöner Tag im Zoo, jedoch für ein Projekt eines Englisch Didaktik Seminars unzureichend.

Wir setzten uns anschließend noch einmal in unserer Kleingruppe zusammen und zweifelten nun, ob unser Thema doch nicht so überzeugend war, wie wir es uns vorstellten. Dennoch wollten wir es so schnell nicht aufgeben, da die Idee uns alle von Anfang an begeisterte. Wir mussten uns also eine Lösung einfallen lassen. Folglich verabredeten wir uns in der Kleingruppe für einen Tag im Frankfurter Zoo, wo unser Projekt stattfinden sollte. Wir erkundeten die lokalen Örtlichkeiten und plötzlich kam uns die Idee: Vor circa einem Jahr starb ein Nilpferd, weil es einen Tennisball gegessen hatte, den vermutlich ein/e Besucher/in des Zoos in dessen Gehege warf. Die "essential question" (38) des Projektes sollte nun sein: "Was ist im Zoo tragisches passiert?" "Wie ist es passiert und wer ist dafür verantwortlich gewesen?". Die SchülerInnen sollten in Kleingruppen, begleitet durch je eine Studentin (uns Teamleiter) bzw. eine Gruppe durch die Lehrerin, von Station zu Station mehr über den Vorfall erfahren und sich erarbeiten. Der Anlass das Projekt auf Englisch zu bearbeiten war, dass der Vorfall nur auf Deutsch, nicht aber auf Englisch publiziert wurde und die SchülerInnen am Ende dazu beitragen konnten, dass ihr Bericht darüber, in welcher Form dies geschah wird in der Durchführung genauer erläutert, international zugänglich, für Personen die nicht Deutsch sprechen, gemacht werden könnte. Somit schafften wir es letztendlich doch, einen realen Bezug für die SchülerInnen zu schaffen und einer Fragestellung nachzugehen, die eine wirkliche Bedeutsamkeit außerhalb des Schulkontextes darstellt. Die SchülerInnen würden nun also in der Lage sein, durch das selbst erarbeitete Produkt, welches am Ende entstehen sollte, einen realen Beitrag zu einer echten Thematik zu leisten.

Da wir nun die Idee des Projektes ausgearbeitet und reflektiert hatten, konnten wir den Ablauf des Projekttages konkreter planen, die Materialien entwerfen und die einzelnen Stationen gestalten. Im Folgenden wird dies genauer erläutert.

 

Quellen: 

  • Patton, A. Work that matters. Illst. J. Robin. The teacher's guide to project-based learning. Paul Hamlyn Foundation. 2012. Print.

Pia-Marie Hohmann, Jana Lehrian und Elena Mishchenko, Das Project Zoo: Combining Project-based learning to make aware of the right behaviour with zoo animals within extracurricular places, in: USE: Universität Studieren / Studieren Erforschen, 05.10.2015, URL: http://use.uni-frankfurt.de/pbl/projectzoo.

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