Erfahrung mit diesem Projekt - Bewertung des Tages

Alles in allem war der Projekttag, der in einer fünften Klasse eines Gymnasiums in Frankfurt am Main durchgeführt wurden, ein Erfolg. Die Schülerinnen und Schüler, die im Vorfeld unsicher waren, was auf sie zukommen würde und sich zum Teil skeptisch zu der Tatsache geäußert hatten, dass sie einen ganzen Schultag nur Englisch haben würden und sich auf Englisch verständigen sollten, waren von ihrer „Reise nach Schottland“ begeistert. Trotz der sie fordernden, oft anstrengenden Stationsarbeit, arbeiteten fast alle Kinder durchgängig aufmerksam und eifrig mit. Dies schien auch an der Kombination von neuen, herausfordernden und authentischen Lernsituationen und einer Vielzahl spielerischer Elemente, gepaart mit einer realitätsnahen Simulation der Reise zu liegen, die den Kindern den Eindruck vermittelte, sich wirklich in einem Urlaub in Schottland zu befinden.

 

Dennoch ist zu bemerken, dass der Projekttag nicht wie geplant durchgeführt werden konnte. Gedacht war im ersten längeren Teil des Tages bis zur Mittagspause an den unterschiedlichen Stationen zu arbeiten und in der zweiten kürzeren Hälfte des Tages die "Highland Games" abzuhalten. Da aber die Stationen „Pub“, „Hotel“ und „Supermarkt“ weitaus mehr Zeit in Anspruch nahmen als geplant, entschieden wir uns dafür, die "Highland Games" auf einen anderen Tag zu verlegen, um die Stationsarbeit nicht abbrechen zu müssen und allen Gruppen die Möglichkeit zu geben, jede einzelne Station kennen gelernt zu haben. Im Nachhinein schien dies die richtige Entscheidung gewesen zu sein, da wir die einzelnen Stationen sonst nur oberflächlich hätten anreißen können, stark hätten kürzen oder ganz weglassen hätten müssen, was zu einem erheblichen Qualitätsverlust des Projekttages geführt hätte.

 

Weiterhin zeigten sich die Schülerinnen und Schüler nach der Stationsarbeit erschöpft, was ebenfalls für eine Verlegung der "Highland Games" auf einen anderen Tag sprach, um sie aufmerksamer und frischer an die Spiele gehen zu lassen und so zu einer besseren Festigung des zuvor erworbenen Wissens beizutragen. In der Retrospektive stellte sich auch die Einrichtung von sogenannten „Pufferstationen“, den Transportstationen, als äußerst wichtig heraus, da die Stationen letztendlich einen voneinander abweichenden Umfang aufwiesen und die verschiedenen Gruppen zudem unterschiedlich viel Zeit benötigten, um die Arbeit an den einzelnen Stationen abzuschließen. So wurde verhindert, dass sich plötzlich zwei Gruppen an ein und derselben Station befanden. Dennoch hatte dies zur Folge, dass sich die ursprüngliche Reihenfolge der Stationen für bestimmte Gruppen änderte. Um diese „Pufferstationen“ jedoch zu entlasten und einen geplanten Ablauf der Stationen zu gewährleisten, wäre es ratsam, die Stationen besser zeitlich aneinander anzupassen, wobei ein kurzer Leerlauf von einigen Minuten zwischen einzelnen Stationen ebenfalls von Vorteil ist, da er den Schülerinnen und Schülern eine kurze Pause verschafft und so für höhere Aufmerksamkeit an den Stationen selbst sorgen kann.

 

Insgesamt hat der Projekttag unserer Gruppe ebenfalls viel Spaß gemacht. Es war schön zu sehen, dass sich die ganze Mühe und Anstrengung im Vorfeld des Projekttages gelohnt hat. Generell würden wir den Projekttag jederzeit wiederholen, dieses Mal jedoch von Anfang an als zweigliedriges, auf zwei Tage verteiltes Projekt.

Bilder der gemeinsamen Evaluation an der Tafel

Antworten auf die Fragen: Did you speak more English or German? How did you like speaking English? How were the tasks?
Antworten auf die Frage: Did you like the day?

Gemeinsame Evaluation an der Tafel

Um den Projekttag auszuwerten, haben wir uns entschieden auf zwei unterschiedliche Methoden zurückzugreifen. Auf der einen Seite mussten die Schülerinnen  und Schüler eine Postkarte an uns schicken, auf der anderen Seite haben wir gemeinsam den Tag an der Tafel ausgewertet. Da es bei der Postkarte eher um eine allgemeine Auswertung ging, wie ihnen der Tag gefallen und was ihnen besonders Spaß gemacht hat, sollte diese Auswertung gezielter auf die Sprachnutzung der Schülerinnen und Schüler eingehen. 

 

Als Hilfsmittel zur Visualisierung haben wir uns für eine Dartscheibe entschieden, auf welcher die Schülerinnen und Schüler durch ankreuzen ihre Bewertung abgeben. Die Skala der Dartscheibe geht von innen nach außen, wobei es nach außen hin abnimmt (z. B. von viel Englisch gesprochen bis wenig Englisch, also viel Deutsch gesprochen). Alle Schülerinnen und Schüler kommen gleichzeitig, bzw. in Gruppen nach vorne. So wird sichergestellt, dass sich keiner von ihnen beobachtet fühlt. Die Beeinflussung durch die Anwesenheit der Lehrkraft soll so möglichst klein gehalten werden. Bei dieser Methode haben wir vier Fragen gestellt.

 

Die erste Frage war allgemein gehalten, wie ihnen der Tag gefallen hat. Sie diente vor allem dazu, die Schülerinnen und Schüler mit der Methode vertraut zu machen. Nach der Auswertung kann man ablesen, dass ihnen der Tag viel Freude bereitet hat und als ein positives Erlebnis in Verbindung mit Sprachunterricht gewertet werden kann. Die weiteren drei Fragen thematisierten die Sprache Englisch selbst: 

  1. Habt ihr viel Englisch gesprochen? (Innen viel Englisch/ außen viel Deutsch) - Wertet man diese Zeichnung aus, so kommt man zu dem Ergebnis, dass die meisten Schülerinnen und Schüler, nicht wie vorgegeben, den ganzen Tag Englisch geredet haben. Über die Ursachen dafür lassen sich nur Vermutungen anstellen.
  2. Wie leicht oder schwer fiel es euch, Englisch zu sprechen?(Innen leicht/außen schwer) - Hier lässt sich ablesen, dass es den meisten Schülerinnen und Schülern nicht sehr einfach gefallen ist, Englisch zu sprechen. Bezieht man diese Auswertung auf die Frage davor, kann sie als Erklärungsansatz dienen, warum viele Schülerinnen und Schüler viel Deutsch gesprochen haben. 
  3. Wie fandet ihr die Aufgaben? (Innen leicht/ außen schwer) - Bei der Auswertung lässt sich erkennen, dass die meisten Schülerinnen und Schüler keine Probleme mit dem Schwierigkeitsgrad der Aufgaben hatten. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die Aufgaben dem Niveau einer fünften Klasse angemessen waren. Da die meisten kein Problem mit den Aufgaben hatten, scheint kein Zusammenhang zwischen der Schwierigkeit der Aufgaben und der Menge an gesprochenem Englisch zu bestehen. 

Postkarten als Evalutionsmöglichkeit

Die Postkarten, die von den Schülern am Ende des ersten Projekttages an unsere Projektgruppe geschrieben wurden, gaben Aufschluss über die Schülermeinungen zu unserem Projekttag. Einige Schüler schrieben uns auf Englisch. Mit Bildern und kurzen Texten versehen, nahmen wir die Postkarten in der darauffolgenden Woche entgegen und fühlten uns in unserer eigenen Einschätzung des Tages bestätigt. Die 5. Klasse äußerte sich durchweg positiv und bedankte sich vielfach für unseren Projekttag. Die Methode des Feedbacks durch Postkarten passt inhaltlich zur Reise, die wir mit den Kindern unternommen haben und das Format war für die Kinder interessant und motivierend. Die Klasse gab sich bei der Gestaltung sehr viel Mühe, wie an ein paar ausgewählten Beispielen deutlich wird.

Bewertung des Lernerfolgs

Inwieweit bei den Schülerinnen und Schülern durch die Teilnahme an dem Projekttag ein deutlich messbarer Lernerfolg stattgefunden hat, ist schwierig zu beurteilen, da wir als Gruppe nicht mit dem Leistungsstand der Klasse zum Zeitpunkt der Durchführung des Projekts vertraut waren.

 

Dennoch ist festzustellen, dass die Kinder schon nach kurzer Zeit einen inhaltlichen Zusammenhang zwischen den einzelnen Stationen erkannten und Vokabeln und Redewendungen, die sie bei der Arbeit an bestimmten Stationen gelernt hatten, auch bei anderen Stationen anwendeten. So übertrugen sie z.B. die beim Check-in im Hotel verwendeten Fragen zum Frühstück auf ihre Bestellungen im Pub und schienen auch schnell die Bedeutung des höflichen Gesprächsaustausch erkannt zu haben, da sie hier oftmals mit „Yes, please“, einer Redewendung, die sie bei der Hotel-Station kennengelernt hatten, antworteten. Hatten die Schülerinnen und Schüler zuvor an der Pub-Station gearbeitet, war bei der Durchführung der Supermarkt-Station zu bemerken, dass den Kindern der spontane Vortrag des Rollenspiels zum Thema „Einkaufen“ leichter fiel und sie relativ schnell mit Fragen wie „Could I have…?“ und Entgegnungen wie „Here you are“ ohne Zuhilfenahme der ihnen zur Verfügung gestellten „phrases“ reagieren konnten.

 

Während viele Schülerinnen und Schüler vor Beginn des Projekttages zudem Befürchtungen zum Ausdruck gebracht hatten, den ganzen Tag Englisch zu einem ihnen unbekannten Thema sprechen zu müssen, äußerten sich alle Schülerinnen und Schüler am Ende des Tages äußerst positiv und gaben an, dass es ihnen Spaß gemacht habe, einen ganzen Tag lang Englisch zu haben. So schien der realitätsnahe, spannende Lernhintergrund, die Reise nach Schottland, und die spielerische Gestaltung des Projekttages ihnen die Scheu davor genommen zu haben, sich auf Englisch zu äußern und so sprachen sie im Verlauf des Projekttages immer bereitwilliger Englisch. Ob die Schülerinnen und Schüler auch längerfristig an Selbstvertrauen gewonnen haben, sich in der Fremdsprache auszudrücken, kann allerdings nur der Verlauf des Schulunterrichts zeigen.

Janine Belz, Christina Hartmann, Paula Heitz und Luisa Nolka, A Journey to Scotland, in: USE: Universität Studieren / Studieren Erforschen, 27.01.2015, URL: http://use.uni-frankfurt.de/pbl/scotland/.

Alle Bilder und Materialien sind urheberrechtlich geschützt.

Nach oben